Bundestags-Kandidat der AfD Bundestags-Kandidat der AfD : Andreas Mrosek fordert mehr Bürgerbeteiligung

Dessau - Seit April 2016 sitzt Andreas Mrosek aus Dessau-Roßlau für die AfD im Landtag Sachsen-Anhalts. Sie hat die Politik im Parlament verändert. Aber auch intern Querelen ausgefochten. Mrosek will nun in den Bundestag - und dort mehr mit entscheiden. MZ-Redakteurin Lisa Garn hat mit ihm gesprochen.
Herr Mrosek, sie waren Schiffsführer. Wo ist es gefährlicher - auf hoher See oder in der AfD?
Andreas Mrosek: Beide Jobs sind schön. Und politischen Streit gibt es auch in anderen Parteien - oder meinen Sie, in der Kenia-Koalition wird nicht gestritten?
Vielleicht bekommen Sie von Querelen im Landtag bald weniger mit. Warum wollen Sie in den Bundestag?
Die AfD hat sich 2013 mit dem Ziel Bundestag gegründet. Als Landespolitiker kann ich auf ein paar Themen wenig Einfluss nehmen, auf Bundesebene schon. Wir wollen als starke Opposition einziehen und bei weitreichenden Entscheidungen mitbestimmen. Und dem Bundestag auf die Finger gucken. In Sachsen-Anhalt hatten wir vehement die Aufklärung der Affäre um Beraterverträge gefordert, die am Landtag vorbei vergeben wurden. Gut vorstellbar, dass es diesen Sumpf auch im Bundestag gibt.
Andreas Mrosek wurde 1958 in Dessau geboren. Er studierte Navigation an der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow. 1984 legte er das Abitur ab. 1989 schloss er als Diplom-Ingenieur für Schiffsführung ab und arbeitete auf mehreren Schiffen. Ab 2007 war Mrosek Kanalsteuerer auf Hochseeschiffen im Nord-Ostseekanal. Er war auch Ringer bei der BSG Motor Dessau und mehrfach Weltmeister im Bankdrücken (Gewichtsklasse bis 125 Kilo). 2013 trat Andreas Mrosek in die AfD ein. 2014 kandidierte er als AfD-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl. Er landete mit 6,7 Prozent der Stimmen auf dem vierten Platz. Zwei Jahre später holte er das Direktmandat im Wahlkreis. Andreas Mrosek ist verheiratet und hat zwei Kinder, die Tochter ist 30 Jahre, der Sohn 18.
Für welche inhaltlichen Themen wollen Sie kämpfen?
Ich leite den Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr. Diese Schwerpunkte will ich weiter setzen: eine bessere Infrastruktur und Wirtschaftspolitik. Dazu gehören für unsere Region die Ortsumfahrung Roßlau und die Nordumgehung für Wittenberg. Es braucht eine schnelle Mittelfreigabe und schnelles Baurecht. Ich unterstütze auch den Elbeausbau. Wir müssen mehr Gütertransport auf das Wasser und auch auf die Schiene bringen - als preiswerte Alternative und um Straßen zu entlasten.
Wie wollen Sie Familien fördern und Bildung stärken?
Ich fordere freie Kita-Plätze und ausgewogenes Essen in Kitas und Schulen, ebenfalls kostenfrei. Wir brauchen auch einheitliche Lehrpläne und Schulbücher in ganz Deutschland. Und eine Rücknahme der Studienreform Bologna: Wir müssen deutsche Standards einführen, der Abschluss als Diplom-Ingenieur war einmal hoch angesehen. Wichtig sind auch die Digitalisierung ländlicher Räume, die bessere Förderung für Olympische Sportarten, die keine Olympia-Stützpunkte mehr haben. Ebenso muss es eine Rentenreform geben, eine Angleichung in Ost und West.
Und wie soll das alles finanziert werden?
Man muss Mittel anders verteilen. Für die Gender-Forschung, ich nenne es Gender-Wahn, muss Geld gestrichen und für die EU Mittel reduziert werden. Und Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive müssen konsequent abgeschoben werden, um die Sozialsysteme zu entlasten.
Wollen Sie einen Austritt aus der EU?
Ich sehe die EU kritisch, weil zu viel am Bürger vorbei entschieden wird und Nationalstaaten zu kurz kommen. Über einen Verbleib sollten deutsche Bürger abstimmen. Ich will sowieso Volksentscheide: Zur Wahl des Bundespräsidenten oder zur Frage der Währung. Vielleicht war die EU eine gute Idee, der Euro nicht, weil er ständig gerettet wird.
In England hatte das Volk für den Brexit entschieden - jetzt bereuen viele. Braucht es für weitreichende Entscheidungen nicht mehr als nur ein Bauchgefühl?
Es wird immer Pro und Contra geben. Aber Bürger haben ein Recht darauf, mehr zu entscheiden als nur Wahlen. Und dann müssen sie natürlich ausreichend Informationen bekommen. Auch TTIP darf nicht hinter verschlossenen Türen beraten werden.
Die AfD malt oft ein Untergangsszenario: Geht es Deutschland so schlecht?
Dass es gut geht, kann man nicht sagen. Schauen Sie sich doch einmal die Kinderarmut oder Altersarmut an. Die Familien, in denen Eltern oder Alleinerziehende drei Jobs machen müssen, um über die Runden zu kommen.
Gibt es in der AfD eine Nähe zu rechtsextremen Strukturen?
In einer Chat-Gruppe hatten auch Mitglieder aus Dessau-Roßlau ausländer- und demokratiefeindlich kommentiert.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass es Sympathisanten gibt. Mir sind aber keine Mitglieder bekannt, die in der rechten Szene sind. Die beiden aus der Chatgruppe haben eine Abmahnung bekommen, einer ist nicht mehr in der AfD. (mz)