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Bruderduell im Ostderby Bruderduell im Ostderby: DRHV gegen Dresden ist auch Max gegen Oskar Emanuel

Von Tobias Grosse 18.12.2020, 14:57
Max (li.) und Oskar Emanuel im Videointerview.
Max (li.) und Oskar Emanuel im Videointerview.   screenshot/grosse

Dessau/Dresden - Kai Emanuel schüttelt den Kopf. „Es ist nicht so, dass wir uns Trikots geschneidert haben, auf denen vorne Dessau und hinten Dresden steht.“ Der 52-Jährige lacht, ganz so abwegig ist die Frage nach dem Outfit aber nicht.

Denn wenn der Dessau-Roßlauer HV an diesem Freitagabend, 19.30 Uhr, den HC Elbflorenz Dresden zu Gast haben wird, ist das nicht nur wegen des Derbycharakters ein ganz besonderes Handballspiel, oder weil beide Teams aus sportlicher Sicht mal wieder einen Sieg in der 2. Bundesliga nötig hätten.

Für die Emanuels in Delitzsch ist es vor allem deswegen speziell, weil es das erste Aufeinandertreffen zwischen ihren Söhnen Max und Oskar geben wird. Erstgenannter grinst: „Für unsere Eltern ist das praktisch, sie müssen diesmal nur einen Laptop anmachen“, sagt der vier Jahre ältere Bruder, der beim DRHV spielt.

Das Derby war in der Familiengruppe der Emanuels bislang kein Aufregerthema

Nun war es in den letzten Tagen aber nicht so, dass das erste Bruderduell die Familiengruppe der Emanuels im Kurznachrichtendienst Whatsapp gesprengt hat. Das Spiel sei bislang eher wenig Thema gewesen, weil weder Familie noch Freunde in der Anhalt-Arena dabei sein können.

Aber auch, weil Kai Emanuel als Landrat in Nordsachsen aktuell aufgrund der hohen Coronazahlen andere Sorgen hat - und überhaupt hoffen muss, das Spiel der Söhne sehen zu können. „Derzeit stehen andere Themen als Handball im Vordergrund“, so der Politiker. Aufgeregt ist er dennoch. „Wenn die Söhne zum ersten Mal gegeneinander spielen, ist das natürlich etwas Besonderes.“

Zwei Tage vor dem Spiel und während des Videokonferenzinterviews, das aufgrund der aktuell geltenden Regeln anstelle eines realen Treffens herhalten muss, haben die Emanuel-Brüder, Max, 26, und Oskar, 22, noch keine genaue Vorstellung davon, wie es wohl sein wird, zum ersten Mal gegeneinander zu spielen.

Beide Brüder sind Linkshänder - ein direktes Duell wird es nur selten geben

Da beide Linkshänder sind, wird es nur selten zu direkten Zweikämpfen kommen. Beide versuchen daher, das Familienduell etwas herunterzuspielen. „Es wird zwar schon etwas Besonderes, wenn man den jeweils anderen bei der Erwärmung auf der anderen Seite sieht. Aber wir sind auch professionell genug, dass das eigene Team und der Sieg im Vordergrund stehen“, sagt Max Emanuel.

Es würde sich vielleicht anders anhören, wenn beide Clubs in den letzten Wochen nicht so wenig gepunktet hätten. Der DRHV hat von den letzten sechs Spielen nur eins gewonnen und vier verloren, dazu jetzt dreimal in Serie in der zweiten Hälfte eine komfortable Führung verspielt. Dresden hat in den letzten sechs Spielen ebenfalls vier Niederlagen einstecken müssen (zwei Siege) und hatte in den letzten Tagen personell einige Sorgen. „Für beide Teams steht so langsam mal wieder ein Erfolg an“, sagt Max Emanuel.

Bruder haben ein enges Verhältnis - gerade nach der Rückkehr von Max Emanuel nach Leipzig

Der vier Jahre ältere und fünf Zentimeter größere der Brüder, ist im Sommer nach fünf Jahren in Bietigheim in seine Heimatregion zurückgekehrt. Er hat beim DRHV einen Zweijahresvertrag unterschrieben und lebt und arbeitet in Leipzig. Dass er wieder zurück ist, freut freilich auch Oskar Emanuel, der in Dresden neben dem Handball Verkehrsingenieurswesen studiert. Beide haben seit jeher ein enges Verhältnis zueinander.

„Als wir Kinder waren, war es zwar schon noch so, dass ich hin und wieder aufgemuckt habe und Max mir zeigen musste, wo die Grenzen sind“, erzählt Dresdens Rückraumspieler. „Aber als er dann mit 13 aufs Internat gegangen ist, haben wir so richtig schätzen gelernt, was wir aneinander haben.“ Heute sind sich die Brüder gegenseitig wichtige Ansprechpartner und Ratgeber. „Wir können uns immer über alles unsere Meinung sagen, wissen aber auch, wie man es ausdrückt“, so Max Emanuel. Wichtig sei auch: „Wir wollen den anderen nie in seiner Entscheidung beeinflussen.“

Sportlich sind sich die beiden Brüder sehr ähnlich - nicht nur wegen der Größe von 1,95 Meter

Auch sportlich sind sich Max und Oskar Emanuel sehr ähnlich. Beide sind keine 1,95 Meter großen Wurfmaschinen im Rückraum, sondern kommen über das spielerische Element. „Oskar hat im Vergleich noch ein bisschen mehr Ruhe“, meint Max Emanuel. Der dagegen hätte die größere Durchsetzungskraft, entgegnet der jüngere Bruder. Beide sind über ihren Heimatverein Concordia Delitzsch und den SC DHfK Leipzig auch den ähnlichen Weg gegangen.

„Ich wollte Max immer nacheifern“, erzählt Oskar Emanuel, der als Knirps ab und an im Team des vier Jahre älteren Max’ mitspielen durfte. Dessen Karriere - der DRHV-Zugang hat es in die Juniorennationalmannschaft geschafft und dort unter anderem die U18- und U20-EM gewonnen - war Antrieb, aber auch Druck für Oskar Emanuel. „Druck hast du als kleiner Bruder immer, man wird immer gemessen, ob in der Schule oder beim Handball.“ Er war früher ebenfalls im Junioren-Nationalteam. „Druck war immer auch ein Anreiz für mich.“

An diesem Freitagabend wird das nächste handballerische Kapitel in der Familie Emanuel geschrieben. Danach fehlt im Grunde nur noch, dass beide einmal im Männerbereich zusammenspielen. Es war schon einmal Thema. „Den Wunsch hat bislang nur unsere Mama konkret geäußert“, erzählt Max Emanuel, „so müsste sie nur noch in eine Halle.“ Dass nun ein Laptop reicht, um beide Söhne gleichzeitig spielen zu sehen, ist immerhin ein Anfang.

››Sportdeutschland.tv überträgt das Derby an diesem Abend ab 19.30 Uhr. (mz)