Bombenverdacht in Dessau Bombenverdacht in Dessau: Werden tausende Menschen und viele Einrichtungen evakuiert?

Dessau - Eigentlich sollte es noch gar nicht publik werden. Doch die Gerüchteküche kochte bereits in Stadtteil Siedlung/Ziebigk: Auf einer Baustelle am Kreisverkehr An den sieben Säulen liegt möglicherweise eine Bombe. Trifft der Verdacht zu, müssten tausende Menschen und diverse soziale Einrichtungen evakuiert werden.
Bei Baugrunduntersuchungen sei in drei Metern Tiefe ein „Verdachtsfall“ gefunden worden, berichtet Bauherr Andreas Kopf. Und das offenbar schon im März. Denn so lange würden die Bauarbeiten bereits ruhen, „weil der Kampfmittelbeseitigungsdienst wegen Corona nicht ausrücken durfte“, so Kopf. Was es genau sei, wisse man daher noch nicht. „Am Freitag, 10. Juli, werden wir Gewissheit haben.“
Vor zwei Jahren war bereits eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden und entschärft worden
Dann werden Kräfte des Kampfmittelbeseitigungsdienstes den unbekannten Gegenstand untersuchen. Da vor zwei Jahren in dem Stadtteil bereits eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden und erfolgreich entschärft wurde, könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass es sich auch hierbei um eine Fliegerbombe handeln könnte, macht Stadtsprecher Carsten Sauer aufmerksam. „Es ist Vorsicht geboten und wir sind auf den Ernstfall vorbereitet.“
Bestätigt sich der Bombenfund, so muss das umliegende Wohngebiet am Samstag, dem 11. Juli, voraussichtlich evakuiert werden. In welchem Umkreis die Evakuierung erfolgen muss, hängt von den Erkenntnissen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ab. Der Katastrophenschutz hat drei mögliche Szenarien für den Fall einer Evakuierung entwickelt. Der Maximalradius der Evakuierungsfläche beträgt 1.000 Meter, gefolgt von 800 sowie 500 Metern. Muss das Gebiet in einem Kilometer-Radius geräumt werden, sind auch der Tierpark und der Hauptbahnhof betroffen.
Ist nur der kleinste 500-Meter-Kreis zu evakuieren, trifft es das Seniorenheim Am Georgengarten
Ist nur der kleinste 500-Meter-Kreis zu evakuieren, trifft es das Seniorenheim Am Georgengarten, das Bauhaus, die Meisterhäuser, die Hochschule Anhalt und die Anhaltische Gemäldegalerie. Ab 800 Metern liegt auch die Anhaltische Diakonissenanstalt im Evakuierungsgebiet. Die Stadtverwaltung bittet die Anwohner bereits heute darum, sich auf eine mögliche Evakuierung am 11. Juli einzustellen. Gleichzeitig aber Ruhe zu bewahren und die Entscheidung am 10. Juli abzuwarten.
Der vergleichsweise langfristige Zeitplan ist auch den Kranken- und Pflegeeinrichtungen im möglichen Evakuierungsbereich geschuldet. Das bestätigte Lutz Kuhnhold, Leiter des Amtes für Brand, Katastrophenschutz und Rettungsdienst am Montag. „Da reden wir von einer Evakuierung, die man nicht so einfach aus dem Boden stampft.“
Die Planungen liefen. Mit der Diakonissenanstalt und den anderen Einrichtungen werde nun beraten, wie die hier betreuten Menschen verlegt werden könnten und wohin. „Das ist ein riesiger Aufwand, für den wir auch auf zusätzliche Kräfte angewiesen sein werden“, kündigt Kuhnhold an und betont zugleich noch einmal, dass es sich bislang nur um einen Verdachtsfall handelt. Man könne aufgrund der Rahmenbedingungen aber nicht erst mit der Planung beginnen, sobald Gewissheit besteht.
„Der Bereich ist 60 Jahre lang nicht angefasst worden“
Eine Gefahr gehe gegenwärtig von dem Objekt, selbst wenn es sich um eine Bombe handle, nicht aus. „Der Bereich ist 60 Jahre lang nicht angefasst worden und solange keine Erdbewegungen stattfinden, ist das völlig unkritisch“, beruhigt Kuhnhold.
Zum Thema einer möglichen Notunterbringung von vermutlich sehr vielen Menschen unter Corona-Bedingungen äußerte er, dass nach früheren Erfahrungen nur wenige Anwohner Notunterkünfte nutzen würden. „Die meisten kämen bei Freunden oder Verwandten unter oder machen einen Ausflug.“ (mz)
