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Es gilt die 3G-Regel Besucher aus dem Umland schätzen Dessaus Weihnachtsmarkt -Warum sogar Bayern auf einen Glühwein vorbeikommen

Vielerorts wurden die Weihnachtsmärkte wegen hoher Corona-Zahlen abgebaut. Nicht so auf dem Dessauer Marktplatz. Mit strengen Einlasskontrollen und viel Abstand will die Stadt das weihnachtliche Treiben möglichst lange ermöglichen. Bei den Besuchern kommt das gut an.

Von Oliver Müller-Lorey 29.11.2021, 13:00
Die Eislaufbahn ist der Hit auf dem Weihnachtsmarkt. Nachdem es vor zwei Jahren nur Kunsteis gab, lässt es sich nun besser fahren.
Die Eislaufbahn ist der Hit auf dem Weihnachtsmarkt. Nachdem es vor zwei Jahren nur Kunsteis gab, lässt es sich nun besser fahren. Foto: Thomas Ruttke

Dessau/MZ - Astrid Erhardt lässt den Blick vom Riesenrad über die gut gefüllte Eisfläche zurück zum Glühweinstand schweifen und atmet tief durch. „Wir genießen wirklich, dass das hier wieder möglich ist“, sagt die Besucherin des Dessauer Weihnachtsmarktes am Samstagnachmittag. Es nieselt leicht, doch die vielen Lichter versprühen eine heimelige Stimmung vor der Kulisse des Rathauses.

Aus Bayern zum Glühwein

Zusammen mit Ehemann Marko und ihrer elfjährigen Tochter Sabrina ist die Familie eigens aus dem bayerischen Markt Indersdorf bei Dachau angereist, um neben der Großmutter, die 92 wird, auch den Weihnachtsmarkt zu besuchen. „Denn wir in Bayern haben ja keinen mehr“, sagt Marko Erhardt, um ironisch anzuschließen: „Weihnachtsmärkte sind schließlich die Pandemietreiber schlechthin. Volle Fußballstadien mit 35.000 Zuschauern, die noch immer erlaubt sind, dagegen nicht.“ Es sind der pure Sarkasmus und das Kopfschütteln über die nicht immer nachvollziehbaren Corona-Regeln, die aus ihm sprechen. Tochter Sabrina ist das egal, sie freut sich auf das Essen auf dem Weihnachtsmarkt. „Das ist das beste daran“, sagt sie.

Die Ex-Dessauer Astrid und Marko Erhardt waren mit Tochter Sabrina extra aus Bayern nach Dessau gekommen.
Die Ex-Dessauer Astrid und Marko Erhardt waren mit Tochter Sabrina extra aus Bayern nach Dessau gekommen.
Foto: Müller-Lorey

Dass ein Weihnachtsmarkt im Hinblick auf die Corona-Eindämmung durchaus sicher sein kann, beweist Dessau derzeit eindrucksvoll. Das Areal ist so groß, dass es zu keinem nennenswerten Gedränge kommt. Außerdem sind die Einlasskontrollen strikt. Für Über-18-Jährige gilt die 3G-Regel, die streng kontrolliert werden. An allen Einlässen lassen sich die Sicherheitsmitarbeiter neben dem Impfpass auch einen Personalausweis zeigen, um Betrug zu verhindern. Außerdem wird auf die Abstandsregeln hingewiesen und darum gebeten, eine Maske zu tragen. Um Schlangen vor dem Einlass möglichst zu vermeiden, wurde am Samstagnachmittag ein weiterer, vierter Eingang an der Marienkirche geöffnet.

Stadt hat sich auf ein Besucherplus eingestellt

Die Kontrollen und der zusätzliche Eingang kommen nicht von ungefähr. Da vielerorts die Weihnachtsmärkte abgesagt wurden oder, wie in Halle, für Getestete nicht mehr zugänglich sind, haben Stadt und Polizei vor dem Wochenende mit mehr auswärtigen Gästen gerechnet. „Wir gehen von einem höheren Besucheraufkommen aus dem Umland aus. Der Marktbetreiber und die Security stellen sich darauf ein“, sagte Stadtsprecher Carsten Sauer.

Auch die Polizei hat einen möglichen Andrang von außerhalb im Blick. „Die Polizeiinspektion Dessau-Roßlau ist sich dieses Umstandes sehr wohl bewusst und hat entsprechende Maßnahmen ergriffen“, sagte Polizeisprecher Robin Schönherr. Nicht nur in Dessau-Roßlau finde ein Adventsmarkt statt, auch in Wittenberg habe der Weihnachtsmarkt seine Türen geöffnet. Auch dort sei mit erhöhtem Personenaufkommen zu rechnen. „Die Polizei ist auf diese Gegebenheiten vorbereitet und passt ihre Präsenz entsprechend an.“ Wie viele Polizeistreifen auf dem Dessauer Weihnachtsmarkt unterwegs sind, sagte Schönherr nicht.

Marcel Friedel registriert viele Gäste aus dem Umland.
Marcel Friedel registriert viele Gäste aus dem Umland.
Foto: Müller-Lorey

Dass Polizei und Stadt mit ihrer Prognose Recht hatten, beweisen am Wochenende nicht nur viele auswärtige Autokennzeichen auf der Kavalierstraße. Von „ABI“ über den Salzlandkreis, Magdeburg, den Bördekreis und Leipzig scheint halb Mitteldeutschland nach Dessau gekommen zu sein. Ein Mitarbeiter am Einlass bestätigt diesen Eindruck.

Viel los auf der Eisbahn

Marcel Friedel, der an der Eisbahn Schlittschuhe verleiht, ebenfalls. „Es waren schon Leute aus Halle, Chemnitz und Dresden hier. Die sind nur wegen des Weihnachtsmarktes nach Dessau gekommen“, sagt er.

Nun hoffen Friedel und all die anderen Markthändler und Schausteller, dass der Weihnachtsmarkt möglichst lange aufgebaut bleibt. „Sicher bin ich mir nicht. Man hört so einiges, was einen beunruhigt“, sagt eine Verkäuferin an einem Wurst-Stand.

Die meisten Besucher jedenfalls, das zeigt eine Umfrage der MZ vor Ort, fühlen sich sicher. Viele loben die 3G-Regel und den Abstand zwischen den Buden. Wer zur Mittagszeit komme, entgehe außerdem Menschenmassen, sagt ein Vater, der sich am Nachmittag wieder auf den Heimweg macht.

Auch Familie Erhardt muss weiter. Der Schwager des Vaters hat seinen Personalausweis vergessen und wurde am Eingang nicht eingelassen. „Der wartet jetzt draußen auf uns. Selbst Schuld, die Regeln sind klar“, sagt Marko Erhardt mit einem Lachen. Dass die Kontrollen streng sind, diene der Sicherheit aller und dem Zweck, den markt noch lange geöffnet zu lassen.