Beratungsstelle für junge Leute Beratungsstelle für junge Leute: Ein Sprungbrett in die Zukunft
Dessau/MZ. - Simone Hebsacker hat sich einen Traum erfüllt. Am 1. März wird die Dessauerin ihre Beratungsstelle öffnen und jungen Menschen helfen, einen Weg ins Berufsleben zu finden. Es ist nicht leicht in diesen Tagen, schon gar nicht für Jugendliche, die Entscheidungen für ihre Zukunft treffen müssen.
Draußen pfeift der Wind um die Häuserecken. Drinnen ist es gemütlich warm. Ein Sofa in der Ecke lädt zum entspannten Plausch ein. In einem anderen Zimmer ist Platz für die Eltern. Alles neu, in Farben, die bewusst gewählt scheinen. "Hier soll keiner das Gefühl haben, in der Schule oder auf einem Amt zu sein. Eine Atmosphäre zum Wohlfühlen ist nötig, sonst reden die jungen Leute nicht", erklärt Frau Hebsacker.
Am Klingelschild Antoinettenstraße 26 steht "Sprungbrett" geschrieben. Ein Sprungbrett also, eines für die 38-jährige Diplomsozialpädagogin in eine selbstständige berufliche Zukunft. Eines auch für ihre künftigen Klienten: Schüler aus den Sekundarschulen, Abiturienten, junge Menschen, die ihre Ausbildung abgebrochen haben, Studenten und Auszubildende. Sie alle sollen fit gemacht werden, für den Sprung in die richtige Richtung. Analyse der Begabung mit Berufswegempfehlung. So lässt sich die Idee der Pädagogin kurz zusammenfassen. Das wird sie am 1. März beginnen. Ein Novum in Sachsen-Anhalt, wie sie sagt.
Der Weg dahin war indes lang. Am Anfang stand ein Zeitungsbeitrag: "Ein Studium nach Neigung und Begabung ist der einzige Weg, der wirklich Erfolg verspricht", las Simone Hebsacker dort und nickte zustimmend.
Selbst mit 18 Jahren pädagogischer Erfahrung ausgestattet und seit zehn Jahren als Lehrerin und später auch als Sozialpädagogin in der Berufsausbildung tätig, deckt sich diese Feststellung mit ihren Erfahrungen. "Junge Leute machen oft etwas, ohne ihre Neigungen, Interessen und Fähigkeiten zu berücksichtigen", sagt die Dessauerin. Das vorzeitige Ende der Ausbildung lasse dann meist nicht mehr lange auf sich warten.
Und der Zeitungsbeitrag lieferte Fakten: "Nur jeder dritte Student erreicht in Deutschland das Examen. 40 Prozent der künftigen Lehrer, Maschinenbauer und Juristen werfen mitten im Studium das Handtuch. Bei den Elektrotechnikern, Physikern, Informatikern und Wirtschaftswissenschaftlern ist es etwa jeder Zweite", stand dort geschrieben.
In manchen Fachbereichen lägen die Abbrecherquoten inzwischen bei 60 bis 80 Prozent, bestätigte unlängst Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), um hinzuzufügen: "Das ist einfach nicht hinnehmbar. Dieser Zustand kann nicht zufrieden stellen."
Nach ihrem Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal, das sie als Diplomsozialpädagogin abschloss, schickt sich Frau Hebsacker jetzt also an, ihren Teil am Abbau der Missstände zu leisten. "Mir war schon länger klar, dass ich etwas Neues machen, einen anderen Weg gehen wollte", sagt sie. Und: "Ich möchte den Jugendlichen zeigen, was sie können, wo ihre Stärken und Interessen liegen. Noten spielen dabei keine Rolle. Es geht auch nicht um ihre Schwächen."
Je nach Jugendlichen will sie individuell und spielerisch erkunden, wie es mit der Sprach- und sozialen Begabung steht; wird sie Kreativität, Konzentrations- und Teamfähigkeit, technische Begabung, logisches Denken und praktische Intelligenz analysieren. Die Erkenntnisse, die innerhalb von fünf Stunden langsam zusammengetragen werden, fließen letztlich in ein Gespräch mit den Eltern ein. Dann gibt die Pädagogin ihre Empfehlung für den Berufsweg. Unterlagen werden erstellt, Adressen genannt und selbst später noch will sie mit ihren Schützlingen in Kontakt bleiben, sie auf deren beruflichem Weg begleiten. Geht alles klar, und den Anschein macht es, dann erhält Frau Hebsacker demnächst die Genehmigung vom Landesarbeitsamt Sachsen-Anhalt/ Thüringen für eine private Ausbildungsplatzvermittlung. Dann, sagt sie, sei die Betreuung rund. Bislang gebe es solch eine individuelle Beratung von dieser Dauer und Komplexität nicht. Das wird sich ab 1. März ändern.