Bauhaus als Trumpf Bauhaus als Trumpf: City-Pension in Dessauer Ackerstraße will mit Kunst und Design in die Zukunft

Dessau - Von außen betrachtet ist das Gebäude in der Ackerstraße eine ganz normale Gewerbe-Immobilie mit verschiedenen Firmen, Praxen, einer Apotheke und einem Hotel. Kaum vermutet wird dort ein Stück Bauhaus. Doch im dritten Stockwerk trifft der Besucher auf vielerlei Zeugnisse der einstigen Kunst- und Designschmiede.
Ulrich Heilmann, Betreiber der City-Pension, hat zum 25-jährigen Bestehen des Hotels eine Summe im fünfstelligen Bereich in die Hand genommen und fast alles auf Bauhaus ausgerichtet. Das Thema zieht sich vom Treppenhaus über die Rezeption und den Frühstücksraum bis in jedes Zimmer, unter anderem mit Marianne- Brandt- und Wagenfeld-Lampen, mit Teppichmustern der Bauhaus-Weberin Gertrud Arndt sowie dem Thonet-Klassiker-Stuhl Nr. 7.
„In dieser Konsequenz haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Stadt“, stellt der Chef der City-Pension fest. Mehr Bauhaus geht aus seiner Sicht kaum, vielleicht noch im Prellerhaus. Dort übernachtet man aus seiner Sicht aber dann doch sehr puritanisch.
Ulrich Heilmann ist seit 1994 in Dessau aktiv
Heilmann setzt auf das Bauhaus nicht nur wegen des Jubiläums. Es hat ein Stück weit auch die berufliche Biografie des 65-Jährigen geprägt. Der gebürtige Nürnberger und ausgebildete Koch hat zunächst mehrere Stationen in der Gastronomie und im Hotelfach im In- und Ausland absolviert. Im Frühjahr 1994 wurde er mit der Leitung des gerade frisch eröffneten Steigenberger-Hotels im Fürst-Leopold-Carré beauftragt.
Dann ergab sich die Möglichkeit für seine Frau und ihn das Kornhaus zu betreiben. Die Bewirtschaftung der Bauhaus-Mensa und ein eigenes Restaurant in der Johannisstraße folgten. Längst sind Heilmanns in der Bauhausstadt angekommen. Sie ist nach vielen Jahren stetiger Umzüge auch so etwas wie eine Konstante, ein Ruhepol, geworden. Heilmanns wollen hier alt werden. Doch an den Ruhestand denkt er noch nicht.
Als das Restaurant in der Johannisstraße in die Hände eines jüngeren Nachfolgers gegeben wurde, entschied sich Ulrich Heilmann, ins Hotelfach zurückzukehren. Die City-Pension suchte einen Betriebsleiter. Heilmann bewarb sich erfolgreich. Im Mai 2017 trat er seine Stelle an. Seit dem vergangenen Dezember ist er der neue Chef. Heilmann übernahm die City-Pension von Lars Dähne.
Innerhalb weniger Jahre hob Lars Dähne die Auslastung der City-Pension auf konstante 70 bis 75 Prozent
Der 36-Jährige führte die Einrichtung in der Ackerstraße zehn Jahre lang. Er übernahm sie Ende 2008 von der ersten Betreiberin, die krankheitsbedingt die Geschäftsführung abgeben musste. Einen Kanu- und Fahrradverleih betrieb der studierte Betriebswirt damals. „Als alleiniges Standbein war mir das zu wenig“, erinnert sich Dähne. Da ergriff er die Chance zusätzlich die City-Pension zu betreiben.
Die eher kleine Herberge, mit ihren elf Einzel- und 13 Doppelzimmern sowie einer Suite musste Ende 2008 hart ums Überleben kämpfen. Innerhalb weniger Jahre hob Dähne die Auslastung auf bis heute konstante 70 bis 75 Prozent. Aus vier Minijob-Verhältnissen wurden fünf sozialversicherungspflichtige Jobs.
Diese erfolgreiche Entwicklung schreibt er vor allem der Konzentration auf Hotelbuchungssysteme im Internet zu. „Dadurch hat man eine enorme Reichweite“, stellt Dähne fest. Der Rest ist Mund-zu-Mund-Propaganda. Warum er aber nicht weiter das ernten will, was er gesät hat, dafür gibt es für den 36-Jährigen einen ganz einfachen Grund. „Zehn Jahre Hotelbetrieb sind genug.
Heilmann freut sich darüber, ein gut bestelltes Haus übernommen zu haben
Ich will mir noch einmal was Neues aufbauen.“ Derzeit betreibt Dähne einen Campingplatz in Coswig und einen Fahrradverleih, der unter anderem über die Tourist-Information in Dessau Räder bereitstellt.
Heilmann freut sich darüber, ein gut bestelltes Haus übernommen zu haben. Doch sieht er nur eine erfolgreiche Zukunft, wenn es weiterentwickelt wird. Die Bauhaus-Ausstattung soll dabei helfen. Überwiegend nutzen Geschäftsreisende die City-Pension. Rad- und Kulturtouristen werden aber eine immer wichtigere Zielgruppe. Heilmann will auch über 2019 hinaus die Übernachtungszahlen konstant hoch halten. Er ist zuversichtlich, dass das klappt. „Schon jetzt sagen viele Gäste, dass sie unbedingt wiederkommen müssten, weil es in der Stadt mehr zu entdecken gibt, als sie angenommen haben.“ (mz)
