Bauernmarkt in Mildensee Bauernmarkt in Mildensee: 25 Bilder voller Geschichte(n)

dessau - Renate Torger konnte es Sonnabend kaum erwarten endlich loszugehen, durch die Straßen von Mildensee zu ziehen und sich den Passanten am Straßenrand in ihrer Nordmanntracht zu präsentieren - als Teil der Fußgruppe der Mildenseer Heimatfreunde im großen Umzug zum 40-jährigen Jubiläum des Bauernmarktes. „Das ist doch schon was Besonderes“, war die Frau vom Organisationsteam überzeugt. 25 Bilder wurden zusammengestellt. „Das ist ein Querschnitt aus dem Mildenseer Leben, die Verbindung von Tradition und Zukunft“, freute sich Torger darauf, das, was sich in monatelanger Vorbereitung ausgedacht wurde, auch den Zuschauern näher zu bringen. Und damit es auch wirklich fast jeder im Ort mitkriegte, wurde für viel Musik gesorgt. „Damit kriegen wir auch die Letzten munter“, lachte Torger. Es mussten allerdings sehr hartnäckige Langschläfer sein, die damit noch aus den Federn katapultiert werden sollten. Um 11 Uhr setzte sich der große Tross über die Brölwitzer- und Kleutscher Straße in Bewegung Richtung Tiergartenstraße und Altscholitz zum Wilhelm-Feuerherdt-Platz.
Auch der Nieselregen konnte die Karawane nicht mehr stoppen. „Natürlich hätten wir lieber Sonne gehabt“, sagte der Cheforganisator des Umzugs, Harald Laue. Doch beeindrucken vom schlechten Wetter ließen sie sich kaum. Denn ein 40-jähriges Jubiläum feiert man schließlich nicht aller Tage. „Es ist doch wirklich beeindruckend, wie lange die Tradition des Bauernmarktes sich erhalten hat“, ist Laue stolz. Denn Landwirtschaft ist auch heute nicht aus Mildensee wegzudenken. Aber in den Köpfen der Dessauer ist sie längst nicht mehr so präsent, wie in der Vergangenheit, als noch regelmäßig Schulen und Betriebe ihre Helfer zur Apfelernte oder zum Rübenhacken nach Mildensee schickten. Gefeiert wird heute trotzdem noch. Der Fanfarenzug Wolfen bildete den Auftakt des Bilderreigens des Umzugs.
Ein paar Männer und Frauen der ersten Stunde von 1974 grüßten ebenso die Hunderte von Zuschauern am Straßenrand, wie Wolfgang Günther am Amboss. Der ehemalige Mitarbeiter der LPG Mildensee schwang am Sonnabend symbolisch den Hammer der Geschichte. „Hinner de Bricke“ wurde bis in die 1960er Jahre eine große Schmiede in Mildensee betrieben. Eine Attraktion, genau wie der Bauernmarkt. „Bis zu 20 000 Besucher kamen zu Spitzenzeiten pro Tag“, verdeutlichte Axel Peine, der Streckensprecher am Landjägerhaus, die Dimensionen früherer Tages. Da schreckten viele Besucher auch die 1 Mark Eintritt am Freitag und 2 Mark Eintritt am Sonnabend und Sonntag nicht ab. Heute ist der Eintritt frei. Heute sorgen „Galaxy“ und die „Törten-Heroes“ für gute Stimmung. Früher ließen es auch schon mal Lutz Jahoda und Achim Menzel hier krachen.
Beim Umzug zeigte der Dessauer Musikverein sein Können, begleitet von historischen Fußgruppen des Leopoldsvereins und Darstellern von Walderseer Soldaten aus der napoleonischen Zeit. Dass Geschichte nicht „old school“ ist, bewies die Klasse 3a der Grundschule am Luisium. In Nordmann-Kindertrachten legten die Jüngsten eine flotte Sohle auf den Asphalt. Die Mildenseer Heimatfreunde machten es dem Nachwuchs mit einem Tanz zu „Im Frühtau zu Berge“ nach. Die Bilder zogen vorbei. Das Publikum applaudierte unter anderem dem Heimatverein Alten, den Senioren des SV Mildensee, die fit bis zum 100. Lebensjahr bleiben wollen, den Walternienburger Burgschützen, der Freiwilligen Feuerwehr Mildensee, der Treckerparade und dem Waldeser Carneval Club, bei dem es diesmal nicht Kamelle, sondern Rosen regnete. Ein Bild für die Ewigkeit bis zum nächsten Jubiläum. (mz)

