Austauschprogramm Austauschprogramm: Mit dem Bundestag ins Fast-Food-Land
Roßlau/MZ. - Tobias Chemnitz aus Roßlau wartet. Jeden Tag. Auf den Menschen, der den verheißungsvollen Brief bringen soll, der ihm sagen wird, wo genau er in den Vereinigten Staaten von Amerika für die nächsten elf Monate wohnen wird. Auf den Postboten.
Der 16-Jährige hat sich erfolgreich beim Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) des Bundestages beworben, welches Stipendiaten ein Austauschjahr in den USA bietet. Über den SPD-Bundestagsabgeordneten Engelbert Wistuba, der seine Bewerbungsunterlagen prüfte und ihn für "absolut geeignet" befand und seine Patenschaft übernahm, kommt der 16-jährige Tobias Chemnitz nun in den Genuss dieses Schüleraustausches.
"Ich bin ungeheuer gespannt und aufgeregt", gesteht der Schüler mit glänzenden Augen. Tobias, der in Pforta eine Spezialschule für Naturwissenschaften, Sprachen und Musik besucht, wurde durch seinen Physiklehrer angeregt, über einen Austausch in die USA nachzudenken. "Er sagte, dass Englisch die beherrschende Sprache in der Wissenschaft ist, und da ich später beruflich etwas in Richtung Astrophysik machen will, habe ich mir überlegt, mich für dieses Stipendium zu bewerben", erzählt Tobias.
Seine Motivation sei aber auch, die amerikanische Denkweise kennen zu lernen. So sind der ausgeprägte Patriotismus, besonders nach dem 11. September, und das besondere Engagement der USA in der Weltpolitik Punkte, die er durchaus kritisch sieht und nachzuvollziehen hofft.
Die Vorbereitungen auf seinen fast einjährigen Aufenthalt in Übersee sind umfangreich. Natürlich werden die Stipendiaten von Seiten des Bundestags-Patenschaftsprogramms und von der daran mitwirkenden Austauschorganisation Youth for Understanding auf bestimmte Sitten und auf kulturelle Unterschiede vorbereitet. Auf verschiedenen Tagungen wird den Austauschschülern zum Beispiel die Landespolitik und Landeskunde nähergebracht.
Auch privat bereitet sich der 16-Jährige intensiv auf die Reise vor. "Ich schaue CNN, um mich auf die Sprache vorzubereiten und probiere, Lieder zu übersetzen", beschreibt er.
Pläne für seine Zeit in den Staaten hat er auch schon. Der leidenschaftliche Trompeter, der bereits in der Jugendbigband Anhalt und im Jugendblasorchester Roßlau spielte, möchte an seiner High School gern in der Big Band mitspielen.
"Fast Food, Hochhäuser und Großstädte", seine Assoziationen von Amerika, wird Tobias nun auf ihre Gültigkeit prüfen können.