Ausstellung in Dessau Ausstellung in Dessau: Kleinode in Anhalt aus privaten Sammlungen

Dessau-Rosslau - Neugierig machen auf Anhalts Geschichte in einem Raum von rund 60 Quadratmeter? Kleinode aus privaten Sammlungen in diesen begrenzten Möglichkeiten präsentieren? - Der Verein Kultur und Geschichte in Anhalt/Dessau und das Museum für Stadtgeschichte wagen mit der am Dienstagabend eröffneten Ausstellung „Anhalt - privat gesammelt“ diesen Spagat. Um neugierig zu machen, was in Dessau und Umgebung zu Anhalt gesammelt wird, um Anregungen zum Sammeln zu geben, um Kostbarkeiten, die sonst im privaten Bereich geachtet und gepflegt werden, einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.
Deshalb erklärt Reinhard Melzer zur Eröffnung am Dienstagabend auch gleich, dass es keine repräsentative Ausstellung zu Anhalt sein könne, sondern der Blick auf Anhalt aus privatem Besitz. Und auch der hätte noch deutlich umfangreicher ausfallen können als gezeigt.
Auf zahlreiche ausstellungswürdige Exponate haben Verein und Museum verzichten müssen, da nur der kleine Raum im zweiten Obergeschoss für Sonderausstellungen genutzt werden kann. Denn seit zwei Jahren sind wertvolle Gemälde Altdeutscher Meister, darunter Cranach-Gemälde, der Anhaltischen Gemäldegalerie als Interimslösung im Stadtgeschichtsmuseum zu sehen.
Museum eingeschränkt
Doch nicht nur räumlich ist das Museum eingeschränkt, auch personell und finanziell. Auf den fehlenden Ausstellungsetat und die auf Null gesetzten Ankaufsmittel machte Vereinsvorsitzender Günter Ziegler während der Vernissage aufmerksam. „Die Stadt wirbt viel zu wenig um Besucher für ihre Einrichtungen“, mahnte Reinhard Melzer kritisch an.
Das Museum für Stadtgeschichte sei erst 2005 eröffnet worden und damit keineswegs veraltet und mit seinem Standort im ehemaligen Residenzschloss des Fürstentums vornehm und angemessen untergebracht. Dass dies nicht mehr zeitgemäß sein solle, wie in der aktuellen kommunalpolitischen Diskussion behauptet, das wies Melzer strikt zurück.
Er forderte, dass wenigstens das Wenige, das bisher zur Verfügung gestellt wurde, auch weiterhin bereitgestellt werde. Seiner Ansicht nach sei Kultur allein dort, wo man sie macht. Deshalb wolle man hier das Wenige nutzen, um etwas daraus zu machen. Was nur mit großem privaten Engagement - sowohl als Leihgeber als auch bei der Organisation und der Gestaltung der Ausstellung - möglich wurde, wofür sich Ziegler wie Melzer und auch Museums-Chef Ernst Görgner ausdrücklich bedankten.
Geschichte und Kunst
Ausgangspunkt für die Präsentation ist die Literatur zur anhaltischen Geschichte und Kunst. Entsprechend findet der Besucher eine Vielzahl von gedruckten Werken, von Prachtbänden mit wertvollen Einbänden bis hin zu kleinen Broschüren, Heftchen, die die Vielfalt der Schriften und der Sammelmöglichkeiten belegen. Gleichzeitig erlauben die Werke auch einen Bezug zu dem, was der Besucher möglicherweise daheim hat. „Wir wollen auch anregen, weiter zu sammeln und aufzubewahren“, sagte dazu Reinhard Melzer.
Diese Literatur dient als roter Faden für die Präsentation der Sammelstücke. Entsprechend gibt es Vitrinen zu anhaltischen Städten, zu Dessau natürlich, aber auch zu Köthen, Zerbst, Bernburg, Ballenstedt und Wörlitz. In anderen Vitrinen haben sich Verein und Museum für Themen aus Kunst und Geschichte entschieden, so unter anderen zur Gemäldegalerie, zu Ansichten auf Porzellan, zu Ludwig Nikolaus Friedemann Hunold (1773-1840), der nach dem Vorbild der keramischen Waren Josiah Wedgwoods eigene Keramiken herstellte.
Diese Stücke sind äußerst selten, einige davon können nun im Stadtgeschichtsmuseum besichtigt werden. Ebenso wie eine Deckelvase der Fayence-Manufaktur in Zerbst, aus deren Produktion von 1721 bis 1799 nur Weniges erhalten geblieben ist. Zu sehen sind aber auch Grafiken und Gemälde, so ein Ölgemälde von August Otto Seelmann aus dem Jahr 1840, das Dessau von der Mulde gesehen zeigt, oder der Blick aus dem Englischen Sitz, wie ihn Albert Schwendy in einer Gouache vor 1900 festhielt. Und wer mag, kann die Handschrift des Alten Dessauers deuten. (mz)