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Ausstellung Ausstellung: Die Schicksale hinter den Straßenkreuzen

Von Grit Lichtblau 26.12.2001, 16:45

Lindau/MZ. - "Diese Ausstellung hat uns nachdenklich gemacht", "Wir waren sehr ergriffen von dieser gefühlsreichen Ausstellung." - Es sind meist nur wenige Worte die die Besucher der Exposition "Straßenkreuze - Unorte des Sterbens" finden, nachdem sie die zum Teil schockierenden Zeilen gelesen, die unzähligen Fotografien mit Holzkreuzen betrachtet haben. Seit April ist die Ausstellung, die auf Initiative des Innenministeriums Sachsen Anhalts entstand, in verschiedenen Städten zu sehen.

Derzeit macht sie im evangelischen Pfarramt bei Pfarrerin Salome Quos in der Grünen Straße in Lindau Station und ist dort noch bis zum 31. Dezember zu sehen. Ab 2. Januar wird sie in der Sekundarschule in Bad Schmiedeberg gezeigt und vom 22. bis 26. April können sich Interessierte im Albert-Schweitzer-Gymnasium in Coswig über die Problematik informieren.

Ortstermin mit Tino Hoffmann. Der junge Polizist mit dem Pferdeschwanz ist Verkehrssicherheitsberater im Polizeirevier Zerbst. Er hat die Ausstellungsbesucher schon in Zerbst begleitet, jetzt informiert er sie in Lindau. "Dreiviertel der Betrachter sind betroffen", erzählt er, "damit ist schon viel erreicht. Wir können nicht verhindern, dass es immer wieder Unfälle gibt, bei denen vor allem Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren betroffen sind, aber mit solchen Bildern können wir sie zum Nachdenken anregen. Das ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt."

Die zwölf großformatigen Aufsteller zeigen, wie der Name der Ausstellung sagt, Fotos von Straßenkreuzen. Sie stehen irgendwo in Sachsen-Anhalt und sind stumme Zeugen menschlicher, familiärer Tragödien. Da sind die Namen Katja und René zu lesen. Einige Besucher in Lindau kannten das Paar, das bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Ergänzt werden die Fotos durch Berichte, die vielleicht noch betroffener machen, denn sie geben eine Vorstellung davon, wie viel Leid, wie viel Schmerz solche Unfälle bei Angehörigen, bei Eltern und Freunden hervorrufen.

Doch sie zeigen auch die andere Seite, die der Polizisten, die meist als erste am Unfallort sind. So ist die Schilderung eines Beamten zu lesen, der zu einem Unfall gerufen wurde, bei dem eine junge Frau blutüberströmt im Auto saß und er feststellen musste, das sie tot war.

Ergreifend auch die Schilderung eines Elternpaares, das bei einem Unfall seine Zwillingssöhne verloren hat. Eine Mutter schildert in einem Gedicht ihre Gefühle am Todestag ihres Sohnes.

Die Aufmerksamkeit der meisten Besucher zieht der Aufsteller mit der Überschrift "Zeitlupe" auf sich. Hier wird haargenau eine Sekunde geschildert, in der ein junger Mann gegen einen Baum prallt und tödlich verletzt wird.

Ergänzt werden die zum Teil sehr persönlichen und emotionalen Schilderungen mit Polizeiberichten, die sich nüchtern auf die Fakten beschränken und im Telegrammstil verfasst sind.

Insgesamt eine schockierende, nachdenklich machende und emotionale Ausstellung, die einen Blick hinter die vielen Straßenkreuze wirft. "Denn jeder Unfall ist einer zu viel", sagt Tino Hoffmann und präsentiert die aktuellen Unfallzahlen des Landkreises Anhalt Zerbst. So gab es im vergangenen Jahr 2780 Unfälle, bei denen elf Personen getötet wurden. Fünf davon seien zwischen 18 und 25 Jahre alt gewesen. In diesem Jahr sieht die Statistik ein wenig besser aus. So hätte es bis zum 30. November 2332 mal gekracht, fünf Personen seien dabei ums Leben gekommen. Zwei davon waren jünger als 25 Jahre alt.

Informationen über die Ausstellung im Internet: www.strassenkreuze.de