1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Ausgebremst vom Virus: Ausgebremst vom Virus: Wie sich Unterricht und Prüfung in Dessau-Roßlauer Fahrschulen verändert haben

Ausgebremst vom Virus Ausgebremst vom Virus: Wie sich Unterricht und Prüfung in Dessau-Roßlauer Fahrschulen verändert haben

Von Jessica Vogts 17.05.2020, 10:00
Mit Mund-Nasen-Schutz gibt Fahrlehrer Mandes Nadler der Fahrschülerin letzte Anweisungen.
Mit Mund-Nasen-Schutz gibt Fahrlehrer Mandes Nadler der Fahrschülerin letzte Anweisungen. Thomas Ruttke

Dessau - Gerade hatten sie sich an das Fahren mit einem Auto gewöhnt - und dann kam Corona und eine lange Pause. Die erste Fahrt nach so langer Zeit ist vor allem für die Fahrschüler ungewohnt. „Ich war sehr nervös und hatte Angst. So langsam fahre ich sonst nicht“, berichtet Fahrschülerin Anne Elsner.

Über sieben Wochen mussten Fahrschulen in der Stadt schließen. Seit etwa anderthalb Wochen läuft nun wieder der Fahrbetrieb. Aus Sicht der Fahrlehrer kam die Öffnung der Fahrschulen allerdings viel zu spät. „Die Ausbildung für Moped und Motorrad wäre ohne Probleme möglich gewesen. 90 Prozent der Kommunikation läuft über Funk“, erklärt Mandes Nadler, Inhaber der Dessauer Fahrschule Enterprise. Einen besseren Sicherheitsabstand könne es nicht geben.

Die lange Ruhepause ist insbesondere für die Fahrschüler schwierig gewesen. „Viele unserer Fahrschüler haben die Zeit genutzt und sich über die App mit der Theorie beschäftigt“, erklärt Nadler. Doch die Praxis fehlte natürlich. „Das ist im Prinzip wie bei einem Instrument. Wenn man nicht regelmäßig übt, dann verlernt man einiges“, erklärt Stefan Rus, der gemeinsam mit Nadler die Fahrschule Enterprise leitet. Im Umkehrschluss werden mehr Fahrstunden notwendig sein.

In Dessau-Roßlau sind derzeit zehn Fahrschulen im Gewerberegister gemeldet. Für Fahrschulen gelten derzeit bestimmte Vorschriften. Dazu zählen etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während der praktischen und theoretischen Ausbildung sowie das regelmäßiges Lüften und Desinfizieren der Fahrzeuge. Jeder Fahrschüler muss in eine Liste eingetragen werden.

Laut Paragraf 23 Absatz vier der StVO gilt: „Wer ein Kraftfahrzeug führt, darf sein Gesicht nicht so verhüllen oder verdecken, dass er nicht mehr erkennbar ist.“ Wer also einen Mundschutz während der Fahrt trägt, macht sich strafbar und kann mit einem hohen Bußgeld rechnen.

Für Fahrschulen und Einsatzfahrzeuge gilt eine Sonderregelung. Der Abstand von anderthalb Metern wird hier nicht eingehalten. Das Tragen der Maske ist damit Pflicht für Schüler und Lehrer. Eine Trennwand aus Plexiglas ist nicht möglich, da der Lehrer bei Gefahr ins Lenkrad greifen muss.

Mit Maske hinter dem Steuer sitzen, das ist doch verboten?

So läuft es nun ab: Hände desinfizieren, den Namen und Adresse in die Liste eintragen - erst dann geht es mit einem Mund-Nasen-Schutz ins Fahrschulauto. Mit Maske hinter dem Steuer sitzen, das ist doch verboten? Bei Fahrschulen eben nicht. Doch der Mund-Nasen-Schutz ist für die Ausbildung eine große Barriere.

„Die Kommunikation leidet extrem darunter“, berichtet Nadler. Ob der Fahrschüler die Anweisungen verstanden habe, lässt sich sonst oftmals am Gesichtsausdruck erkennen. Nun fehlen Mimik und Gestik. Für die Schüler ist die Maske auch hinderlich. „Ich rede dadurch weniger“, erklärt Fahrschülerin Anne Elsner.

Auch für Thomas Börner, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule, ist es derzeit alles andere als eine normale Fahrausbildung. „Es ist ein einziges Herantasten“, erklärt Börner. Neben dem pflichtmäßigen Mundschutz sieht man ihn im Auto auch mit Brille und Sichtschutz. Ganz nach dem Motto: Doppelt hält besser.

In der theoretischen Prüfung hat sich einiges geändert

Alle wollen sie wieder fahren. Was fehlt, ist ausreichend Personal. Drei Fahrlehrer kümmern sich in der Fahrschule Enterprise um die Ausbildung. Mittlerweile wurden sogar pensionierte Fahrlehrer rekrutiert. „Sieben Wochen kann man nicht mehr aufholen. Wir könnten einen Lehrer allein für den Theorieunterricht einstellen“, berichtet Nadler.

Nur fünf Leute dürfen derzeit im Unterricht Platz nehmen. Zum Vergleich: Sonst können etwa 15 Leute teilnehmen. Dadurch staut es sich. Das alles zu kompensieren ist schwer. Die Praxis findet nebenher schließlich auch noch statt. Überlegungen, den Theorieunterricht online anzubieten, gab es in der Fahrschule Enterprise schon lange. Doch das ist nicht erlaubt. Das Gesetz schreibt Präsenzunterricht vor.

Die praktische Fahrprüfung bleibt vom Ablauf her gleich. Nur in der theoretischen Prüfung hat sich einiges geändert. Statt wie bislang spontan in der Dekra zur Prüfung vorbei zu gehen, benötigt der Fahrschüler nun einen Termin. Auch hier gilt das Tragen einer Mund-Nasen Bedeckung als Pflicht. Zusätzlich müssen hier auch noch Handschuhe getragen werden, zum Schutz vor der Virenübertragung an den Computern. „Nur die Prüfung, die bleibt gleich. Da führt kein Weg dran vorbei“, lacht Nadler. (mz)

Neben Maske trägt Thomas Börner im Fahrschulauto auch Sichtschutz.
Neben Maske trägt Thomas Börner im Fahrschulauto auch Sichtschutz.
Thomas Ruttke
Theorieunterricht in Corona-Zeiten: Nur fünf Leute dürfen in den Raum.
Theorieunterricht in Corona-Zeiten: Nur fünf Leute dürfen in den Raum.
Thomas Ruttke