Aus für zwei Kaufhallen Aus für zwei Kaufhallen: Stammkunde: «Jetzt machen die zu»
Bernburg/MZ. - "Jetzt machen die zu", bedauert der Rentner, der regelmäßig Milch, Zucker, Butter und was der Mensch sonst noch zum Leben braucht, in der Filiale im Zentrum einkauft.
Im Gespräch mit Verkäuferinnen, die er von seinen Einholgängen kennt, erfuhr Peiker von den Schließungsplänen. In den Regalen werde es von Tag zu Tag lichter, würden immer mehr Produkte fehlen. Auch ein Anruf bei der Stadt bestätigte dem Ruheständler: "Die schließen."
Von den Mitarbeiterinnen im Lebensmittelladen, der, wie alle drei Sparläden in Bernburg, eine ehemalige HO-Kaufhalle ist, wird die Erkenntnis des Kunden bestätigt: "Anfang August ist Schluss."
Christina Werthner, Pressesprecherin der Spar-Zentrale in Hamburg: "Die Filiale Karlsplatz schließt am 2. August aus wirtschaftlichen Gründen."
Für die Verkäuferinnen wird es bitter. Sie alle haben die Kündigung bereits in der Tasche. Immer aber noch denken Sie an die Kundschaft: "Vor allem für die Älteren wird es schwer."
Bei Superspar am Zepziger Weg, der alten Südost-Kaufhalle, sitzt Hermann Peine im gelben Kittel an der Registrierkasse. Im Gegensatz zum Eurospar am Karlsplatz, wo die Mitarbeiter direkt bei Spar angestellt sind, führt Peines Frau Christine die Geschäfte als selbstständige Einzelhändlerin. Die Südost-Halle wird von Spar beliefert, sagt Peine. Die Miete zahle bislang eine Firma in Hamburg. Die hätte den Mietvertrag für das Objekt nach 10 Jahren nicht verlängert, so dass seine Frau ihm und allen weiteren sechs Mitarbeitern kündigen musste.
Ende Oktober, sagt Peine, würde die Kaufhalle Südost schließen. Aus Kostengründen. "Mit Spar oder einem anderen Lieferanten weitermachen?" "Da müssten wir die höheren Preise, schon wegen der zusätzlichen Miete, an die Kundschaft weitergeben", meint der Lebensmittel-Mann. "Bei den vielen Discountern im Umfeld, keine Chance."
In der Eurospar-Kaufhalle Südwest kauert die Stimmung in der Tiefkühltruhe: "Auch wir müssen schließen. Nur der genaue Termin fehlt. Vielleicht zum Jahresende." Die acht Verkäuferinnen klingen deprimiert. Für sie heiße die Zukunft "arbeitslos", versuchen sie es trotzdem mit Lachen. Die Ware würde bereits "gesenkt", sprich, es wird weniger bestellt. Im Team gibt sich niemand Illusionen hin: Die Kolleginnen am Karlsplatz hätten von heute auf morgen in Entlassungsgesprächen gesessen. Dem widerspricht aber Pressesprecherin Werthner: Der Markt in der Oswald-Croll-Straße würde weiter betrieben. "Hier ändert sich nichts" ist sich die Hamburgerin sicher.
Ein Sanierungsplan sieht bei Spar die Konzentration auf den Großhandel mit der Belieferung selbstständiger Einzelhändler und den Netto Lebensmittel-Discounthandel vor. Im Mittelpunkt stehe die Umstrukturierung der Intermarché- und Eurospar-Filialen. Spar wolle diejenigen Märkte, die profitabel arbeiten, in die Hände selbstständiger Einzelhändler übergeben.