Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Vom faszinierenden Duft der Farben
Dessau/MZ. - Das hat er nun noch vor sich, wenn am Freitag nach der Premiere der Vorhang fiel. Dann kann Kraska den "organisatorischen Kram", der oft genug mehr Last als Freude war, hinter sich lassen und endlich das genießen, wofür ihm in all den Berufsjahren oft genug die Zeit fehlte. Kraska wird in Farben und Formen schwelgen, vor der heimischen Staffelei den Duft aus Tuben und Töpfen atmen. Der war es schließlich schon, der ihn als Junge in eine Weimarer Malerwerkstatt zog. "Alles was mit Farbe zu tun hatte, faszinierte mich", erinnert sich der 63-Jährige. Und: "In dieser Werkstatt hat es so schön nach Farbe gerochen."
Es war freilich nicht nur der Farbgeruch, der Fridolin M. Kraska den Beruf des Dekorationsmalers erlernen ließ. "Man kann Farbe nicht nur lieben, man muss auch mit ihr umgehen können", sagt er. Wie man dies am Theater tat, erlebte Kraska nach Lehre und Armeezeit, als er 1963 am Nationaltheater Weimar einen Job als Bühnentechniker antrat. "Hier trafen Malerei und Theater aufeinander", erinnert er. Und für ihn sollte sich dies künftig nicht mehr trennen. Einem Studium an der Hochschule für bildende Kunst in Dresden folgten Anstellungen als Bühnen- und Kostümbildner in Bernburg und am Thalia Theater in Halle. In dieser Funktion wechselte Kraska schließlich 1977 an das Landestheater Dessau, in dem er zehn Jahre später Ausstattungsleiter wurde. Noch einmal 16 Jahre danach kommt man in dem Haus an den Arbeiten des Chefbühnenbildners nicht vorbei.
Das Entree den Bühneneinganges ziert ein großformatiger Kraska, seine Bühnenbildentwürfe hängen entlang der Flure. "Irgendwas zwischen 120 und 150", so schätzt er grob die Zahl aller Inszenierungen, für die er Bühne und Kostüme entwarf. Anfangs, da war er noch als Gast auf anderen Bühnen unterwegs. Das ließ er bald, aus Zeitgründen. "Ich wollte mich ganz auf die Arbeit hier in Dessau konzentrieren." Bei all dieser Konzentration sind Bühnenbilder entstanden, die viele Zuschauer noch immer - Jahre später - sofort ob ihrer Prägnanz wieder vor Augen haben. "Die Hamletmaschine" oder "Parsifal" von Jo Fabian zum Beispiel, "Der gelbe Klang" und "Die sieben Todsünden" von Arila Siegert, "Die lustigen Weiber von Windsor", "Tosca" und "Salome" in Zusammenarbeit mit Johannes Felsenstein. Wenn auch alle Bühnenbilder im Kraska-Atelier entstanden, so legte es der 63-Jährige doch nie darauf an, als unverwechselbar zu gelten. "Das Publikum soll sich am Bühnenbild erfreuen, erkennen, was ich damit ausdrücken will", erklärt er, was ihm immer wichtig war.
Stimmungen wollte Kraska mit seinen Bühnenbildern stets wecken. Bei den Entwürfen verließ er sich denn auch lieber auf Zeichnungen. Baute zwar auch Modelle, liebte aber stets mehr das Blatt Papier. "In ein Bild kann man sich hinein fühlen. Ich will die Luft und das Flirren auf der Bühne malen", erklärt er. Wie er dies immer wieder schaffte, lässt sich ab Freitag in einer Ausstellung (bis Anfang Januar) mit Bühnenbildentwürfen sehen, die 18.30 Uhr im Theaterfoyer vor der Premiere der Oper "Rusalka" eröffnet wird.
Wenn Fridolin M. Kraska künftig nicht mehr für das Theater sondern nur noch für sich zu Pinsel und Farbe greift, dann wird er sich in kommenden Ausstellungen vor allem als Maler des Abstrakten präsentieren. "Ich habe mich immer mehr von der gegenständlichen Malerei gelöst", sagt er.
Nun, wo ihn der tägliche Weg nicht mehr in das Anhaltische Theater führt, muss sich Kraska nur noch von dem Gedanken lösen, sich verantwortlich zu fühlen. So langsam lernt er es und weiß: "Das ist kein schlechtes Gefühl." Lediglich das Wort "Rentner", das mag er nicht hören. "Das bin ich noch nicht." Und wie er so vom Tisch aufspringt, um im Foyer die Bilder für die Ausstellung aufzuhängen, kann man ihn nur Recht geben.