Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater in Dessau: Stadt verlängert Verträge für Leitungs-Duo Weigand und Wengler

Dessau - Das jetzige Leitungs-Duo am Anhaltischen Theater soll das Haus auch in den kommenden Jahren führen. Die Stadt Dessau-Roßlau hat die Verträge von Generalintendant Johannes Weigand und Verwaltungsdirektor Lutz Wengler bis zum Sommer 2023 verlängert. „Sie genießen das besondere Vertrauen der Stadt. Beide leiten das Theater gemeinsam vorbildlich und sind erfolgreich“, sagt Dessau-Roßlaus Kulturdezernent Robert Reck.
Die Verlängerung ist zeitlich an den neuen Theatervertrag von 2019 bis 2023 angepasst. Beide machen weiter in finanziell schwierigen Zeiten. Doch eine Zusage stand nie in Frage. „Dessau ist eine ausgesprochene Theaterstadt“, sagt Weigand. „Und das Anhaltische Theater ist ein großartiges Haus, an dem viele wunderbare Menschen unter nicht einfachen finanziellen Bedingungen möglichst tolles Theater machen wollen. Das allein ist schon Grund genug, weiter hier zu arbeiten.“ 174.000 Menschen sind im vergangenen Jahr ins Theater gekommen, etwa 11.000 mehr als 2017.
„Das ist sensationell, weil es zeigt, dass das Theater auch politisch nicht infrage gestellt wird“
Für Wengler gab auch ein politisches Bekenntnis zum Theater den Ausschlag. „Die Beschlüsse, es trotz aller Kosten auf dem jetzigen Niveau weiterführen zu wollen, wurden im Stadtrat einstimmig gefasst. Das ist sensationell, weil es zeigt, dass das Theater auch politisch nicht infrage gestellt wird.“ Nicht zuletzt sind sich der 52-jährige Weigand und der 46-jährige Wengler auch persönlich verbunden: „Wir haben uns gegenseitig gesagt: Wenn Du bleibst, bleibe ich auch!“, erklärt Weigand.
Weigand und Wengler kamen nach Dessau, nachdem das Land massive finanzielle Kürzungen beschlossen hatte. Weigand ist seit 2015 am Anhaltischen Theater. Der gebürtige Heidelberger war zuvor Opernintendant und Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen und löste in Dessau André Bücker als Intendanten ab, dessen Vertrag nicht verlängert worden war. Auf die Stelle hatten sich 34 Kandidaten beworben, der Stadtrat bestellte Weigand einstimmig.
Der Theatervertrag von 2014 bis 2018 hatte heftige Einschnitte mit sich gebracht: Das Land hatte die Zuschüsse von 8 auf 5,2 Millionen Euro im Jahr reduziert, die Stadt musste aufstocken. Auch die Streichung von Sparten stand zur Debatte. Ein Haustarifvertrag wurde geschlossen, mit dem Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehaltes verzichteten. Personal wurde abgebaut. Die vier Sparten und die Philharmonie konnten so aber erhalten werden.
In Dessau musste Wengler zunächst Strukturen umbauen, auch Stellen abbauen
Mit dem neuen Theatervertrag ab 2019 bis 2023 gibt es zwar mehr Geld von Land und Stadt. Allerdings werden über die gesamte Laufzeit erhebliche Mehrkosten entstehen, die die Stadt als Sonderzuschüsse tragen muss. Ende 2023 ist der städtische Zuschuss auf 11,6 Millionen Euro im Jahr angestiegen, das Land gibt 7,9 Millionen Euro. Bis 2013 hatte man sich die Kosten noch geteilt.
Wengler kam im August 2016 - es sollte eine Zwischenlösung sein. Er sprang ein, weil Daniel Siekhaus als neuer Verwaltungsdirektor überraschend abgesagt hatte. Wengler, damals Vize-Operndirektor am Nationaltheater Mannheim, sollte für ein Jahr bleiben. Weigand hatte Wengler gefragt, ob er aushelfen könne. Die beiden kannten sich seit ihrer Zeit bei den Wuppertaler Bühnen. In Dessau musste Wengler zunächst Strukturen umbauen, auch Stellen abbauen. Er half mit, das Theater zu stabilisieren. 2017 wurde der Vertrag verlängert.
Es bleiben „viele Baustellen“, sagt Weigand
Einen „schmerzhaften Prozess“ habe das Theater seit 2014 durchlaufen müssen, sagt Wengler. „Der Umfang des Stellenabbaus hat zuletzt immer wieder zu vorstellungsgefährdenden Situationen geführt.“ Mit dem neuen Theatervertrag sei die Konsolidierung abgeschlossen. „Das ist ein Riesenerfolg. Lange war nicht klar, ob es ein Anhaltisches Theater mit vier Sparten und einer Philharmonie nach 2018 so überhaupt noch geben würde.“
Doch es bleiben „viele Baustellen“, sagt Weigand. So müssten altersbedingte Abgänge abgefangen werden. „Wir müssen dringend wieder damit beginnen, Fachpersonal selbst auszubilden und an das Haus zu binden.“ Aber es geht auch um den nächsten Theatervertrag ab 2023. „Eine neue Landesregierung sollte sich im Koalitionsvertrag klar zu diesem Theater bekennen. Es hat für Dessau-Roßlau und die Region eine weit größere Bedeutung, als das anderswo der Fall ist.“ (mz)
Das Anhaltische Theater ist ein Mehrspartentheater - Schauspiel, Oper, Ballett, Puppenspiel und Philharmonie - und hat rund 1.100 Sitzplätze.
In Dessau gibt es eine lange Tradition des Theaterlebens. So baute Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff bis 1798 das erste Theatergebäude. Das jetzige Haus wurde 1938 fertig gestellt. Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1944 wurde das Theater 1949 nach dem Wiederaufbau neu eröffnet.
1994 bekam es den Namen Anhaltisches Theater.