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Anhaltisches Hospiz- und Palliativzentrum Anhaltisches Hospiz- und Palliativzentrum: Fürsorge bis zum Abschied

Von sylke kaufhold 12.09.2014, 18:59
Das Foyer des Palliativzentrums ist gestaltet wie eine Hotellobby und lädt zum Verweilen ein.
Das Foyer des Palliativzentrums ist gestaltet wie eine Hotellobby und lädt zum Verweilen ein. sebastian Lizenz

dessau - Wie oft Claudia Deweß diesen Weg, vorbei an der kleinen naturbelassenen Grünanlage, gegangen ist? Sie vermag es nicht zu sagen. Seit Oktober vorigen Jahres wurde ihr Mann Wolfgang im und vom Anhaltischen Hospiz- und Palliativzentrum betreut. Besuchen kann sie ihn nun nicht mehr, Ende Juli ist er hier verstorben.

In diesen Tagen führt sie ihr Weg noch einmal in dieses ihr so vertraut gewordene Gebäude in der Kühnauer Straße, wo sie von den Mitarbeitern herzlich begrüßt wird. „Wir sind hier so etwas wie eine Familie geworden“, erklärt Claudia Deweß dieses für ein Krankenhaus unübliche Verhalten. Gekommen ist sie, um dem Medizinischen Leiter, Dr. Günther Scheithauer, eine Spende zu überreichen. 1 500 Euro bringt sie mit. Die Trauergäste haben das Geld statt Blumen für das Grab gespendet. „Ich möchte damit Danke sagen für die Hilfe und Unterstützung, die mein Mann und ich hier erfahren haben“.

Besondere Arbeit

Die Palliativabteilung ist eine Station der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Palliativmedizin des Diakonissenkrankenhauses. Doch die Arbeit, die die drei Ärzte und 13 Betreuungskräfte hier leisten, ist eine besondere, die Claudia Deweß in den Wochen und Monaten des Leidens ihres Mannes erlebt hat und schätzen gelernt hat. „Sie haben es geschafft, meinem Mann nicht nur das Leiden zu lindern, sondern ihm auch Momente des Glücks zu geben, das kann ich gar nicht hoch genug anrechnen".

Das Anhaltische Palliativ- und Hospizzentrum befindet sich auf einem Gelände zwischen der Oechelhäuser- und Kühnauer Straße. Es gehört zur Anhaltischen Diakonissenanstalt und wird als Anhaltische Hospizgesellschaft gGmbH betrieben und ist ein Unternehmen der Ediacon-Gruppe.

Das Anhalt Hospiz wurde 2007 mit acht Betten eröffnet. Es ist eines der ersten in der Region. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde es um einen Neubau erweitert, der im August vorigen Jahres in Betrieb genommen wurde. Neben dem Hospiz gehören eine Palliativ-Station sowie eine außerklinische Beatmungs- und Intensivstation mit je sechs Betten dazu. Im Hospiz übernehmen die Kranken- und Pflegekassen 90 Prozent der Kosten des Pflegesatzes. Die verbleibenden zehn Prozent muss das Hospiz durch Spenden aufbringen. Im Zentrum sind drei Palliativärzte sowie 37 speziell ausgebildete Betreuungskräfte tätig. Sie arbeiten im Drei-Schicht-System.

Im Hospiz werden Menschen am Ende ihres Lebensweges betreut. Den Gästen, wie sie genannt werden, wird die verbleibende Zeit so gut wie möglich gestaltet. Ihr Leiden wird durch speziell ausgebildetes Personal gelindert. Unterstützt wird dessen Arbeit durch ehrenamtliche Hospizbetreuer, Seelsorger und Psychologen. Die Gäste können zwischendurch nach Hause, Angehörige können im Hospiz mit übernachten. Der Aufenthalt ist nicht zeitlich begrenzt. Die Einweisung erfolgt über Krankenhäuser oder Hausärzte. Angehörige können sich aber auch selbst melden.

Die Palliativ-Abteilung ist eine Krankenhausstation des Diakonissenkrankenhauses Dessau mit Patienten. Sie haben eine lebensbegrenzende Erkrankung, die nicht mehr geheilt werden kann. Ziel ist es hier, jeden Patienten so zu behandeln, dass er mit den Schmerzen und Symptomen seiner Krankheit gut klar kommt und nach Hause entlassen werden kann.

Ein Palliativ-Care-Team kümmert sich um die ambulante Versorgung der schwerstkranken Menschen. Es ergänzt das Versorgungsangebot der Hausärzte, ambulanten Pflegedienste und der stationären Pflegeeinrichtungen. Die Beatmungsstation gehört zum Marienheim.

Anfragen und Informationen bei Marion Michalke, Koordinatorin Palliativversorgung, Telefon 0340/ 6 50 19 60 oder über E-Mail an [email protected]

„Genau darin sehen wir unsere Aufgabe“, erklärt Dr. Günther Scheithauer. „Unsere Patienten leiden an Erkrankungen, wo die kurative Therapie ausgeschöpft ist. Wir können ihnen nur noch die Schmerzen und Symptome lindern, das machen wir so, dass sie dennoch eine gute Zeit haben, teilweise auch zu Hause.“

Wie die Ärzte und Schwester es schafften auch Claudia Deweß Kraft zu geben und welcher Herzenswunsch ihrem Mann erfüllt wurde, lesen Sie auf Seite 2.

Eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung ermöglichte es auch Wolfgang Deweß zwischenzeitlich zu Hause zu sein. „Ich war immer beruhigt, wenn einer kam, dann fühlte ich mich nicht so allein mit meiner panischen Angst“, so Claudia Deweß. Und ganz allmählich hätten es die Mitarbeiter auch geschafft, dass sie lernte, die Krankheit ihres Mannes zu akzeptieren und damit umzugehen. Nie habe eine Schwester oder ein Arzt auf die Uhr geschaut, weder bei den Hausbesuchen noch im Zentrum. „Ich fühlte mich nie weggeschoben oder störend.“ Das soziale Umfeld der Patienten mit zu betreuen, sei ebenfalls Prinzip ihrer Arbeit, betont Dr. Scheithauer.

Die Arbeit im Anhaltischen Hospiz- und Palliativzentrum ist eine besondere. „Eigentlich machen Ärzte und Schwestern gesund, wir wissen, dass dies unsere Patienten nicht mehr werden“, sagt Günther Scheithauer. Das belaste natürlich auch sie. „Aber die Dankbarkeit und Zuwendung unserer Patienten und deren Angehörigen machen es für uns aushaltbar.“

Herzenswunsch erfüllt

Auch wenn die Palliativstation eine Station des Diakonissenkrankenhauses ist, ist es hier ganz anders als in einem Krankenhaus. „Hier durfte sogar unser Hund mit rein und ins Bett meines Mannes hüpfen“, erzählt Claudia Deweß. Überhaupt sei es nicht das krankenhaustypische Arzt-Patienten-Verhältnis gewesen. „Wir waren mehr wie Partner.“ Und diese haben ihrem Mann sogar einen großen Herzenswunsch erfüllt: Er konnte ein Konzert seiner Lieblingssängerin Deborah Sesson im Anhaltischen Theater besuchen. „Für ein paar Stunden waren die Leiden vergessen, mein Mann war einfach nur glücklich und hat noch lange Zeit davon gezehrt.“

Wünsche zu erfüllen, das gehöre durchaus zur Maxime ihrer Arbeit, so Dr. Scheithauer. Ob das ein Besuch bei den Kindern ist, ein Ausflug in den Garten, ein Theaterbesuch oder anderes. „Wir machen dies möglich und bereiten den Patienten entsprechend vor.“ Da ist es also keine Frage, dass auch beim Essen Extrawünsche erfüllt werden. Dies liegt in den Händen einer eigens angestellten Hotelfachangestellten. Denn „auch Essen ist ein Stück Lebensqualität“. (mz)

Das Gebäude liegt im Grünen.
Das Gebäude liegt im Grünen.
sebastian Lizenz