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Anhalt-Meeting Anhalt-Meeting: Leichtathletik gegen alle Widerstände

Von frank harnack 01.06.2013, 20:24
Der finnische Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki gewann gestern bei schwierigen äußeren Bedingungen das Speerwerfen im Paul-Greifzu-Stadion mit guten 85,39 Meter - im letzten Versuch.
Der finnische Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki gewann gestern bei schwierigen äußeren Bedingungen das Speerwerfen im Paul-Greifzu-Stadion mit guten 85,39 Meter - im letzten Versuch. FotoS: SEBASTIAN Lizenz

Dessau/MZ - Eineinhalb Stunden vor dem ersten Startsignal ging in Dessau-Roßlau praktisch die Welt unter. Es donnerte und blitzte am Freitagabend, es schüttete. Über dem Internationalen Leichtathletik-Meeting „Anhalt 2013“ schien wie ein Damoklesschwert das Wörtchen „Absage“ zu kreisen. Doch Meeting-Direktor Ralph Hirsch blieb angesichts der Witterung völlig gelassen. „Das wird noch“, sagte er mit dem für ihn typischen Optimismus und behielt Recht. Das Unwetter verzog sich in Richtung Halle. Pünktlich 18.30 Uhr ging das Meeting los, teilweise zwar im feinen Dauerregen, doch egal. „Es gab ja trotzdem Weltklasseleistungen“, wie Hirsch am Ende konstatierte.

Für eine davon sorgte neben dem nigerianischen Sprinter Ogho-Oghene Egwero (10,21 Sekunden, Meetingrekord eingestellt) Tero Pitkämäki, der finnische Speerwurf-Weltmeister von 2007. Im letzten Versuch der Konkurrenz zog der Finne am bis dato führenden Schweden Kim Amb vorbei und sicherte sich mit 85,39 Meter den Sieg. Doppel-Olympiasieger Andreas Thorkildsen aus Norwegen hatte da den Wettkampf schon lange abgebrochen. Muskelprobleme in der Wurfarmschulter. Dafür trumpfte der Jenaer Thomas Röhler auf. In Abwesenheit des verletzten deutschen Weltmeisters Matthias de Zordo avancierte der Thüringer mit der persönlichen Bestweite von 83,95 Meter zum Überraschungs-dritten und übertraf damit auch die WM-Norm von 83,50 Meter.

„Ich bin mit Weite und Wettkampf sehr zufrieden. Der Anlauf war zwar so nass, wie es ging, aber wenn man etwas riskiert hat, dann hat es auch mit der Weite geklappt“, sprudelte es nach dem Wettkampf förmlich aus ihm heraus.

Vor zwei Jahren war Röhler schon einmal in Dessau, „damals noch im Vorprogramm“, wie er sich lachend erinnert. Diesmal war er „bei den Großen“ mit dabei und ließ mit Thorkildsen einen der ganz Großen sogar hinter sich. „Mit ihm und Pitkämäki in einem Wettkampf zu starten, motiviert natürlich zusätzlich.“

Dabei hatte es zu Beginn der Leichtathletik-Karriere von Röhler gar nicht so ausgesehen, dass er sich eines Tages mit den besten Speerwerfern messen würde. „Vor drei Jahren war ich noch offiziell Dreispringer. Speerwerfen lief so nebenbei mit.“ Dann folgte der Entschluss, zum Speerwerfen zu wechseln. Binnen kürzester Zeit katapultierte sich Röhler in die deutsche Spitze. 2012 wurde er bereits Deutscher Meister. Tendenz steigend. Seine Pläne für 2013 sind klar umrissen. „Ich will es erstmals zu einem Diamond-League-Meeting schaffen, mich verletzungsfrei auf die WM vorbereiten und dort in Moskau das Finale erreichen“, erzählt er, völlig durchnässt vom Regen, der auf die Speerwerfer nahezu unaufhörlich niederging.

Auf der Anreise von Jena nach Dessau hatte Röhler noch Sorge, dass das 15. Anhalt-Meeting abgesagt werden könnte. „Wir sind da mitten in einen Platzregen reingeraten.“ Seine Befürchtungen erwiesen sich als grundlos. Vor Ort wurde alles getan, um den Athleten trotz des „schlechtesten Wetters in 15 Jahren Meeting-Geschichte“, wie es Hirsch formulierte, „bestmögliche Bedingungen zu bieten“.

Immer wieder wurde versucht, die Bahnen mit speziellen Schwamm-Rollen wenigstens etwas abzutrocknen, um das Verletzungsrisiko für die Athleten zu minimieren. Die nahmen es gelassen und machten das Beste daraus.

Das Wetter verlangte den Athleten alles ab.
Das Wetter verlangte den Athleten alles ab.
Sebastian Lizenz