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Nach Baumspendenaktion der Jägerschaft Aktion zur Wiederaufforstung in Dessau: Junge Bäume wachsen jetzt in Lobenbreite bei Kühnau

Von Silvia Bürkmann Aktualisiert: 15.11.2021, 18:32
„Spaten in den Boden, kippen,  Wurzeln rein, mit den Füßen Erde   draufschieben und festtreten.“  Fachleute (l.) weisen  die engagierten Laien ein.
„Spaten in den Boden, kippen, Wurzeln rein, mit den Füßen Erde draufschieben und festtreten.“ Fachleute (l.) weisen die engagierten Laien ein. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Das Tageslicht hat gerade die Oberhand erlangt über das Morgengrauen. Im Waldesdickicht der Lobenbreite zwischen Klein- und Großkühnau und dem Landschaftspark aber rumort es: Menschenstimmen sind zu hören, Fahrradreifen quietschen. Es geht zur Wiederaufforstung.

Initiiert von der Kreisjägerschaft Dessau mit der ein halbes Jahr laufenden Baumspenden-Aktion startet nach der erfolgreichen Sammlung jetzt die Arbeit im Wald. Eine Menge Muskeln und Hände sind versammelt. Über 50 Leute sind es am Morgen. Und es sollen in den nächsten drei Stunden noch mehr werden. Und es ist für Dessau-Roßlau schon auffällig: Junge Leute sind hier tatsächlich einmal die Mehrheit.

Auch Kevin Voigt und Alexander Hanke sind voller Begeisterung bei der Baumspenden- und Pflanzaktion in der Lobenbreite dabei.
Auch Kevin Voigt und Alexander Hanke sind voller Begeisterung bei der Baumspenden- und Pflanzaktion in der Lobenbreite dabei.
(Foto: Thomas Ruttke)

Von der Spendensammlung an den Spaten - eine Idee zieht weite Kreise bei den Leuten

Wetter, Klimawandel und massiver Schädlingsbefall haben der „grünen Lunge“ der Stadt im letzten Jahrzehnt stark zugesetzt: Sturm, Hitze, Trockenheit und Käferscharen richteten den Wald übel zu, ließen ihn stellenweise zur Kahlfläche absterben. Landesweit wollen Initiativen dem Waldsterben Einhalt gebieten. Für den Harz initiierte Radio Brocken das „Baumschenken“ und konnte Spenden für mehr als 300.000 junge Buchen-Setzlinge erzielen.

Die Aktion sprach sich blitzschnell herum. In Dessau-Roßlau nahm die Jägerschaft den Ball direkt auf und warb um Spenden zur Wiederaufforstung des kranken Waldes um die Doppelstadt. Auch hier fand die von Kreisjägermeister Michael Mitsching vehement vorangetriebene Baumspenden-Aktion offene Ohren und Geldbörsen. Seit April 2021 sammelten sich durch intensive Unterstützung aus der Bürgerschaft und der Unternehmer der Stadt in Summe 20.319 Euro an. „Wir Jäger haben ein besonders enges Verhältnis zum Wald und zu seiner Hege. Daher wollen wir bei der Bewältigung des Problems mithelfen und eine Vorbildrolle einnehmen“, so Mitsching. Die Initialzündung der Weidmänner fand auch in der Stadt selbst großes Echo. Stadtrat und Stadtverwaltung gaben 69.000 Euro dazu. Am Sonnabend nun begann auf einer Fläche von 1,5 Hektar im Herz der Lobenbreite die Anpflanzung der Setzlinge: Als Mitmach-Aktion für Naturfreunde, Nachbarn und Nutzer des Waldes.

„Mein Herz geht auf, wenn ich Euch alle heute hier sehe“, begrüßt Stadtförster Guido Siebert die Menschenansammlung am neuen Rastplatz. Gekommen sind vor allem junge Leute - darunter der komplette Abitur-Jahrgang 2021/22 vom Gymnasium Philanthropinum. Familien sind dabei aus Kleinkühnau, Ziebigk und Großkühnau. Auch Stadträte, Ortsbürgermeister und Ortschaftsräte greifen zum Spaten. Selbst Stadtratsvorsitzender Frank Rumpf macht den von Tochter und Enkelin angesetzten „Opa-Tag“ zum Aktionstag.

Jörg Eppler  von der Firma Schröter.
Jörg Eppler von der Firma Schröter.
(Foto: Thomas Ruttke)

Pflanzplan für 10.000 Bäumchen auf 1,5 Hektar Fäche

Die vom Stadtförster und örtlichen Waldbetrieben ausgewählte Start-Fläche war beräumt und vorbereitet worden. Ein 1,5-Hektar-Areal ergibt eine Fläche von 150 Metern Länge und 100 Metern Breite, theoretisch. In offener Natur aber durchkreuzen Anhöhen genauso wie Gräben die glatte Rechnung, „so dass das bei uns immer nur Etwa-Angaben sind“, sagt Stadtförster Siebert.

Also hat auch der Pflug „rund 70 Reihen mit bis zu 120 Metern Länge“ vom Erdreich aufgebrochen. Etwa 10.000 Laubbaum-Setzlinge kommen rein. Darunter als Kernbestand 4.500 Traubeneichen, plus 1.600 Roteichen und 600 Esskastanien. Aufgefüllt wird die Artenvielfalt mit Hainbuchen und eingestreutem Wildobst von Birnen und Äpfeln. Das komplette Areal umschließen soll eine Reihe mit Winterlinden, an der Südseite ergänzt durch mehrere Sträucher-Reihen mit Hagebutten und Schlehen.

Stadtförster Guido Siebert (vorn) startet die Aufforstung   in der Lobenbreite,
Stadtförster Guido Siebert (vorn) startet die Aufforstung in der Lobenbreite,
(Foto: Thomas Ruttke)

Soweit der Pflanzplan und die Hoffnung, dass im Frühjahr das erste Laub grünt. Am Wochenanfang pflanzt der Forst- und Umweltdienst Schröter offen gebliebene Stellen nach und zieht einen Zaun gegen Wildverbiss. „Sonst wären unsere Bäumchen die Leckerbissen für Rehe und Schweine“, warnt Stadtförster Siebert.