Agrargenossenschaft Mosigkau Agrargenossenschaft Mosigkau: Fettarmes Straußenfleisch für Feinschmecker
Dessau/MZ. - Es gibt Menschen, die schwärmen von ihren Augen. Groß und blau-braun sind die, treuherzig schauen die daher, umrahmt von beeindruckenden Wimpern. Es gibt aber auch Menschen, die loben ihr Fleisch, wenn es auf den Teller kommt: fettarm, proteinreich, mit wenig Cholesterin und unvergleichlich zart. Die Geschichten vom Vogel Strauß kennt Lutz Kreißler, Berührungsängste hat der Chef der Agrargenossenschaft Mosigkau nicht: Seit einigen Tagen nennt Kreißler sechs Tiere sein eigen. In Zeiten von BSE versucht sich sein Betrieb in der Straußenzucht.
"Man muss sich als Landwirt etwas einfallen lassen", sagt Kreißler. Der von ihm geführte Betrieb wurde vor knapp zehn Jahren zur Agrargenossenschaft umstrukturiert, existierte jedoch als LPG schon über 30 Jahre vor der Wende. 1220 Hektar Ackerland bewirtschaftet die Mosigkauer Genossenschaft, 500 Mastschweine, 100 Mutterkühe mit Nachzucht und 600 Mastbullen stehen in den Ställen. Die BSE-Krise traf das Unternehmen hart: Der Rindfleischmarkt brach fast völlig zusammen, der Kilopreis sank um etwa zwei Mark. Für Lutz Kreißler stellten sich Fragen: den Betrieb verkleinern und die Mastbullen abschaffen oder mit ganz neuen Projekten einen Neuanfang wagen? Kreißler entschied sich für den zweiten Weg, vor allem, um "Arbeitsplätze zu sichern". 230 hatte die LPG einst, jetzt sind es 18, die erhalten werden sollen.
Bei der Suche nach einem zukunftsfähigen Konzept für den Betrieb waren Ideen schnell gefunden: die Erweiterung des Betriebes um Strauße und Gänse, vielleicht auch die Direktvermarktung von Rind- und Schweinefleisch. Eine Idee ist schon umgesetzt: Vor acht Wochen stellte die Agrargenossenschaft einen Antrag, um die Straußenzucht genehmigt zu bekommen, seit einigen Tagen sind die ersten sechs Tiere im Dessauer Vorort zu Hause.
Die beeindruckend großen Vögel - die männlichen können bis zu 2,80 Meter, die weiblichen bis zu 2,50 Meter groß werden - befinden sich in ehemaligen Rinderställen, die umgebaut wurden. Platz ist reichlich, auf einer Weide können sich die Strauße frei bewegen. Die 120 Kilo bis 150 Kilo schwer werdenden Tiere ernähren sich ähnlich wie die Rinder von Körnern, Heu, Silage und Weidegras. Das Straußenfleisch ist geschmacklich mit Rindfleisch vergleichbar, "die Vorzüge des Rindfleischs sind gegeben", sagt Kreißler, der große Pläne hat. Aus den jetzt geholten Straußen soll einmal eine ganze Straußenzucht werden, für deren Betreuung Mitarbeiter der Agrargenossenschaft durch Schulungen vorbereitet wurden.
Die Strauße brauchen etwa drei Monate Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, bevor sie Eier legen. Dabei entspricht ein Straußenei in Größe und Gewicht etwa 25 Hühnereiern. Schlachtreif sind die Strauße nach einem Jahr, danach sollen die Tier - so plant die Agrargenossenschaft - wie Rinder und Schweine direkt vermarktet werden. Diese zweite Idee soll ab Mitte April verwirklich werden: Zu diesem Zeitpunkt können Verbraucher in der Bruchbreite in Mosigkau Rind- und Schweinefleisch direkt von der Agrargenossenschaft erstehen. Das Fleisch muss dabei vom Käufer vorher bei der Agrargenossenschaft bestellt werden und wird deshalb frischer sein als in jedem Geschäft.
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