Adventsmarkt in Rosslau Adventsmarkt in Rosslau: Wünsche werden wahr

rosslau - Keine Angst haben sie gehabt, dass der heftige Wind am Freitag die Dekoration zum Adventsmarkt auf der Burg einfach wegfegen könnte. „Ach i wo“, winkt Peter Hahne vom Vorstand des Burg-Fördervereins ab. „Dieses Kapitel hat sich bei uns schon vorher erledigt, als es unseren Baum beim Aufstellen umgehauen hat.“ Pünktlich zum Eröffnungsabend am Freitag und zu den beiden traditionellen Markttagen am Wochenende präsentierte sich die geschmückte Tanne aber ebenso majestätisch, wie die große Holzpyramide, die in den vergangenen Monaten in der Schiffswerft restauriert wurde.
Für ein buntes Markttreiben sorgten die 30 Händler mit Kulinaria und Geschenkideen, Roßlauer Vereine sowie wieder zahlreiche Besucher aus der Region und ganz Deutschland. „Im Prinzip ist es so wie in jedem Jahr“, erzählt Hahne und muss doch noch etwas ergänzen. „Es ist der erste Adventsmarkt nach dem Ende der umfangreichen Sanierungsarbeiten der Wasserburg. Jetzt stören keine Gerüste und Planen mehr. Jetzt ist man noch näher am Burggefühl dran.“ Dieses Burggefühl war diesmal untermauert mit dem Motto „Tischlein deck Dich“. Ob vor dem Tor des Innenhofs, in einer Kammer der Burg oder auf dem Innenhof selbst, die Tische waren zahlreich gedeckt. Viele Dessau-Roßlauer sind im Vorfeld auch der Bitte des Burgvereins gefolgt und haben zur Dekoration Geschirr und Besteck gespendet.
Der Märchenonkel Stefan Koschitzki las großen und kleinen Besuchern das vor, was einst die Gebrüder Grimm gesammelt haben und überraschte nach der Märchenstunde manchen Knirps damit, dass es im Kaminzimmer der Burg tatsächlich so etwas wie einen Goldesel gab. Einmal kräftig an einem Seil am Tresen gezupft, das einen Eselsschwanz symbolisierte, und schon hagelte es goldene (Schoko)-Taler.
Märchen können manchmal doch wahr werden. Zumindest an diesem Wochenende zum Adventsmarkt auf der Burg. Wer dann noch an den Weihnachtsmann glaubte, der wurde auch nicht enttäuscht. Der Bärtige brachte kleine Geschenke unters Volk. Ein Puppentheater, der Roßlauer Männerchor und Blasmusiker sorgten zusätzlich für Unterhaltung.
Wer einen Sprung zurück um mehrere Jahrhunderte machen wollte, der musste nur ein paar Schritte gehen und landete im Mittelalter. Mit Katapulten konnten fremde Burgen angegriffen und eingenommen werden, wenn auch nur im Miniaturformat. Mit Pfeil und Bogen konnte zeigen, wer zum echten Krieger taugt. Rosenkavaliere kamen bei Jakub Jezalik zum Zuge. Der Kunstschmied, vor einigen Jahren aus seiner tschechischen Heimat in das sächsische Glauchau gezogen, taucht in seiner Freizeit gerne in das Mittelalter ab. Am Wochenende brachte er seinen Blasebalg und sein Schmiedewerkzeug mit auf die Roßlauer Burg. Haken, Korkenzieher und Rosen konnten bei Jezalik erworben werden. Waren diese weder rot noch duftend, so verwelken die Exemplare aus Metall aber nicht. „Das ist auf Mittelaltermärkten ein beliebter Artikel“, erzählt der Kunstschmied.
Für ihn ist die mentale Zeitreise in vergangene Jahrhunderte eine Rückkehr zu den Wurzeln seines Berufsstands. „Im Mittelalter war Schmied ein häufiger Beruf mit vielen verschiedenen Spezialisierungen. Das fasziniert mich“, erzählt er. Die Burg Roßlau ist für ihn die perfekte Kulisse für sein Hobby. Deshalb kam er jetzt schon das zweite Mal an die Rossel.
Alle Jahre wieder kommt auch Petra Schumann gerne auf die Burg, um ihre gebastelten Kreationen wie Kränze und Gestecke sowie Lichterkugeln an Mann und Frau zu bringen. Um immer rechtzeitig zum Markt fertig zu werden, fängt die Hobby-Bastlerin aus Rodleben im Nebengewerbe schon immer sehr früh an. „In der Regel geht es im August los“ erzählt Schumann. Für die richtige Inspiration hat sie feste Rituale. „Jalousie runter und Weihnachtslieder in den CD-Spieler, dann ist man schon im Sommer in Weihnachtsstimmung“, erzählt die Rodlebenerin.
Der Adventsmarkt auf der Burg zauberte am Wochenende auch ohne solche „Hilfsmittel“ ein stimmungsvolles vorweihnachtliches Ambiente. (mz)
