Millionenprojekt in Dessau-Roßlau Abriss an der Schade-Brauerei in Dessau

Dessau-Roßlau - Auf dem Gelände der ehemaligen Schade-Brauerei in Dessaus Stadtzentrum ist sichtlich Bewegung: Bagger graben sich durch die alte Bausubstanz, auf dem Gelände sind meterhoch Steinberge zu sehen. Die Stadt Dessau-Roßlau reißt derzeit an der Langen Gasse Nebengebäude wie die Schwankhalle, den Eiskeller und den Hofkeller ab.
Damit schafft sie die Voraussetzungen, dass die IDT Biologika und die Klocke-Holding das Gelände ab dem Sommer übernehmen können. Nach über 20 Jahren Verfall will der Pharmahersteller das markante Brauerei-Hauptgebäude bis 2018 zu einem Konferenz- und Schulungszentrum umbauen. Im Dezember hatte das Unternehmen das Grundstück von der Stadt gekauft.
Beton in Löchern
Bis die ersten Kongresse stattfinden, werden noch einige Mauern eingerissen. Teil des Vertrages mit der IDT Biologika ist, dass die Stadt für den Bau das Feld bereitet. „Wir haben einen straffen Zeitplan - bis Ende Mai wollen wir mit dem Abriss fertig sein“, erklärt Klaus Bekierz vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt Dessau-Roßlau. Die Gebäude sind schon fast komplett entkernt, ein Teil des Schwankhallen-Zwischenbaus ist bereits abgerissen, der Rest folgt in den kommenden Tagen. Ebenso ist der riesige Hofkeller unter der Erde fast abgetragen.
Komplizierter gestaltet sich der Umgang mit dem Gebäude des Eiskellers, den ehemaligen Dessauer Bierstuben, in der Nantegasse/Ecke Hobuschgasse: Größtenteils stehen von dem Dreigeschosser nur noch Decken und Außenwände. „Wenn wir hier das Dach abtragen, könnten die Wände instabil werden und auf die Straße abrutschen“, so Bekierz. „Nach einer Statik-Prüfung vor Ort haben wir deshalb die Mauern verstärkt.“ Es wurden Löcher in die Außenwände gebohrt, in die dann Beton gepumpt wurde. Der härtet noch aus, in der kommenden Woche folgt der Abriss von oben nach unten. Die Stadt wird ebenso die Wand des Hauptgebäudes abstützen. „Um Gefahren für das Haus durch die Vibrationen beim Abriss auszuschließen“, so Bekierz.
Die im Jahr 1898 an der Langen Gasse gebaute Schade-Brauerei steht unter Denkmalschutz. Deshalb wird gut erhaltene historische Bausubstanz vor Ort aussortiert. Mauerziegel und Teile des Kopfsteinpflasters lagert das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt ein. „Diese Teile könnte die Stadt wieder verwenden, wenn Baumaßnahmen an historischen Gebäuden anstehen“, sagt Bekierz.
Weshalb das Vorhaben ein Glücksfall für die Stadt ist, lesen Sie auf Seite 2.
Millionen-Investition
Für die Bäume, die die Stadt bereits auf dem Gelände gefällt hat, wird Ersatz gepflanzt. Wo, ist Sache des neuen Eigentümers. IDT Biologika übernimmt auch die Kosten für den Abriss. Diese waren im vergangenen Jahr mit rund 390.000 Euro veranschlagt.
Für die Stadt ist das Vorhaben ein Glücksfall. Jahrzehnte lang wollte sie die Industriebrache beleben und als Denkmal erhalten. Doch die Situation war verfahren: Der Eigentümer, die Bayerische Hausbau GmbH Co. KG, erreichte keine Entwicklung des Geländes, wollte aber nicht zu einem angemessenen Preis an die Stadt verkaufen. Als er es an einen Dritten veräußern wollte, machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb das Grundstück. Und: Sie fand einen Investor.
Die IDT Biologika und die Klocke Holding kauften das Gelände einen Tag vor Weihnachten 2015 über zwei Projektentwicklungsgesellschaften. Das Unternehmen will einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Auf dem Areal sollen Schulungen für Mitarbeiter sowie Kongresse stattfinden.
Zwei Bauabschnitte geplant
Das Projekt Schade-Brauerei umfasst zwei Abschnitte. Im ersten soll im Hauptgebäude auf fünf Etagen der moderne Baukomplex entstehen. Insgesamt stehen 6.500 Quadratmeter zur Verfügung. Die fünfte Etage ist für Wohnungen vorgesehen, unter der Kuppel sind Meeting-Räume geplant. Auch eine Tiefgarage soll entstehen. In einem zweiten Abschnitt wollen die Investoren auch die Brachfläche schräg gegenüber entwickeln. Hier werden noch Investoren gesucht, um Nutzungskonzepte zu erarbeiten.



