Abgeworfene Borke überall Abgeworfene Borke überall: Was ist mit den Bäumen an der Straße los?

Dessau-rosslau - Die Trockenheit macht den Bäumen der Stadt zu schaffen. Besonders auffällig zeigen sich die Platanen in der Heidestraße: Die Bäume werfen großflächig Borke ab, teilweise kommen ganze Platten herunter und landen auf den Wegen. Dass sich Platanen häuten, ist an sich ein natürlicher Prozess - er findet in diesem Sommer aber viel früher und stärker als in anderen Jahren statt.
„Die Platane lässt sozusagen ihre äußere Hülle fallen. Normalerweise passiert dieser Borkenabwurf aber erst am Ende des Sommers“, erklärt Christoph Otto vom städtischen Umweltamt. „Er vollzieht sich jetzt in viel kürzerer Zeit und auch die Stücke sind wesentlich ausgetrockneter als üblich.“
Borke platzt beim Wachsen der Platanen auf
Die Borke ist abgestorbenes Material, das beim Wachsen der Platanen aufplatzt und abblättert. Dabei entstehen die typischen Flecken auf Stämmen und Ästen. Die Hitze sorgt in diesem Jahr aber nicht nur für eine stärkere Austrocknung der Borke, sondern auch für ein größeres „Pulsieren“ des Baums.
„Durch die extreme Witterung saugen die Platanen mehr Wasser aus dem Boden, das Volumen des Stamms nimmt am Tag ein wenig ab“, so Otto. Nachts, wenn nicht mehr so viel Wasser von den Wurzeln in die Äste und Blätter fließt, nimmt der Baum wieder seinen normalen Umfang ein. Die Bäume werden wieder dicker. „Das ist wie ein Ausatmen“, sagt Otto. Auch diese Bewegung bewirke das Abplatzen der Borke.
Zu sehen sei dann aber nicht das blanke Holz. „Im Gegenteil: Das ist die Schutzschicht. Von dort aus werden Holzzellen nach innen und Borkenzellen nach außen produziert. Es handelt sich also nicht um Schäden, auch wenn diesmal großflächiger die neuen hellen Schichten zu sehen sind.“
Platane ist eine der Hauptbaumarten in Dessau-Roßlau
Die Platane ist eine der Hauptbaumarten in Dessau-Roßlau, 1089 gibt es insgesamt. Die meisten befinden sich in den Stadtbezirken Nord, Mitte und Süd sowie West, Alten und Zoberberg. Hauptsächlich stehen sie entlang von Straßen, wie beispielsweise an der Junkersstraße, Zunftstraße, Kochstedter Kreisstraße, Heidestraße und Albrechtstraße. Insgesamt betreut die Stadtpflege derzeit rund 30000 Bäume entlang von öffentlichen Straßen und auf öffentlichen Grünflächen.
Die meisten stehen seit Wochen unter Dauerstress, auch Schäden sind bereits zu erkennen. „Der Stadtpflegebetrieb beobachtet die derzeitige Witterung mit großer Sorge und dem Bewusstsein, gießen zu müssen“, erklärt Jan Strebelow vom Grünflächenmanagement im Eigenbetrieb. „Leider reichen aber die Kapazitäten nicht aus, um ausreichend zu bewässern.“ Eine detaillierte Auflistung von Schäden existiert noch nicht, die Folgen der Hitze sollen bei nächsten Baumkontrollen dokumentiert werden.
Gerade die Linden litten derzeit sehr, sagt Strebelow. Weniger anfällig seien Baumarten wie Platane und Robinie. „Auch das Alter ist entscheidend. Ausgewachsene Bäume können einige trockene Monate überstehen, den jungen fehlt es an Feuchtigkeit. Sie haben sich an ihrem Standort nicht ausreichend etabliert. Ihre Wurzeln reichen noch nicht sehr tief.“
Blätterabwurf muss nicht den Tod des Baumes bedeuten
Generell wachsen Stadtbäume unter erschwerten Bedingungen. „Sie kämpfen mit Schadstoffen aus der Luft, mit zu kleinen Pflanzflächen, mit wenig Raum für Wurzeln, mit Salzeinsatz im Winter und mit Verletzungen durch Bauarbeiten oder Unfälle.“ Fehlendes Wasser - durch Trockenheit, aber auch durch versiegelte oder verdichtete Böden - bedeutet Stress. „Manche werfen Nadeln oder Blätter ab und werden anfälliger für Schädlinge.“
Der Blätterabwurf müsse nicht den Tod des Baumes bedeuten, so Strebelow. „Es kann aber auch genau das passieren. Hauptsächlich jedoch reagieren Bäume mit Zuwachseinbußen. Sie werden sich am Ende wieder erholen.“ Unterstützen könnten auch Anwohner. „Schon 40 bis 50 Liter pro Baumscheibe zweimal wöchentlich helfen einem Baum spürbar.“ (mz)