A9-Sanierung A9-Sanierung : Verkehr rollt trotz großer Baustelle

Dessau/Bitterfeld - Der Startschuss für den zweiten Teil der längsten Autobahnbaustelle in Sachsen-Anhalt bei Dessau erfolgte vor drei Wochen. Über 14 Kilometer wird seitdem der gesamte Ferienfahrverkehr über die Richtungsfahrbahn Berlin gelenkt. Beim ersten Bauabschnitt, der 2016 erfolgte, verging kein Tag ohne Verkehrsunfälle. In den ersten drei Wochen der neuen Baustelle hört man kaum etwas von der Autobahn. Läuft alles in geordneten Bahnen oder täuscht der Eindruck? Michael Adam ist stellvertretender Leiter des Autobahnreviers Dessau. Mit Polizeirat Adam sprach MZ-Redakteurin Annette Gens.
Der Autobahnabschnitt zwischen Dessau und Bitterfeld war 2016 ein Unfallschwerpunkt. Immer wieder krachte es, gab es lange Staus. Inzwischen wird wieder gebaut. Doch es scheint ruhiger. Täuscht das?
Michael Adam: Der Eindruck, dass der Verkehr trotz Baustelle ruhiger läuft, täuscht nicht. Im Juni ereigneten sich im Baustellenbereich 19 Verkehrsunfälle. Zwei Personen wurden leicht verletzt. Im Juni 2016 gab es für die Autobahnpolizei viel mehr zu regulieren. 54 Unfälle wurden damals im Baustellenbereich registriert. Zehn Menschen wurden leicht, einer schwer verletzt. Auch die ersten Julitage dieses Jahres lassen hoffen. Es gab fünf Unfälle auf der A9 in unserem Einsatzbereich. Das ist ein normales Unfallaufkommen. Und nicht alle betreffen die Baustelle.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass in diesem Jahr der Verkehr besser rollt?
Nach drei Wochen Baustelle kann man das noch nicht so konkret sagen. Aber vielleicht liegt es daran, dass der erste Bauabschnitt im vergangenen Jahr den Pfingstverkehr voll traf. Pfingsten ist auf der A9 immer mit hohem Verkehrsaufkommen zu rechnen. In diesem Jahr wurde die Baustelle nach Pfingsten eingerichtet.
Trotzdem, jetzt haben viele Bundesländer Sommerferien. Die A9 müsste demzufolge ziemlich gut frequentiert sein, oder?
Das stimmt. Aber es gibt auf der Umleitungsstrecke einige Neuerungen, die sich definitiv positiv auf das Unfallgeschehen auswirken. Zum Beispiel wurden Nothaltebuchten eingerichtet. Das heißt, Fahrzeuge mit Panne blockieren nicht mehr die Fahrspuren. Es kommt dadurch zu weniger Staus und letztlich auch Unfällen. Was ebenfalls besser gelöst wurde als im vergangenen Jahr, ist die Verkehrsführung an der Anschlussstelle Dessau-Süd. Die Autos werden nicht direkt auf die Fahrbahn geleitet, sondern es steht ein Stück Beschleunigungsstrecke zur Verfügung, ehe es auf die Autobahn geht.
Deutschland trauert nach einem Busunglück auf der A9 am Montag bei Münchberg in Bayern. Wie geht es Ihnen, wenn Sie solche Nachrichten hören?
Über die Ermittlungen kann ich nichts sagen, weil sie am Unfallort geführt werden. Aber bei mir wurden sofort die Erinnerungen an das schwere Busunglück auf der A9 bei Dessau im Februar 2010 wach. Ein dänischer Reisebus fuhr damals gegen eine Mittelleitplanke. Drei Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben. Das vergisst man nie. (mz)