Unfallrisiko? A9 Baustelle: Verkürzte Auffahrt in Dessau-Süd ist Unfallrisiko

Dessau-Roßlau - „Freie Fahrt für freie Bürger“ - der deutschen Autofahrer liebster Slogan gerät auf der Bundesautobahn 9 zwischen den Anschlussstellen Vockerode und Bitterfeld-Wolfen zunehmend in Vergessenheit. Dessaus Auf- und Abfahrten liegen mittendrin im Baustellen-Schilderwald.
Mit Vollgas in die Lücke
„STOP“ prangt derzeit in weißer Schrift auf Knallrot das achteckige Verkehrszeichen an der Zufahrt auf die Autobahn in Richtung Halle/Leipzig am Anschluss Dessau-Süd.
Die Situation hier empfinden Autofahrer derzeit als besonders heikel: Es ist eng, die Einsicht auf den zweispurig anrollenden Richtungsverkehr schwierig und eine Beschleunigungsspur zum Einfädeln gibt es nicht. Gewartet wird auf die Lücke, die ausreicht, um aus dem Stand von Null in die Kolonne zu springen. Mit straffem Vollgas und Motorgeheul. Oder mit Blechgeschepper in der Folge.
Einfädeln funktioniert - aber am Stoppschild kracht es
Das gab es seit Monatsbeginn siebenmal am Autobahn-Stoppschild Süd. Wie die Autobahnpolizei in ihren Tagebuch vermerkt, ist es bei diesen klassischen Auffahrunfällen bisher immer bei Blechschäden geblieben. „Das Einfädeln funktioniert, aber vorher am Stoppschild fährt einer auf den vor ihm Wartenden“, sagt Katrin Schild von der Autobahnpolizei in der Sollnitzer Straße.
Das Stoppschild an der Autobahnzufahrt im Baustellenbereich folgt gesetzlichen Vorgaben und gebietet den Halt.
„Das ist nichts Exotisches, sondern eine erprobte und bewährte Standardlösung“, weiß Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt.
Die ist derzeit auf 200 Baustellen im Landesstraßennetz zugange. Die größte davon sind die bis Ende Dezember grundhaft zu sanierenden 13,5 Kilometer auf der A9 zwischen Bitterfeld-Wolfen und Dessau-Süd. Seit Anfang Juni wird die alte Betonfahrbahn abgebrochen. Voraus gingen drei Wochen mit Neubauten von Mittelstreifenüberfahrten und Rückbauten alter Betongleitwände sowie Baustelleneinrichtung.
Keine Änderung in Sicht
„Wir sind da schon seit langem erprobt“, denkt Uwe Langkammer zwei Jahre zurück, als die A9-Sanierung in Fahrtrichtung München im Streckenabschnitt zwischen Mulde- und Elbebrücke (von Dessau-Ost nach Vockerode) auf der Agenda stand.
Die jetzt schwierige Auffahrt in Dessau-Süd habe mehrere Ursache: Es gibt statt drei nur noch zwei Spuren, die Spurbreite sei schmaler, die Einfahrt verkürzt. „Da kann nur gelten: Erhöhte Aufmerksamkeit und Augen auf!“ Die tangentiale Auffahrt in Süd habe noch den Vorteil, dass die Zufahrt immer von höherem Gelände erfolgt. „Man kann von oben sehen, ob am Stoppschild jemand wartet“, plädiert der Präsident vehement für das vorausschauende Fahren.
Tempo wird gedrosselt
Gleiches hat auch die Autobahnmeisterei im Sinn. So wird die Baustelle zweieinhalb Kilometer vor Süd angekündigt, einen Kilometer weiter die Fahrspuren reduziert und das Tempo auf 120 gedrosselt.
Dieser Geschwindigkeitstrichter verengt sich stetig weiter auf 100 und 80 kmh, erreicht schließlich 60 als Höchstgeschwindigkeit. „Die gilt auf dem einen Kilometer vor und hinter dem Stoppschild, dann geht es mit 80 kmh weiter“, sagt Frank Segatz, technischer Mitarbeiter der Autobahnmeisterei.
Im 60er Bereich gelte zudem generelles Überholverbot mit durchgängiger Trennlinie, so dass die Ankommenden vor der Gefahrenstelle nicht die Spur wechseln und die am Schild Wartenden irritieren. (mz)
