700 Jahre Natho 700 Jahre Natho: Das kleine Dorf feiert ein großes Fest
Natho/MZ. - Natho selbst ist freilich viel älter. Im Jahr 1303 hieß der Ort noch Natow (wahrscheinlich von slawisch "Krautfeld"), was deutlich auf die vormalige slawische Besiedlung hinweist. Auch die beschauliche Feldsteinkirche St. Johannis, deren heutiges Erscheinungsbild durch den romanisierenden Umbau im Jahr 1892 geprägt ist, wurde schon um 1200 errichtet. Die Urkunde markiert das erste greifbare Datum.
Begonnen hatte die 700-Jahr-Feier vergangenen Freitagabend mit einer Diaschau über die freilich etwas jüngere Geschichte des Dorfes im ehemaligen Wirtshaus "Zur Kastanie". Dabei zündet noch vor dem Freibier der Wiedererkennungseffetkt. Denn nicht wenige, inzwischen betagtere Bewohner konnte man hier im Seppelhosenalter bestaunen. Daneben gab es einen Blick in den Alltag der Landarbeiter, der neben aller Idylle um meterhoch beladene Heuwagen auch die Schwere der Arbeit beleuchtete.
Viel gearbeitet haben auch die Mitglieder des vor drei Jahren gegründeten Heimatvereins Natho e. V. Um aus dem alten Gasthof eine sanierte Begegnungsstätte zu machen, seien nach Aussage der stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Ina Breternitz bereits 3 000 Arbeitsstunden geleistet worden. Das Vereinshaus, in dem neben Familienfeiern jede nur denkbare Art von Dorffest begangen wird, soll noch ein Fremdenzimmer und ein Traditionszimmer erhalten. Dafür überreichte die Roßlauer Feuerwehr dem Verein schon jetzt drei lederne Löscheimer, die vormals nach Natho gehörten.
Am Sonnabend gab es neben Kegeln und Bierglasrutschen, einen Malwettbewerb für Kinder, einen Bauernmarkt und köstlichen Kuchen. Am Abend erklangen von der Kulturbühne der Scheune tanzbare Rhythmen. "Das schönste war die Kutschfahrt", schwärmt Ina Breternitz.
Zudem freut sich der Verein darüber, dass alle 100 Exemplare der Festschrift verkauft worden sind. Diese Schrift beleuchtet vom Ende der Eiszeit bis zum Ende des Konsums und darüber hinaus recht umfangreich die Geschichte des Dorfes. Kirche, Schule, Amtsgut, Schmiede, Gasthof und vieles mehr werden behandelt.
Schankrecht besaß Natho übrigens bereits um 1500. Der erste Krüger im Ort hieß Christoffel Hennig. Dass die Laube am Teich des Gutsparkes nicht mehr steht, wurde schon zum Diavortrag lautstark bedauert. Eigentlich schade, dass das reichlich bebilderte Heft schon vergriffen ist.
Zum Gottesdienst am Sonntagmorgen kam der Roßlauer St. Marienchor. Bereits am Vortag wurde die neue Vereinsflagge in Anwesenheit der stellvertretenden Bürgermeisterin Sabrina Nußbeck gehisst. Das Wappen, so erzählt Bernd Rose, sei dem des Fürstentums Anhalt-Bernburgs entlenht, dem Natho nach der Auflösung des Zerbster Hauses angehörte. Im Wappen stolziert ein Bär über die Stadtmauer. "Perrumpendum" steht darüber.
Ina Breternitz lacht. Denn in Natho denkt man bei der Übersetzung wohl weniger an eine Stadtmauer, als an die Arbeit am alten Gasthof. Das lateinische Gerundium heißt: "da müssen wir hindurch."