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Wildschweinplage rund um Dessau-Roßlau 65 Euro Abschussprämie für jedes Wildschwein

Die Schwarzwildbestände sind gleichbleibend hoch und jetzt rückt die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest näher. Das Land Sachsen-Anhalt nimmt nun extra Geld in die Hand.

20.04.2021, 10:11
Egal ob süß oder nicht: Wildschweine rund um Dessau-Roßlau leben gefährlich.
Egal ob süß oder nicht: Wildschweine rund um Dessau-Roßlau leben gefährlich. Foto: DPA

Dessau-Roßlau - „Gott sei Dank löst das Land jetzt sein Versprechen ein aus dem Jahr 2020. Es wird auch allerhöchste Zeit“, mit diesem Stoßseufzer quittiert, kommentiert und kritisiert Kreisjägermeister Michael Mitsching die aktuellen Bewegungen in Feld, Wald und Flur sowie in den Büros von Behörden und Verwaltungen.

Bedingt durch Pandemie und Jahreszeit aktuell zwar etwas aus dem öffentlichen Fokus geraten, bleibt die Wildschweinpopulation vor und im Stadtgebiet jedoch permanent Thema für Dessau-Roßlau und Nachbarkommunen.

Die Stadt Dessau-Roßlau hatte zuvor bereits aus ihrem eigenen Haushalt eine Aufwandsentschädigung erstattet

Um den Schwarzwildbestand so weit wie möglich unter Kontrolle halten und zu reduzieren, erhalten die Jägerschaften und Jagdpächter in immer mehr Bundesländern jetzt Abschussprämien. Im März rückte nun auch Sachsen-Anhalt in diese Reihe und zahlt rückwirkend zum 1. Januar 2021 pro erlegtem Wildschwein eine Prämie von 65 Euro.

Die Erlegungsprämie wird über die Landkreise und kreisfreien Städte ausgezahlt. Die Stadt Dessau-Roßlau hatte zuvor bereits aus ihrem eigenen Haushalt eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro pro Tier erstattet.

Hochansteckende Viruserkrankung bedroht neben den Wildschweinen vor allem die Hausschweinbestände

„Unser Auftrag ist, den Schwarzwildbestand zu reduzieren und Überpopulation zu verhindern“, so der Kreisjägermeister. Michael Mitsching ist mit der jetzigen Lösung nicht wunschlos glücklich, aber prinzipiell dankbar. Da könne handwerklich nachgebessert werden. Hauptsache, die Arbeit der Jägerschaft werde jetzt in der Gesellschaft wertgeschätzt.

Neben der allgemeinen Hege von Wild und Wald und dem Schutz vor aufgewühlten Deichen und geplünderten Gärten, rückt aktuell auch eine gefährliche Tierseuche in den Fokus: Die europaweit grassierende, von Wildschweinen übertragene, afrikanische Schweinepest (ASP). Diese hochansteckende Viruserkrankung bedroht neben den Wildschweinen vor allem die Hausschweinbestände.

Wurde die Seuche im September 2020 deutschlandweit erstmals in Brandenburg nahe der deutsch-polnischen Grenze bei einem Wildschweinkadaver diagnostiziert, waren im Nachbarland bis Anfang April 872 Fälle registriert. Auch in Sachsen gab es im Landkreis Görlitz Ende 2020 den ersten Fall, inzwischen sind es 70.

Im Jahresdurchschnitt fallen etwa 1.000 Wildschweine

„Sachsen-Anhalt ist noch frei von ASP, aber die Seuche rückt näher heran, zuletzt bis in den Landkreis Potsdam-Mittelmark“, so Mitsching auf MZ-Anfrage: „Damit ist der Virus jetzt nur noch 70 Kilometer Luftlinie entfernt.“

Inzwischen ging am 31. März das Jagdjahr 2020/21 zu Ende. Die Daten über die bei verschiedenen Tierarten erzielte Strecke werden in den nächsten Wochen an die untere Jagdbehörde übermittelt.

Im Jahresdurchschnitt fallen etwa 1.000 Wildschweine - ein Rekordjahr war 2017/18 mit 1.324 Tieren, im Jahr davon wurden aber nur 815 zur Strecke gebracht. (mz/Silvia Bürkmann)