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OB-Kandidaten im Porträt Weshalb Jakob Uwe Weber sich für den OB-Posten in Dessau-Roßlau bewirbt und sich als Kämpfer sieht

Von Annette Gens Aktualisiert: 16.06.2021, 14:24
Jakob Uwe Weber hat sich  Zeit seines Lebens  in die Politik seiner Heimatstadt eingemischt. Er kämpfte auch um den Erhalt des Gasviertels.
Jakob Uwe Weber hat sich Zeit seines Lebens in die Politik seiner Heimatstadt eingemischt. Er kämpfte auch um den Erhalt des Gasviertels. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau - Die Dessauer Unruhstraße mit dem historischen Gasviertel hat für Jakob Uwe Weber eine besondere Bedeutung. In den 1990er Jahren setzte sich Weber mit vielen anderen Dessauern dafür ein, dass das alte damals noch ruinöse Gasviertel nicht abgerissen wird, sondern erhalten bleibt. Längst ist neues Leben in die charmanten Industriebauten gezogen.

Weber stand vergangene Woche im Gasviertel, um sich von der MZ am Platz seiner Wahl fotografieren zu lassen. Denn der parteilose Mosigkauer Ortsbürgermeister hat sich entschlossen, sich am 6. Juni zur Wahl zu stellen. Er bewirbt sich zum zweiten Mal in Folge für das höchste Amt der Doppelstadt. JU Weber, wie er sich scherzhaft in einem Wahl-Video nennt, und sieben weitere Kandidaten wollen Oberbürgermeister werden. Mit dem Foto im Gasviertel will er zeigen, dass es sich lohnt, für eine bestimmte Sache einzutreten, zu kämpfen.

„Dessau-Roßlau benötigt schnelle Entscheidungen auf vielen Ebenen“

Geplant war die Bewerbung zur OB-Wahl eigentlich nicht, schildert er. Erst vor wenigen Wochen an seinem 50. Geburtstag hat er sich wirklich entschieden, sich noch einmal zur Wahl zu stellen. Gründe dafür gibt es einige. Der wichtigste ist wohl, dass er als Ortsbürgermeister schnell gemerkt hat, dass man schneller etwas verändern kann, wenn man an der Stellschraube sitzt, sprich Oberbürgermeister ist. Und verändern will der Kandidat einiges. Vor allem in der Kommunikation - in der Verwaltung und auch mit den Dessau-Roßlauern.

„Dessau-Roßlau benötigt schnelle Entscheidungen auf vielen Ebenen“, sagt Weber, der beispielsweise bemängelt, dass eine Baugenehmigung im Zeitalter der Digitalisierung noch immer lange zwölf Wochen dauert. Dass Vorlagen für den Stadtrat unendlich viel Zeit benötigen, ehe sie zur Entscheidung kommen. Dass personelle Entscheidungen in der Stadtverwaltung seiner Meinung nach zu lange dauern.

Für Weber ist es beispielsweise ein Unding, wenn die Stelle eines Schulverwaltungsamtsleiters drei Mal ausgeschrieben werden muss

Für Weber ist es beispielsweise ein Unding, wenn die Stelle eines Schulverwaltungsamtsleiters drei Mal ausgeschrieben werden muss. Oder die eines Verkehrsplaners gar neun Mal. „Was hindert uns, Personen mit einem dualen Studium mittelfristig an die Stadt zu binden?“ Seiner Meinung nach müsse die Personalpolitik weitsichtiger sein, um mit Fachkräften den Generationenwechsel in der Stadtverwaltung tatsächlich zu ermöglichen.

Aktuell sagt Weber unter anderem in einem seiner Wahlvideos: „Unsere Stadt hat sich nicht so entwickelt, wie wir alle es erhofft haben, aber ich glaube, wir können es schaffen.“

Jakob Uwe Weber in Hamburg. In der Fremde holt er sich die Inspiration für seine Heimatstadt.
Jakob Uwe Weber in Hamburg. In der Fremde holt er sich die Inspiration für seine Heimatstadt.
(Foto: Weber)

Er ist seit einem Unfall von Kindesbeinen her gehandicapt

Jakob Uwe Weber ist gebürtiger Dessauer. Er wurde im März 1971 geboren, wuchs mit mehreren Geschwistern in Törten und Haideburg auf. 1988 hat er in seiner Heimatstadt seine Berufsausbildung zum Datenverarbeiter absolviert. Leicht wurde es Jacob Uwe Weber nie gemacht. Er ist seit einem Unfall von Kindesbeinen her gehandicapt.

Die gesundheitliche Prognose gab anfangs wenig Hoffnung, dass das Kind jemals wieder laufen kann. Trotzdem hat er das geschafft. Die Verletzung vor mehr als 40 Jahren und der feste Wille, Schmerz zu überwinden, hat ihn zeit seines Lebens geprägt. Er ist ein Kämpfer geworden. Er sei es gewohnt, Widerstände zu überwinden, aussichtslosen Situationen die Stirn zu bieten, sagt er. Er kämpft nun nach vielen Stationen um einen Sieg bei der OB-Wahl.

Derzeit macht Weber unter anderem mit einer T-Shirt-Aktion auf sich aufmerksam

Das notwendige Selbstvertrauen dazu schöpft er auch aus der Vergangenheit: siehe Gasviertel und sein Engagement. Siehe der Kampf um den Erhalt des Katzenhauses mit seiner historischen Fassade in Nord. Er war aber auch sehr aktiv in der Initiative „Stadt braucht Land“, die sich für den Erhalt der vielseitigen Kulturlandschaft in Dessau-Roßlau eingesetzt hat. „Dass heute das Theater immer noch einen großen Stellenwert in der Stadt hat, ist der Initiative mit zu verdanken“, erinnert Weber. Für den Dessauer soll Bürgerbeteiligung einen hohen Stellenwert haben. „Mit mir werden die Vereine und Feuerwehren einen verbindlichen Ansprechpartner haben.“

Derzeit macht Weber unter anderem mit einer T-Shirt-Aktion auf sich aufmerksam. Welches Shirt soll er zum ersten Stadtrat nach der OB-Wahl tragen? Antworten sind meist hintergründig. So schreibt er zum Beispiel: „Man muss nicht verrückt sein, um in Dessau-Roßlau Oberbürgermeister zu werden. Aber es hilft ungemein.“ (mz)