Zweckverband Goitzsche Zweckverband Goitzsche: 25 Jahre nach Gründung fehlt Rückhalt der Mitgliedskommunen

Pouch - Geschäftsführer Klaus Hamerla hätte dieses Jahr gerne das 25-jährige Bestehen seines Zweckverbands Goitzsche gefeiert. Doch es fehlte der politische Wille der Mitgliedskommunen. „Am Ende war es eine Kostenfrage.“ Dabei kann der Verband auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken.
Er koordiniert und forciert seit 1993 die Umwandlung des Bergbaurestlochs zu einem Tourismusgebiet. Die Mitglieder feierten Meilensteine wie den Beginn der Flutung 1999 oder die Eröffnung des Pegelturms ein Jahr später. Heute erholen sich jährlich Hunderttausende Menschen am See.
„Viele konnten sich nicht vorstellen, dass es so schön wird. Die Vision ist Realität geworden“, meint Uwe Hippe, Tourismusamtsleiter in Anhalt-Bitterfeld. Er ist von Anfang an im Zweckverband und begleitete die Erfolgsgeschichte. Doch mit dem Erfolg steht der Zweckverband nun vor einem Problem: Er muss seine Rolle neu finden.
Die Mitgliedskommunen müssen bei Projekten des Zweckverbands mitziehen
Ideen gibt es viele. Eine große heißt „Bernstein-Erlebniswelt“ als Dauerausstellung im Bitterfelder Wasserzentrum. Doch die Mitgliedskommunen müssen mitziehen. Und dort gibt es Zweifel. „Wer würde davon profitieren?“, fragt Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) skeptisch. „Wir haben keinen Bernstein, der Zweckverband hat keinen Bernstein ... Der Verband sollte sich von zusätzlichen Aufgaben fernhalten.“ Der Bürgermeister fürchtet mit der vorgesehenen Ausstellung höhere Kosten auf die Kommune zukommen.
Im Prinzip hält Giebler das interkommunale Konstrukt sogar für überholt. „Der Zweckverband hat seinen Zweck erfüllt“, konstatiert er. Die Renaturierung sei weit fortgeschritten, durch Eingemeindungen sei die Zahl der Bürgermeister an der Goitzsche gesunken, wodurch auch der Koordinierungsbedarf untereinander kleiner geworden sei. Laut Giebler steht ein Treffen mit den Nachbarkommunen zur Zukunft des Zweckverbandes bevor.
Dessen Geschäftsführer Klaus Hamerla bemerkt diese politischen Bremsmanöver der Mitglieder und Geldgeber. Ein Beispiel: Als die Goitzsche 2013 an Blausee verkauft wurde, sicherte sich der Zweckverband den Uferweg. Damit ist der Zugang zum Goitzsche-See gewahrt worden. Ein Erfolg! Doch Klaus Hamerla wollte mehr. Er wollte Grundstücke, die wirtschaftlich nutzbar sind, also zum Bauen.
Heute kümmert sich der Verband vorrangig um die Pflege des Uferrundwegs
Vor dem See-Verkauf nannte er deshalb seine Vorstellungen. „Aber die Grundstücke, die ich angegeben habe, wurden wieder herausgestrichen.“ Anderes Beispiel: Bereits 2005 wollte der Zweckverband mit der Blausee GmbH kooperieren, die die Goitzsche damals schon kaufen wollte, vom Bergbausanierer LMBV. Es blieb beim Plan.
Heute kümmert sich der Verband vorrangig um die Pflege des Uferrundwegs. Bis zur nächsten Saison soll dort die Beschilderung erneuert werden. Eigentlich sollte das schon 2018 passieren. Es gab aber Verzögerungen, da laut Hamerla das zugesagte Fördergeld erst ab nächstem Jahr abrufbar ist. Mit der Summe soll im gleichen Zeitraum eine Rundwegbeleuchtung vom Bitterfelder Campingplatz bis hinter Pouch entstehen. Wieder ein großes Projekt. Und was kommt danach?
Klaus Hamerla fürchtet sich nicht vor einer Auflösung. „Das Damoklesschwert schwebt ab und zu über uns.“ Der Geschäftsführer wirbt vielmehr für eine finanzielle und personelle Stärkung des Verbands. Das würde auch Uwe Hippe befürworten: „Es braucht eine starke kommunale Struktur, um mit den Privaten auf Augenhöhe zu agieren. Das ist derzeit nicht der Fall.“ Er kann sich einen schlagkräftigeren Zweckverband gut vorstellen. „Aber das bedarf einer Entscheidung der Bürgermeister.“ (mz)
