Zukunft unter einem Dach Zukunft unter einem Dach: Fusion von Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen und Klinikum Dessau?

Brehna - Wo tut’s denn weh? Die Frage können die beiden Krankenhäuser Bitterfeld-Wolfen und Dessau schnell beantworten: am Portemonnaie. Es ist kein Geheimnis, dass die größten Chancen im Finanzierungssystem jene Klinken haben, die groß, stark und attraktiv sind sowie spezialisierte Angebote vorweisen.
So könnte eine Fusion von Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen und Städtischem Klinikum Dessau zu einem kommunalen Großklinikum die Zukunft der beiden Einrichtungen sichern. Externe Gutachter werden jetzt prüfen, inwieweit ein Zusammengehen - in welcher rechtlichen Form auch immer - optimal ist. Das wurde am Mittwoch im Country-Hotel Brehna verkündet.
„Auf Augenhöhe“ will man sich da begegnen, wie die Träger (Landkreis Anhalt-Bitterfeld und Stadt Dessau-Roßlau) und die Aufsichtsräte beider nach eigenen Angaben wirtschaftlich gesunden Kliniken erklärten. Geht es nach ihnen und den Klinkleitungen, sollte das so schnell wie möglich passieren. „Das ist also keine politische Kopfgeburt“, sagte Peter Kuras (FDP), Oberbürgermeister von Dessau-Roßlau. Realistisch sei eine Prüfzeit von drei bis fünf Jahren.
Eine Fusion soll die Position in der stark konkurrierenden Branche stärken. „Fachbereiche lassen sich in einem Klinikverbund optimieren und spezialisieren, man ist auch flexibler“, stellte Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor in Dessau, fest. „So kann man fast schon eine universitäre Qualität erreichen.“
Und sein Bitterfelder Amtskollege Hans-Joachim Kluger ergänzte: „Das erhöht enorm die Attrakivität - für die Patienten, für die Arbeitnehmer und für die Häuser als Arbeitgeber“, sagte er mit Blick auf die jetzt „teilweise schwierige Akquirierung fachbereichsbezogener Arbeitskräfte“.
Mit dem Potenzial eines Großklinikums mit insgesamt 2500 Beschäftigten und 1100 Betten wäre eine interdisziplinäre Versorgung in über 20 Fachgebieten mit vielen Subspezialisierungen möglich. Und keine Frage: Synergien, Leistungsbündelung und Optimierung von Prozessen sind die beste Medizin für Wirtschaftlichkeit.
Angst, den Job zu verlieren, brauche mit einer Fusion niemand zu haben. „Für die Mitarbeiter wäre es gefährlicher, nichts zu tun“, sagte Kuras und machte damit das ganze Problem sichtbar.
Klar ist heute schon, beide Häuser sollen wohnortnah die Regel- und Grundversorgung sichern. Und mehr noch: Sie sollen expandieren. Damit ist auch gesagt, dass die Strukturen - übrigens auch die der Verwaltung - an beiden Standorten bestehen bleiben, die Spezialisierung ausgebaut und auch die ambulante Versorgung weiterentwickelt werden soll.
Sparmöglichkeiten sieht André Dyrna, Verwaltungsdirektor des Klinikums Dessau, trotz allem. „Aber die ganz großen Summen sind da nicht mehr zu machen. Die Doppelstrukturen abzubauen, ist auch nicht unser vordringliches Ziel.“ Für die Rücklagen ist jedes Haus selbst verantwortlich, sagte Landrat Uwe Schulze (CDU). Das Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen hat laut Schulze 2014 übrigens ein Plus von 1,2 Millionen Euro aufzuweisen.
In Sachsen-Anhalt sind von insgesamt 48 Krankenhäusern 18 in privater Hand. Klar war von Anfang an: Die Kliniken in Bitterfeld und Dessau bleiben in kommunaler Trägerschaft. Das Modell, das angestrebt wird, gibt es bereits mit dem Harzklinikum, zu dem sich die Häuser Quedlinburg und Wernigerode zusammenschlossen. (mz)
