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WM-Auftakt WM-Auftakt: Torjubel zwischen «Wiener» und Pils

Von Christian Schafmeister 02.06.2002, 14:10

Wittenberg/MZ. - "Hier ist es total still, überhaupt keine Fußball-Atmosphäre", vermeldete Fernseh-Kommentator Heribert Faßbender nach einigen Minuten aus dem fernen Japan. Doch das sah am vergangenen Sonnabend im "Wittenberger Brauhaus" komplett anders aus: Mehr als 80 MZ-Leser verfolgten dort vor dem Schirm gespannt das erste WM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Saudi-Arabien und hatten schon nach 72 Sekunden den ersten Torschrei auf den Lippen - Stürmer Carsten Jancker verfehlte jedoch knapp das gegnerische Gehäuse.

Dennoch war die Mehrzahl der Leser optimistisch. "Das Ding gewinnen wir 4:1, alles andere wäre eine Enttäuschung", betonte bereits vor dem Anpfiff Dieter Bötzsch. Und er traut dem Team um Rudi Völler sogar den Titel zu. Nicht ganz so zuversichtlich gab sich dagegen Hannelore Schmager. "Mit einiger Müh und Not wird es ein 3:1", sagte sie und tippte auf ein Tor von Jancker.

Der traf dann in der siebten Minute auch - der Treffer wurde allerdings zum Unmut vieler Zuschauer abgepfiffen. "Das kann doch nicht wahr sein", schimpften prompt einige im Brauhaus und nahmen erst mal einen Schluck aus dem Bierglas, um die Nerven zu beruhigen. Doch nur einige Minuten blieb Zeit zum Tief-Luft-Holen, ehe Miroslav Klose mit einem Doppel-Schlag das 2:0 erzielte. "Kannste nicht meckern", so die Meinung auf den eng besetzten Bierbänken. Und als noch vor der Pause Ballack und Jancker das Ergebnis auf 4:0 erhöhten, konnte die erste Hälfte getrost als Erfolg abgehakt werden.

Der 1:0-Tipp von Stadträtin Gudrun Fink (CDU) war da bereits überholt, doch dafür sprang die Kommunal-Politikerin spontan ein und verteilte nach 45 Minuten die bereit gestellten 160 Wiener ans hungrige Fußball-Volk. Noch besser als die Würstchen schmeckte den Wittenberger Fußball-Fans dann aber die zweite Hälfte - denn da gab es erneut vier deutsche Treffer zu bejubeln.

Jancker und Klose wurden dann Mitte der zweiten Hälfte ausgewechselt und erhielten selbst im "Brauhaus" für ihre Leistung viel Applaus. Beim Stand von 6:0 rieben sich aber doch die ersten der Zuschauer verwundert die Augen. Krasser Außenseiter? Vorrunden-Aus? "So langsam wird es richtig unheimlich da", flüsterte einer seinem Nebenmann ins Ohr. Vorbei, alle Fußball-Fans wissen das, ist das Spiel aber erst nach 90 Minuten, und so durfte sich noch Oliver Bierhoff in die WM-Torschützenliste eintragen. Das Sahnehäubchen setzte dann aber mit einem regelrechten "Zucker-Freistoß" Bernd Schneider in der Nachspielzeit.

Einen derart hohen Sieg hatte keiner der MZ-Leser getippt, doch am nächsten kamen diesem Ergebnis im "Brauhaus" noch Günter Bothe, André Strömich und Harry Helbig, die jeweils ein WM-Buch mit dem Titel "Menschen, Tore, Sensationen" mit nach Hause nehmen durften. Doch dass auch viele Italiener Sachverstand bei Fußball-Fragen haben, bewies Fernando Paiva Oliveira aus dem Eiscafé "Doce Vita". Er hatte schon Anfang der Woche bei der MZ-Umfrage seinen Tipp abgegeben: Deutschland gewinnt deutlich mit 7:1 - und das war echt nur ganz knapp daneben.