1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Wenn Rock und Hose kneifen

EIL

Wenn Rock und Hose kneifen

Von Silke Ungefroren 30.11.2004, 17:53

Bitterfeld/MZ. - Ob zu kurz oder zu lang, zu breit oder zu eng - für Corina Rüffer ist das kein Problem. Zumindest dann, wenn es um Hosen oder Blusen, Jacken oder Mäntel geht. Die gelernte Kleidungsfacharbeiterin lässt auch den Rock nicht mehr kneifen, macht die Sachen einfach wieder passend.

Kam ihr diese Fähigkeit bis vor einem Jahr hauptsächlich für die Familie zugute, nehmen ihren Service seit geraumer Zeit auch andere Leute in Anspruch. Am 15. Dezember 2003 gründete Corina Rüffer als Ich AG eine Änderungsschneiderei in Bitterfeld und ist positiv überrascht von der Resonanz. "Es musste sich zwar erst herumsprechen, dass es mich gibt", sagt die Frau, "doch mittlerweile habe ich eine ganze Reihe von Kunden." Der Bedarf sei eben da, weiß sie, "weil heute nicht mehr so schnell Sachen weg geworfen werden".

Begonnen hat es mit Müttern aus dem Kindergarten ihres Jüngsten, wo die 39-Jährige im Elternkuratorium arbeitet. Dort war ein neuer Reißverschluss einzunähen, hier ein T-Shirt aufzupeppen. Als sie dann noch ein Hinweisschild an der Hauswand in der Walther-Rathenau-Straße angebracht hatte, klingelte es öfter.

Nicht nur für sie allerdings, denn über besagtem Schild gibt es schon ein weiteres. Mit "Rüffis Hausservice" hatte Ehemann Klaus schon ein halbes Jahr vorher den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. "Wir mussten uns etwas einfallen lassen", erzählt die Mutter von drei Kindern, "schließlich haben wir eine Familie zu ernähren." Nur ab und zu ein Job oder ABM hat nicht nur finanziell nicht gereicht, sondern beide auch nicht befriedigt.

Mut gehöre schon dazu, sich für solch eine Veränderung zu entscheiden. Doch aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren sei für sie klar gewesen: "Ich finde hier keine andere Arbeit, und als dann noch das Arbeitslosengeld auslief, musste eine Alternative her."

Die sei mit dem Geschäft von zu Hause aus zwar günstig, weil sie sich so die Zeit selbst einteilen und Familie und Beruf unter einen Hut bringen könne. Dennoch sei es nicht leicht, ein gesundes Verhältnis von Aufwand und Nutzen - sprich Verdienst - zu erreichen. Trotz relativ geringer Investition wie Nähmaschinen und Materialien wie Garn oder Knöpfe. "Weil ich natürlich günstig bleiben will - sonst hat es keinen Zweck."

Wie es weiter geht, wenn die Förderung durch die Arbeitsagentur weg fällt, weiß sie noch nicht. "Schließlich muss man sich ja auch selbst kranken- und rentenversichern", erklärt die Näherin.

Trotzdem: Aufgeben ist nicht. Ständig sucht sie nach neuen Ideen, bietet jetzt beispielsweise auch an, aus Kleidungsstücken Faschingskostüme herzustellen. Und wem das nicht reicht: Frau Rüffer hat schon eine ganze Anzahl solcher Kostüme "gesammelt", die gern auch ausgeliehen werden können.