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Auf Knien durch den Rauch Wenn die Feuerwehrleute aus Zörbig für den Ernstfall proben

Die Kameraden der teilnehmenden Wehren lernen reale Bedingungen mit Feuer und Rauch kennen. Brenzlige Situation als Vorbereitung.

Von Michael Maul Aktualisiert: 29.05.2021, 12:00
Christian Räck (links) übt unter Aufsicht von Trainer Steven Schneider das richtige Ausziehen der Einsatzbekleidung.
Christian Räck (links) übt unter Aufsicht von Trainer Steven Schneider das richtige Ausziehen der Einsatzbekleidung. Foto: Michael Maul)

Zörbig - Feuerwehrmann Christian Räck aus Zörbig ist die Belastung anzusehen. Er hat die Strecke in der mobilen Rauchgasdurchzündungsanlage (RDA) der Flughafenfeuerwehr auf dem Hof der Zörbiger Ortswehr absolviert und sagt: „So etwas habe ich bis jetzt noch nie erlebt.“

Der Kamerad meint die Belastung, die er und auch die anderen Brandbekämpfer aus Zörbig, Schortewitz, Löberitz, Cösitz, Großzöberitz und Schrenz, aushalten mussten. „Der starke Rauch, der die Sicht versperrt ist ja noch erträglich. Die Hitze hingegen nimmt Dir fast den Verstand.“ Dennoch sei es wichtig, eine solche Situation einmal erlebt zu haben, um zu wissen, was einen bei einem Keller- oder Wohnungsbrand erwartet, sagt Räck.

„Das Löschen von Bränden sieht für Außenstehende ganz einfach aus“

Das kann auch Trainer Steven Schneider bestätigen. Er arbeitet bei der Feuerwehr des Flughafens Halle-Leipzig, ist dort Trainer und mit dem Übungscontainer unterwegs. Weiterhin hat er die Funktion des Ortswehrleiters der Zörbiger Feuerwehr inne. Er weiß also wovon er spricht und was er den anderen Mitstreitern vermitteln möchte.

„Das Löschen von Bränden sieht für Außenstehende ganz einfach aus“, sagt er. Doch wenn es darum gehe, die Lage in einer Wohnung oder einem Keller einzuschätzen, müsse man schon allerhand Wissen über die Ausbreitung und das Aussehen von Flammen haben.

Geübt wurde auf dem Hof der Zörbiger Wehr unter anderem das Verhalten bei einer Rauchgasdurchzündung und die Fortbewegung auf Knien

Immerhin können bei Bränden in Innenräumen schon mal Temperaturen bis zu 800 Grad Celsius entstehen. „Wenn man da etwas falsch macht, kann es ganz schön heiß werden“, weiß Schneider, der bei allen Durchgängen im Container mit dabei ist. „Wenn ich aber bei einer Übung solch eine brenzlige Situation schon einmal erlebt habe, bin ich im Einsatz sehr viel vorsichtiger.“

Geübt wurde auf dem Hof der Zörbiger Wehr unter anderem das Verhalten bei einer Rauchgasdurchzündung und die Fortbewegung auf Knien, wenn sich das Gas schlagartig entzündet. „Dann muss man wissen, das sowohl die Bekleidung als auch der Helm kurzzeitig Temperaturen bis zu 200 Grad aushalten“, sagt der Trainer. „Die Angst ist dann weg, aber die Vorsicht bleibt.“

Wenn es heiß wird, muss man sich auf Knien fortbewegen.
Wenn es heiß wird, muss man sich auf Knien fortbewegen.
(Foto: Michael Maul)

Der Übungscontainer wird von der Flughafenfeuerwehr Halle-Leipzig gestellt und fährt auf Bestellung durch ganz Deutschland

Als einen weiteren bedeutsamen Punkt nennt Schneider das Verhalten nach dem Einsatz. „Wichtig ist, sich im Freien richtig seiner Einsatzkleidung zu entledigen.“ Es bringe nichts, an der frischen Luft sofort die Maske vom Gesicht zu nehmen und durchzuatmen. Denn: In der Jacke, der Hose und am Helm sowie der Flammschutzhaube würden sich immer noch giftige Gase befinden, die bei einem falschen Ausziehen in die eigene Lunge gelangen würden. Dann passiert das, womit in solch einer Situation niemand mehr rechnet. Der oder die Feuerwehrleute erleiden eine Rauchgasvergiftung, obwohl sie schon nicht mehr am Brandort sind. „Das darf auf keinen Fall passieren“, sagt Steven Schneider.

Der Übungscontainer wird übrigens von der Flughafenfeuerwehr Halle-Leipzig gestellt und fährt auf Bestellung durch ganz Deutschland. Den Einsatz in Zörbig hat die Kommune finanziert, um die Kameraden zu schulen. (mz)