Wenn andere schlafen, schaut ein Zörbiger auf Planeten
ZÖRBIG/MZ. - "Fernrohre haben die Eigenschaft, sich zu vermehren." Mit verschmitztem Lächeln schaut Wolfgang Ihle unter seinem Hut hervor, erklärt, lacht und hat Freude an seiner Welt, in der er am Sonnabend nicht wenige Besucher begrüßen konnte. Der Tag der Astronomie stand auf dem Programm, Ihle öffnete die Türen seiner Privatsternwarte aus diesem Anlass zum wiederholten Mal.
Wortgewandt ist der promovierte Naturwissenschaftler. Und im Lauf der Jahre ein anerkannter und gefragter Gesprächspartner geworden, wenn es um die Beobachtung des Himmels geht. "Wenn andere vernünftige Leute schlafen, bin ich hier draußen, beobachte Sterne, Planeten."
Das ist die Welt des Zörbigers, der seine Erlebnisse gern teilen möchte. Sein ganz persönliches Solarium - so Ihle über die Sternwarte - zog auch Susan Tille an.
Die junge Thalheimerin kann nicht recht erklären, warum sie großen Spaß am Beobachten von Himmelskörpern hat. Faszination, sagt sie jedoch, habe die Astronomie schon immer auf sie ausgeübt. Nur bräuchte sie jetzt noch den einen oder anderen Tipp, um besser schauen zu können.
Okulartypen zum Beispiel, vielleicht auch einen wichtigen Kniff für den Beobachtungserfolg. Deshalb der Besuch bei Wolfgang Ihle, dessen Leidenschaft für die Astronomie nicht anders begann. 1952 kaufte er sich sein erstes Fernrohr. Ein Zeiss-Exemplar war es. "Das erste, was die Leute nach dem Krieg für Hobbyzwecke verkauft haben", fügt Ihle hinzu. Am Sonnabend hatte er es mit moderner Steuerungstechnik versehen und für die Projektion der Sonne im Weißlicht eingesetzt.
"Keine Sonnenflecken, leider", hebt Ihle die Schultern, kündigt aber seinen ganz persönlichen Beitrag zum Astronomietag an.
Die Sonne im anderen Licht, so wie sie die meisten Leute noch nicht gesehen haben, wollte er zeigen. Ein Angebot, das deutlich mehr als eine Handvoll Leute nutzte. Doch vor dem Blick durchs Fernrohr gab es natürlich erst einmal die Theorie.
Von der die Sonne umgebenden Wasserstoffschicht war die Rede und vom Licht, das gefiltert werden müsse, um beobachten zu können. Rot strahlt die Sonne, am Rand zeichnet sich ein Steppenbrand ab. Ein Kranz, der züngelnden Flammen ähnelt. Ins Blickfeld rücken aber auch die Protuberanzen. Es sind Gaswolken, die sich auftürmen.
Ein Bild, das live und in Farbe auch Hans-Georg Czarnetzki begeistert. Er ist ein Schulfreund Ihles und nicht minder angetan von der Astronomie. "Ich bin der Beobachter. Mehr nicht", fügt der Zörbiger jedoch hinzu. "Der Wolfgang macht das alles. Das ist schon mehr als ein Hobby", lobt er die Energie des alten Freundes, mit dem er bereits manche Beobachtung gemacht hat. Auf Fotopapier sind einige davon verewigt. Eine Sonnenfinsternis und die seltene Konstellation der Venus vor der Sonne zum Beispiel.
"Das haben die Leute extra organisiert. Das war an meinem Geburtstag", flachst Wolfgang Ihle ein weiteres Mal, um dann den Blick Susan Tilles und ihres Begleiters Franz Werner auf die Venus zu lenken. Noch erscheint sie in voller Form. "Aber sie hat Phasen, die denen des Mondes ähneln." Für Anfängerin Susan Tille eine Beobachtungsaufgabe. "Ich habe die Venus mit meinem Fernrohr bei Tage noch nicht gesehen." Kommentar