Weil weniger Zucker drin ist Weil weniger Zucker drin ist: Marmeladenhersteller Zuegg muss "Konfitüren" umbenennen

Zörbig - Andere Rezeptur, moderne Optik: Der Konfitürenhersteller Zuegg produziert in Zörbig neue Brotaufstriche. Mit einem vergrößerten Schriftzug „Original Zörbiger“ auf den Etiketten wandert die neueste Kreation derzeit in die Lager der Lebensmittelhändler. In wenigen Wochen werden sie in den Supermarkt-Regalen von Real, Edeka, Rewe oder Globus auftauchen.
Die international liefernden Zörbiger setzen damit auf einen Nachfrageschub in Deutschland: „Wir sind sehr gespannt, wie gut unsere neuen Produkte angenommen werden. Das ist für uns ein Meilenstein“, erklärt Michael Fischer, Vertriebsmitarbeiter bei Zuegg. Ziel sei es, neue Verbraucher zu erreichen. „Ich würde mich freuen, wenn die Verkaufszahlen steigen, aber vor allem wollen wir hohe Qualität produzieren“, sagt Werkleiter Mathias Riese.
Der italienische Konzern Zuegg hat 2002 die Original Zörbiger Konfitüren GmbH übernommen. Von dort aus bedient das Unternehmen vor allem europäische Märkte mit Marmelade unter dem Label Zuegg, vorwiegend im heimischen Italien sowie auch in Frankreich und Russland. 2015 investierte es 2,6 Millionen Euro für eine eigenständige zweite Produktionslinie in Zörbig.
100.000 Euro hat Zuegg in die Produkt-Erneuerung investiert
Dabei bleibt trotz aller Internationalität der regionale und historisch gewachsene Markt der „Original Zörbiger“ Konfitüren ein wichtiges Standbein für das Unternehmen. Allen voran die „Zörbiger Überrübe“ als Verkaufsschlager in Ostdeutschland. Dieses Produkt bleibt laut Fischer unverändert. „Da haben wir uns nicht herangetraut.“
Anders sieht es aus bei den Original Zörbiger Konfitüren. 100.000 Euro hat Zuegg in die Produkt-Erneuerung investiert. Mit dem Geld ist unter anderem eine Marktstudie in Auftrag gegeben worden. Eine Erkenntnis daraus: Die Menschen legen Wert darauf, dass Produkte aus der Region kommen.
Deshalb sticht bei den neun veränderten Marmeladensorten künftig die Herkunft aus Zörbig und Sachsen-Anhalt stärker hervor. Auch der Zörbiger Schlossturm hat es auf das neue Etikett geschafft. Mancher Mitarbeiter aus Zörbig hätte sich darüber hinaus gerne den Zörbiger Saftjungen auf den neuen Gläsern gewünscht, berichtet Michael Fischer. Erinnert die Symbolfigur der Stadt doch an die Rübensirupproduktion, die dort vor 145 Jahren begann. Doch dieser Vorschlag konnte sich bei den Entwurfsdesigns nicht durchsetzen.
Fruchtverarbeiter Zuegg darf die neuen Produkte nicht mehr als „Konfitüre“ deklarieren
Es fehlt auf den neuen Produkten auch ein Hinweis, dass die neuen Sorten 15 Prozent weniger Zucker enthalten als die jetzt vom Markt gehenden. Doch die Angabe „zuckerreduziert“ ist laut einer Verordnung erst zulässig, wenn sich der Anteil des Süßungsmittels mindestens um 30 Prozent verringert.
Interessant ist ebenfalls, dass der Fruchtverarbeiter Zuegg die neuen Produkte nicht mehr als „Konfitüre“ deklarieren darf. Denn dafür müsste es mindestens 55 Prozent Zucker enthalten. Das schreibt die Konfitürenverordnung vor. Da das nicht der Fall ist, kommen die neuen Original Zörbiger Brotbeläge als „Fruchtaufstrich“ in den Handel.
14.000 Gläser pro Stunde rollen während der zwei Schichten über die Bänder
Ein ganzes Jahr lang haben die Strategen an diesem Ziel gefeilt. Nun ist die Aufregung groß, wie erfolgreich die Neuerungen sein werden. Das Jahr 2019 wird also spannend für die Mitarbeiter und die Unternehmensspitze.
Der Anfang ist gemacht. Immer neue Gläser mit den neuen Etiketten und veränderten Inhalten laufen über die Produktionsbänder. Stolz zeigt Werkleiter Mathias Riese die Entstehung der Marmeladen von der bloßen Frucht bis zum Endprodukt. Es klirrt an jeder Ecke. 14.000 Gläser pro Stunde rollen während der zwei Schichten über die Bänder. Und die Zörbiger könnten laut Riese die Mengen weiter erhöhen, damit die Kapazitäten noch besser ausgenutzt werden. (mz)
Mathias Riese leitet seit dem Frühjahr 2018 das Zörbiger Zuegg-Werk. Die Branche war für den 40-Jährigen ein Quereinstieg. Denn der Mann aus Gernrode im Harz kommt eigentlich aus dem Elektronikbereich. Er ist gelernter Radio- und Fernsehtechniker sowie studierter Kommunikationstechniker. Zuletzt arbeitete Mathias Riese als Fertigungsleiter beim Leipziger Elektronikunternehmen Leesys.
Dort ist der junge Mann abgeworben und nach Zörbig gelotst worden. „Für mich war es eine Herausforderung, eine Gesamtverantwortung zu übernehmen“, begründet Riese seinen Wechsel. „Das war reizvoll.“ Seitdem hat er sich viel neues Fachwissen angeeignet, vor allem mit Hilfe seiner Mitarbeiter.
Die Stelle des Werkleiters war in Zörbig länger als ein Jahr unbesetzt, nach dem dem Weggang von Virgilio Spera 2016. Interimsweise übernahm die Produktionsleiterin Daniela Zinner in Zörbig.

