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Wassersport Wassersport: "Cooler" Teenager mit Familiensinn

Von Thomas Tominski 07.10.2002, 10:13

Halle/MZ. - Es gibt sie also doch noch. Die Jugendlichen, die nicht mit gestelztem Schritt um ihr tiefer gelegtes Auto stolzieren, am Computer den Ballermann spielen müssen, sondern mit ihren Eltern gern in den Urlaub fahren. Der 17-jährige Jens Lehmann von der Wassersport-Gemeinschaft Wittenberg gehört genau zu dieser inzwischen selten gewordenen Spezies, die "cool" sein will, und die Ruhe der Mecklenburger Seen-Platte einem turbulenten Strandleben mit überfüllten Billig-Hotels und vollen Sangria-Eimern vorzieht. Urlaub in der Kajüte, mit dem Motorboot die Kanäle rings um Rheinsberg abfahren und als Krönung Wasser-Ski - das fetzt.

Wittenberg / MZ. Überhaupt: Der Schüler des Melanchthon-Gymnasiums möchte trotz seiner Liebe zu Pferdestärken und Geschwindigkeit die Bodenhaftung nicht verlieren. Die Frau fürs Leben, eine Lehrstelle in der Umgebung, im elterlichen Haus alt werden; Lehmanns Wunschliste für die Zukunft ist kurz.

Sportlich hat er bereits abgehoben. Bei den deutschen Jugend-Meisterschaften in Würzburg belegte er mit seinem Sportboot (Schlauchboot mit Motor) in der Altersklasse 16 / 18 den zweiten Rang im Slalom-Wettbewerb.

Zur Erklärung: An den Titelkämpfen nahmen insgesamt 168 Teilnehmer aus neun Bundesländern teil. Jeder absolvierte auf dem Slalom-Parcours drei Läufe, die schlechteste Zeit wurde gestrichen. Wer beim Durchfahren eine Markierungs-Boje berührte, erhielt zehn Straf-Sekunden. Des weiteren mussten die Sportler perfekt An- und Ablegen, rückwärts an den Wenden einparken, ein Mann-über-Bord-Manöver ausführen sowie vier Seemanns-Knoten (Palstek, Schotstek, Kreuzknoten, Webeleinstek) anfertigen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten im ersten Lauf, steigerte sich der 17-Jährige und kämpfte sich im zweiten Durchgang auf den siebenten Platz vor. "Zu schnell kann man auch nicht durch den Parcours brausen. Sonst kommt das Heck aus dem Wasser und die Motorschraube dreht sich in der Luft." Zum Abschluss setzte Lehmann alles auf eine Karte, absolvierte die 160-Meter-Srecke in 97,61 Sekunden und kletterte anschließend auf das zweithöchste Siegertreppchen. "Bloß gut, dass der schlechteste Lauf nicht gewertet wurde. Denn an das fremde Boot musste ich mich erst gewöhnen."

Ist Urlaub mit den Eltern wirklich noch aktuell? "Unser Kajüt-Boot ist fast zehn Meter lang. Da können wir uns richtig schön aus dem Weg gehen. Wenn es mir zu bunt wird, nehme ich das kleinere Wasser-Fahrzeug und düse davon." Die Kondition für seine Aktivitäten holt sich der Gymnasiast im täglichen Leben. Jeden Tag mit dem Fahrrad von Dabrun zur Schule nach Wittenberg - das härtet ab.