Wandlung in Wolfen Wandlung in Wolfen: Aus Kaserne wird ein modernes Wohngebiet

Wolfen - Der Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen hat im August des vorigen Jahres den symbolischen Startschuss für das größte Neubauprojekt in der Stadt gegeben.
Auf rund 60 000 Quadratmetern sollen auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne und des Heine-Gymnasiums an der Krondorfer Straße 200 Wohneinheiten für bis zu 600 Menschen entstehen. 17 Millionen Euro sollen dort bis 2020 investiert werden.
Baracken und Häuser von Soldaten, Schülern und der Stadtverwaltung bewohnt
Doch was verbirgt sich hinter der jahrzehntelangen Geschichte dieses Standortes?
Seit dem Jahr 1937 stehen auf dem Gelände an der Straße nach Reuden Baracken oder Häuser. Abwechselnd bewohnt von Soldaten unterschiedlicher Armeen, von Schülern des Heinrich-Heine-Gymnasiums und auch von Teilen der Stadtverwaltung von Wolfen.
Ersten Holzbaracken auf dem Gelände wurden 1937 bezogen
Ein buntes Gemenge, wenn man die vielen Jahre Jahre des Bestehens Revue passieren lässt. Einer, der sich in der Geschichte der militärischen Nutzung auskennt, ist Oberstleutnant a.D. Horst Eberhardt. Er hat die Kaserne jahrelang geleitet und Ende 1989 an die Bundeswehr übergeben.
„Es war im April 1937, als der Stab des Artillerieregimentes 11 die ersten Holzbaracken bezogen hat“, erinnern sich Eberhardt und Dieter Krillwitz, der in den Unterlagen des Stadtchronisten Friedel Lindner fündig geworden ist.
Soldaten gehörten zur Nationalen Volksarmee
Stück für Stück wurden aus den Baracken feste Steingebäude, die nach einer umfassenden Sanierung jetzt das Gymnasium beherbergen.
Doch vor den lernenden Schülern waren es rund 1 000 Soldaten, die in den großen Gebäuden untergebracht waren. Sie gehörten zur Artillerie und zu einer Sonderabteilung der Nationalen Volksarmee.
Auch Freizeiteinrichtungen gab es auf dem Gelände
Um das Gelände zum einen für die Soldaten und natürlich auch die Offiziere zu einem attraktiven Standort zu machen, bauten die Militärs noch weitere Häuser.
Ein Medizinischer Versorgungspunkt entstand genauso, wie ein großer Kinosaal, eine Bibliothek sowie neben einer Gaststätte auch die Möglichkeit etwas einzukaufen.
Auf dem Gelände herrschten strenge Vorschriften
„Das waren damals andere Verhältnisse in den Kasernen“, erinnert sich der ehemalige Kommandant. Die jungen Männer, die ihren 18-monatigen Wehrdienst ableisten mussten, hätten nicht mal einfach so nach draußen gehen können, um sich etwas zu holen. „Da gab es strenge Vorschriften für den Ausgang“, weiß Eberhardt.
Anders sah es dagegen für die Offiziere aus. Im ehemaligen Stabsgebäude, das ab 1992 die Verwaltung der Stadt Wolfen beherbergte, gab es eine Sauna, eine Bar und einen gemütlichen Clubraum.
Einige Bereiche der Kaserne sind bereits abgerissen worden
Das Wohnheim der Offiziere an der Reudener Straße ist der Abrissbirne ebenso zum Opfer gefallen wie der Arrestbereich, auf dessen Gelände heute die Fernwärmestation der Stadtwerke steht.
Der Eingangsbereich zur Kaserne, der sogenannte KTP, der auch einmal eine Verkaufsstelle war, ist heute das Domizil des Jugendclub Phoenix 2000.
Auf den Freiflächen soll ein modernes Wohngebiet entstehen
Nachdem die Stadtverwaltung 2010 komplett den provisorischen Verwaltungsbereich verlassen hat, folgten Jahre des Leerstandes und des Abrisses der Stabs- und Nebengebäude.
Was nun folgt, ist ein völliger Neuanfang auf einem Teil des Geländes. Während in dem Gymnasium weiter die Schüler unterrichtet werden, soll auf den Freiflächen neben dem schon vorhandenen Solaranlagenkomplex ein modernes Wohngebiet mit barrierefreien Häusern, Doppelhaushälften und Gewerbeeinheiten entstehen.
Für den ehemaligen Kommandanten der Kaserne, Horst Eberhardt, der 1967 aus Thüringen nach Wolfen gekommen ist, war nach der Übergabe an die Bundeswehr allerdings noch nicht Schluss. Bis zur Rente hat der Kenner des Geländes noch im Liegenschaftsamt der Stadtverwaltung gearbeitet. (mz)



