Ein Stadtteil verändert sich Wandel in Bitterfeld-Wolfen: Vermieter investieren in Abriss und Umbau in Wolfen-Nord

Wolfen - Wolfen-Nord schrumpft weiter. Die Wohnungsgenossenschaft Wolfen (WGW) plant aktuell den Abriss mehrerer Blöcke in der Wittener Straße. Verschwinden sollen die Hauseingänge 1-5 sowie 19-27, berichtet die Vorsitzende der WGW auf MZ-Anfrage.
Für das Jahr 2019 sei der Abriss der Auenstraße 9-12 vorgesehen. Auch in der Virchowstraße soll ein Wohnblock verschwinden. „Die Maßnahmen sind notwendig, um die Leerstandskosten zu reduzieren, die von allen Mietern getragen werden müssen“, sagt die WGW-Vorsitzende Sabine Barth.
Zuletzt verschwanden am Ring der Bauarbeiter rund 340 Wohnungen in Wolfen-Nord. Den Abriss stemmen die Wolfener Großvermieter mit Fördergeldern.
Mehr als die Hälfte der Wohnungen der WGW in Wolfen-Nord sind bereits abgerissen
Laut eigenen Angaben besitzt die WGW derzeit rund 4.200 Wohnungen, davon befinden sich 3.700 im Stadtteil Wolfen-Nord. Einst habe die Genossenschaft 11.000 Wohnungen betreut. Somit hat sich ihr Bestand mittlerweile mehr als halbiert und wird sich langfristig noch weiter reduzieren. Nicht nur hier.
Die Wohnungs- und Baugesellschaft (WBG) Wolfen, der zweite Großvermieter in Wolfen-Nord, will sich als künftig von Blöcken in der Auen- und der Grünstraße verabschieden. Der Abriss für die Objekte im Wohnkomplex (WK) 4 ist aber erst für 2020/21 vorgesehen, erklärt WBG-Chef Jürgen Voigt.
Denn die Maßnahme würde die Strom- und Wasser-Versorgung zu anderen benachbarten Wohnblöcken kappen. „Wir können die Blöcke daher momentan nicht wegnehmen“, sagt Voigt. Dessen Gesellschaft will sich weiterhin komplett aus dem WK 4 in „Nord“ zurückzuziehen. Nach Angaben der übergeordneten Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) verlangsamt sich aber der Abriss in Wolfen-Nord.
Bisherigen Versorgungsleitungen für Wolfen-Nord sind für den Wohnbestand überdimensioniert
Die WGW sieht im WK 4 noch Perspektiven für bestehende Wohngebäude. Sie wartet daher aktuell die Mieter-Entwicklung im Gebiet ab. Am Ende stehen zwei Überlegungen im Raum für den westlichen Zipfel des Stadtteils: Entweder reißt die WGW hier ihren Wohnungsbestand im schlimmsten Fall weiter ab oder sie schafft sogenannte Insellösungen für die WBS-70-Plattenbau-Typen, was deren Versorgung mit Strom und Wasser betrifft. Denn die bisherigen Versorgungsleitungen unter der Erde sind überdimensioniert.
Bis zur Entscheidung – voraussichtlich 2019/2020 – finden im WK 4 laut WGW-Chefin Sabine Barth keine Sanierungsmaßnahmen statt: „Wir können dort kein Geld in die Hand nehmen, falls dort niemand mehr wohnt.“ Ende 2016 lebten in ganz Wolfen-Nord zirka 8.000 Menschen. Zur Wendezeit waren es einst 35.000.
Auch im WK 1 wartet die WGW derzeit ab. Vorläufig will die Genossenschaft dort keine Wohnungen abreißen. Vielmehr erhalten im WK 1 aktuell mehrere Wohnblöcke eine energetische Sanierung sowie neue elektrische Durchlauferhitzer.
Das Wohnareal soll durch verschiedene Maßnahmen aufgelockert werden
WGW und WBG investieren insgesamt große Summen in die Sanierung und Umgestaltung des Stadtviertels. Die Wohnungsgenossenschaft lässt in der Albert-Schweitzer-Straße derzeit mehrere Etagen von den Wohnblöcken abtragen. Übrig bleiben Gebäude mit zwei und drei Stockwerken.
Außerdem kommen laut WGW-Chefin Barth zwei Hauseingänge weg. Ähnlich wie am Kreisel an der Dessauer Allee soll das Wohnareal aufgelockert werden. Vergleichbares plant die Genossenschaft für die Straße der Chemiearbeiter 39-63. 2018 könnte an dieser Stelle der Startschuss erfolgen.
Ein weiteres Sanierungsprojekt der WGW soll in der Dessauer Allee realisiert werden. Noch im Laufe des Jahres werden den Mietern die Pläne bei einer Versammlung vorgestellt, sagt Barth.
Neue Balkone und ein Fahrstuhl für bestehende Wohnungen der WBG
Die kommunale WBG investierte zuletzt unter anderem in neue Balkone für ihre Objekte in der Comeniusstraße 31-37, den Erich-Weinert-Ring 2-6 sowie die Bertolt-Brecht-Straße 7-11. Die Hauseingänge 21-27 in der Straße der Republik sind bereits fertig saniert und nun barrierearm.
Als nächstes ist laut Jürgen Voigt die Neugestaltung des Gebäudes in der Ernst-Toller-Straße 10-16 geplant. Ein Fahrstuhl kommt an das Objekt, die Fassade wird neu gestrichen, Wohnungen erhalten Balkone. Eine weitere Sanierung durch die WBG sei für die Dessauer Allee 38-48 geplant. (mz)