Wallfahrt Wallfahrt: Kinder treffen verspielten Bischof
Bad Schmiedeberg/MZ. - Der Mann geht mitten hinein in die Gruppe. Er beugt sich über die Kinder, die auf Decken sitzen. Seine Stimme grollt: "Gib das jetzt her!" Was denn? Ach so, die Sandalen. Er reißt sie an sich, bellt: "Den Rucksack will ich auch haben!" Und: "Die Kerze ist auch meine. Du kriegst eine geknallt, wenn Du nicht willst!" Jetzt wird gelacht. Schallend. Ist ja bloß ein Spiel und Leo Nowak ist nicht der habgierige Rowdy, sondern Bischof des Bistums Magdeburg.
Am Wochenende trifft sich Leo Nowak in Bad Schmiedeberg mit reichlich 350 Mädchen und Jungen, die sich an der diesjährigen katholischen Kinderwallfahrt beteiligen. Die steht unter dem Motto "Trau dich auf den Weg - Gott schenkt dir ein Ziel". Insgesamt rechnet das Bistum mit 2 000 kleinen und großen Teilnehmern an vier Orten in Sachsen-Anhalt.
Mit seinem Spiel dürfte Nowak übrigens gar nicht so fern von der Realität liegen. An mancher Schule herrscht ein eher ruppiger Umgangston. Auch kleine Erpressungen soll es hier und dort geben. "Viele Menschen leben anscheinend davon, dass sie anderen was wegnehmen", überlegt Bischof Nowak und fordert die Wallfahrer getreu dem Motto des Treffens auf: "Mach dich auf den Weg, trau dich. Fang an zu verteilen. Gib mal was ab." Denn es sei keineswegs so, dass derjenige, der gibt, nicht beschenkt würde. Ganz im Gegenteil.
Marcus zumindest ist das Prinzip von Geben und Nehmen nicht fremd. Der Junge, der mit 44 weiteren Jugendlichen aus Quedlinburg angereist ist, begrüßt darum auch die Idee, das Wallfahrtsopfer in diesem Jahr an eine Schule in Bosnien zu schicken. Die benötige dringend Arbeitsmaterial. Die Frage, ob er selbst etwas mitgebracht hat, lässt er allerdings unbeantwortet.
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