Von Sammler aus Zörbig Von Sammler aus Zörbig: Kunstmuseum Moritzburg erhält wertvolles Porzellan-Service

Zörbig - Einen richtigen Schatz hat Hans-Werner Trummel jetzt aus der Hand und dem Kunstmuseum Moritzburg in Halle gegeben: ein komplettes neunteiliges Porzellanservice mit Ansichten der Saalestadt.
Ein Service? Aus Uromas übervollem Schrank vielleicht noch? Ulf Dräger, Kustos der Sammlung Kunsthandwerk & Design Sachsen-Anhalt des Hauses, schüttelt entschieden den Kopf. Denn das, was er da vor sich stehen sieht, das ist nicht irgendwas.
„Das Service ist ein Ensemble, wie es in dieser Komplexität bisher für Halle völlig unbekannt geblieben ist“, sagt er, „es gibt kein weiteres Beispiel mit einer solchen Menge und Vielfalt an minutiös gemalten Ansichten der Saalestadt.“ Es bereichere die kunsthandwerkliche Sammlung der Moritzburg.
Porzellan erzählt als geronnene Geschichte von früher
Und: topographische Veduten, wie sie Trummel dem Verein „Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)“ geschenkt hat, sind heute sehr, sehr selten. In 130 Jahren, so Dräger, konnte das Museum bis dato gerade zwölf hallesche Ansichtenporzellane zusammentragen.
Trummel hat seit eh und je eine Leidenschaft: Porzellan. Im Esszimmer der Eltern, erinnert er sich, standen eine dieser typischen Meißner Trompetenvasen und zwei Prunkteller. „Auf den Tellern wurden Glückwunschkarten gesammelt“, sagt er.
Längst gehören die Stücke zu seinem eigenen Haushalt, von ihrer Bedeutung für ihn haben sie nichts verloren. „Auf dem einen Teller liegen nach wie vor Glückwunschkarten“, erzählt er fröhlich.
Sowas ist ihm wichtig, das hat was mit Stil zu tun und natürlich mit Tradition. „Was Porzellan so erzählt - Meißen, Wiener Porzellanmanufaktur, KPM (Königlich Preußische Manufaktur), Rosenthal, Lettin. Das ist interessant, weil es geronnene Geschichte ist. Ich bin ausgesprochen geschichtsaffin“, sagt er und meint augenzwinkernd: „Vielleicht auch bisschen verrückt.“ Man kann das beinahe so sagen.
Auch im Heimatmuseum Zörbig finden sich Exponate von Hans-Werner Trummel
Aber was heißt schon verrückt? Wenn einer sammelt? Wenn einer viel Geld und noch mehr Zeit für sein Hobby aufwendet? Wenn einer die guten Stücke gar noch verschenkt?
Hans-Werner Trummel selbst, Hals-Nasen-Ohrenarzt aus Zörbig, ist Mitglied des Förderkreises der Moritzburg in Halle.
Und also am Wachstum und der Erforschung der Sammlung, ihrer Präsentation und Vervollkommnung interessiert. Nicht nur am für Sachen-Anhalt wichtigen Haus Moritzburg übrigens. Auch im kleinen Heimatmuseum Zörbig hat der Name Trummel einen Klang - für dessen Entwicklung und Modernisierung macht er sich stark. Und natürlich finden sich Exponate aus seiner Sammlung - man muss nicht erwähnen, dass es sich um Porzellan handelt.
Das Service mit den Halle-Veduten nennt Trummel ganz kess „den ersten Halle-Zyklus vor Feininger“. Entdeckt hat er es auf einem Versteigerungsportal im Internet. „,Mensch, was ist das denn?’, dachte ich. Und ich wusste, das ist was besonderes - diese Geschlossenheit“, sagt er und irgendwie zaubert der Rückblick ihm die Spannung von damals wieder ins Gesicht. „Oh, Mann!“ Die meisten Motive kann er zuordnen: die Moritzburg, den Giebichenstein, das alte Oberbergamt am Domplatz, die Burg Wettin ...
Prozellan-Sammler Tummel ist eng verbunden mit Halle
Da schlägt ein Sammlerherz schon schneller. Doch so etwas, findet Trummel, gehört einfach in den öffentlichen Raum. „Es ist schön, wenn andere sich an der Ästhetik freuen können.“ Er selbst sei kein Liebhaber, der in den Keller geht, den Vorhang vorm Regal wegzieht und die wertvollen Sammlerstücke anguckt. Und seine Söhne, das wisse er, die seien in puncto Porzellan nicht so gestrickt wie er.
Was also liegt näher, als die wertvollen Porzellan-Veduten, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hat, der Moritzburg-Sammlung in Halle zu übergeben?
Ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht. Ja, Halle - mit diesem Ort verbindet ihn viel: das Studium, die Facharztausbildung, die Promotion, die Geburt der Kinder. Und: Von der winzigen Wohnung in der Mittelstraße aus habe er gesehen, wie dem Roten Turm die Spitze aufgesetzt wurde - auch das bleibt einem im Gedächtnis. „Die Schenkung soll auch eine Hommage an die Stadt sein, die für mich und meine Frau ein ganz wichtiger Ort in unserem Leben ist“, sagt er. (mz)