1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Von MiG bis Modellbahn: Von MiG bis Modellbahn: Bitterfelder kennt sich im Innenleben der Geräte bestens aus

Von MiG bis Modellbahn Von MiG bis Modellbahn: Bitterfelder kennt sich im Innenleben der Geräte bestens aus

Von Michael Maul 18.01.2020, 11:00
In seinem Geschäft in der Mühlstraße 26 kennt sich Reinhardt Hensel bis in jede Ecke aus.
In seinem Geschäft in der Mühlstraße 26 kennt sich Reinhardt Hensel bis in jede Ecke aus. André Kehrer

Bitterfeld - In der Zeit, als andere Jungs dem Fußball nachjagten, hat sich Reinhardt Hensel schon mit der Bastelei beschäftigt. Modellbau, kleine Radios und die Transistoren hatten es ihm angetan.

Seinem Physiklehrer Kurt Beckmann und auch der Nadelarbeitslehrerin Frau Zynteck hat er viel zu verdanken. „Sie haben die Grundlagen für meine Tätigkeit gelegt“, sagt Hensel. Jetzt blickt der 69-Jährige auf 30 Jahre Selbstständigkeit zurück, in denen er vielen Menschen mit ihren kleinen und großen Problemen geholfen hat.

Das, was in der Schule in der Arbeitsgemeinschaft Modellbau begann, fand in der Lehre als Elektromonteur im Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld (EKB) seine Fortsetzung.

Flugzeugmechaniker während der Armeezeit in der DDR

Die sehr gute Ausbildung habe ihn in dieser Zeit befähigt, unter anderem die Steuerung des Aufzuges im Sandersdorfer Hochhaus zu bauen. Sogar eine Lernmaschine habe er zusammen mit seinen Schulkameraden gebaut, erzählt er.

Auch während der Armeezeit hat er sich als Flugzeugmechaniker an den sowjetischen MiG 15 bis MiG 21 sowie der slowakischen L-29 und deren Elektro-Spezial-Ausrüstung verdient gemacht.

Die dort erworbenen Kenntnisse konnte Hensel dann während seiner Tätigkeit bei der Interflug und hier speziell bei der Abteilung Agrarflug anwenden und weiter vertiefen. Der Abschluss als Meister der Flugzeuginstandhaltung war dann das krönende Ende seiner ersten Berufsjahre.

Am 1. Juli 1989 bgeann seine Selbstständigkeit als Nähmaschinenmechaniker in Sandersdorf

Mit einer Nummer kleiner begann am 1. Juli 1989 seine Selbstständigkeit als Nähmaschinenmechaniker in Sandersdorf. Dabei hatte das ein wenig von Bill Gates, denn auch Reinhardt Hensels Start in die eigene Zukunft begann in einer Garage. Nur hat er es nicht zu solchem Reichtum wie der Amerikaner gebracht. Was Reinhardt Hensel aber reich macht, sind die zufriedenen Kunden, die ihre Technik nach der Reparatur wieder nutzen können. Speziell sind das alte, aber auch neue Nähmaschinen.

Geht nicht, gibt es bei dem 69-Jährigen in Bitterfeld nicht. „Mit einer wieder funktionierenden Nähmaschine kann ich Frauen glücklich machen“, sagt er verschmitzt und freut sich auch darüber, dass seine eigene Frau seit 1996 im Geschäft die gute Seele für das Inventar und die Bücher ist.

„Ich war bei mehreren Firmen direkt zur Schulung und habe gelernt, was die Schwachpunkte sind“

Von der Sandersdorfer Garage zog es den Spezialisten für feine Mechanik erst in die Dürener Straße in Bitterfeld und danach über die Walther-Rathenau- in die Mühlstraße 26, wo er auch jetzt noch für seine Kunden immer ansprechbar ist. Neben den Nähmaschinen aller Baureihen hat Hensel sein Herz für die Modellbahnen und ihre vielen Freunde entdeckt.

Dass das alles nicht im Selbstlauf geschieht, kann Hensel anhand der vielen Modelle und Typen erklären. „Ich war bei mehreren Firmen direkt zur Schulung und habe gelernt, was die Schwachpunkte sind.“ Sogar einzelne Prüfungen habe er dort ablegen müssen. Nur so könne man auf dem Markt mithalten und immer wieder die Kunden anziehen. Mittendrin, in dem fast babylonischen Gewirr aus Kisten und Schachteln, tauchen aber immer wieder Nähmaschinen auf. Ob Veritas, Pfaff oder Singer, Hensel kennt sie alle und vor allem ihr Innenleben. „Ich weiß gar nicht genau, wie vielen Frauen ich mit der Reparatur ihrer Maschine geholfen habe“, meint er. (mz)