Viele Erinnerungen werden wieder wach
Wolfen/MZ. - "Zu dieser Zeit, also von 1949 bis 1953 war ich im Haus sozusagen als Mädchen für alles zuständig." Bei diesen, ihren Worten, muss Lotti Hertwig dann doch schmunzeln. Denn sie war nicht nur als Garderobenfrau tätig, sondern hat auch Veranstaltungen mit vorbereitet. "Wir waren damals so wenig Leute, da musste man einfach überall mit anpacken", sagt sie.
Die 82-Jährige gehörte ebenso wie weitere rund 20 ehemalige Mitarbeiter des Wolfener Kulturhauses zu den ganz besonderen Gästen, die aus Anlass der Festveranstaltung am Freitagabend in den Großen Saal des Hauses eingeladen worden waren. In ihrer kurzen Ansprache umriss Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) noch einmal die Geschichte des Hauses, die untrennbar mit der von Wolfen verknüpft ist. Und sie schloss mit dem Wunsch, dass die Einrichtung auch künftig zahlreiche Gäste besuchen werden, damit das Haus mindestens noch weitere 80 Jahre Bestand habe.
Mit einem festlichen Walzer stimmte das Wolfener Ballett-Ensemble auf den Abend ein. Ein Polka-Spaß mit den kleinen Ballett-Eleven folgte. Und Bianca-Graf, die von Moderatorin Conny Marquart als Wolfener Urgestein angekündigt wurde, brachte nicht nur einige ihrer neuesten Titel zu Gehör, sondern: "Ich möchte mit meinem Publikum heute Abend auch mein 25-jähriges Bühnenjubiläum feiern", sagte sie. Ihre Worte waren von herzlichem Beifall begleitet.
Und dann betrat ein kleiner Mann die Bühne, der zu seiner Zeit, in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, zu den ganz Großen zählte und noch heute sein Publikum hat - Charlie Chaplin. Er, alias Peter Mim aus Hannover, verstand es, täuschend echt die Stummfilmgröße jener Zeit darzustellen. Bei einer Szene fühlte man sich sofort in den Stummfilmklassiker von 1915 "The Tramp" versetzt. Auch der kleine Junge aus dem Ballett, den sich der Pantomime für diesen Programmteil "ausgeliehen" hatte, spielte hervorragend mit.
Beim anschließenden Empfang, auf dem der Wolfener Männerchor unter Leitung von Klaus Männel einstimmte, fanden sich die Ehemaligen schnell zusammen. Ruck-zuck wurden Tische zusammen geschoben, um richtig klönen zu können. "Wir haben uns bestimmt 20 Jahre nicht gesehen?", meinte die 77-jährige Elfriede Hartmann zu Edith Haase gewandt, die von 1961 bis zur Wende die Gewerkschaftsbibliothek geleitet hat. Umso herzlicher fiel deshalb auch die Umarmung aus. Die beiden kennen sich gut von ihrer früheren Arbeit, denn Friedel, wie Elfriede Hartmann immer nur genannt wurde, war allein 20 Jahre stellvertretende Klubhausleiterin. "Und ich habe mir bei Edith Haase die ersten Sporen verdient", ergänzt Ilka Peters. Zwölf Jahre habe sie in der Bibliothek mit ihr gearbeitet.