Verteilung Asylbewerber Verteilung Asylbewerber: Keine Flüchtlingszüge mehr am Bahnhof Bitterfeld

Bitterfeld - Der Bitterfelder Bahnhof hat vorerst als Umsteigepunkt für Flüchtlinge ausgedient. Die Menschen aus dem Ausland werden jetzt von Bayern mit Bussen auf die Erstaufnahmeeinrichtungen von Sachsen-Anhalt verteilt. Das erklärt das Innenministerium von Sachsen-Anhalt auf MZ-Anfrage. Der letzte Sonderzug mit Flüchtlingen sei am 29. November in Bitterfeld angekommen.
Als Grund für die Veränderung nennt Sachsen-Anhalts Innenministerium Bauarbeiten der Deutschen Bahn. Ausschlaggebend ist die Sperrung der Saaletalbahn, die im Zusammenhang mit dem Ausbau der Zugstrecke München-Berlin steht. Nach Informationen der Deutschen Bahn erfolgt dort vom 11. Januar bis zum 4. September 2016 eine Streckensperrung. Das bereits jetzt erfolgte Aussetzen der Flüchtlingszüge über Bitterfeld sei als Vorbereitung für die dortigen Bauarbeiten zu werten.
Weiternutzung als Umsteigepunkt offen
„Durch die Sperrung der Saaletalbahn fällt auch die bisherige Route der Flüchtlingszüge weg“, erklärt eine DB-Sprecherin. Alternativ solle der Bahnhof Saalfeld in Thüringen stärker genutzt werden, sobald die Flüchtlingszahlen wieder steigen. Das zumindest ist der aktuelle Stand der Dinge. Die Bahn will nicht ausschließen, dass bereits vor dem Abschluss der Bauarbeiten an der Saaletalbahn wieder Flüchtlingszüge in Bitterfeld ankommen. Auch das Innenministerium lässt offen, ob und wann Bitterfeld wieder als Umsteigepunkt in Frage kommt: „Das kann nicht beantwortet werden, da die Zuweisungen durch die Koordinierungsstelle in München geplant werden“, erklärt Sprecher Stefan Brodtrück. Dann müsste jedoch für die Züge eine andere Route als bisher gefunden werden.
Bis Ende November kamen in Bitterfeld knapp 30 ICE und IC mit Zuwanderern an. Der Bahnhof war seit Anfang Oktober Verteilkreuz für Sachsen-Anhalt. Sonderzüge mit teils mehr als 400 Passagieren erreichten die Stadt montags, mittwochs, freitags und sonntags.
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird bis Ende 2015 voraussichtlich 2.000 Flüchtlinge aufgenommen haben. Ursprünglich war die Verwaltung von 2.200 Menschen ausgegangen. Derzeit leben etwa 1.900 Flüchtlinge in Anhalt-Bitterfeld, davon zirka 670 dezentral in Bitterfeld-Wolfener Wohnungen.
Der Großteil in der Kommune ist mit rund 570 in Bitterfelder Wohnungen untergebracht. Viele Flüchtlinge, die in Sachsen-Anhalt ankommen, reisen in andere Bundesländer weiter.
Keine Hilfe der Bundeswehr
Ab Mitte Oktober half auch die Bundeswehr in Bitterfeld, die Flüchtlinge zu verteilen. Soldaten unterstützten im Rahmen der Aktion „Helfende Hände“ die Ankommenden beim Umsteigen. Busse des Bundeswehr-Fuhrparks brachten die Neuankömmlinge an ihren Bestimmungsort. Dieses sogenannte Amtshilfeersuchen der Behörden ist seit knapp zwei Wochen ebenfalls ausgelaufen. Die Bundeswehr unterstützt zwar weiterhin bei Flüchtlings-Angelegenheiten – unter anderem in Halle und Halberstadt. Aber in Bitterfeld wird ihre Hilfe aktuell nicht mehr benötigt, bestätigt Oberstleutnant Thomas Poloczek, Sprecher der Bundeswehr von Sachsen-Anhalt. Nach Absprache mit dem Innenministerium des Landes sei die Unterstützung daher eingestellt worden.
Bei den Flüchtlingszahlen registrierte das Land zuletzt zumindest temporär einen Rückgang: „In den letzten ein bis zwei Wochen war eine starke Verringerung der Zugangszahlen zu verzeichnen“, sagt Sprecher Brodtrück. In dieser Woche würden hingegen wieder die angekündigten Zuweisungen aus Bayern in Sachsen-Anhalt ankommen. Das seien im Zwei-Tages-Rhythmus fünf bis sechs Busse mit rund 200 bis 250 Menschen.
Nach Informationen des Landkreises Anhalt-Bitterfeld werden dabei zumindest bis zum 8. Januar 2016 keine Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt. Die Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen seien für diesen Schritt ausreichend. Sie befinden sich in Halberstadt, im Maritim-Hotel in Halle, in der Bundeswehrkaserne Klietz im Landkreis Stendal sowie in der Kaserne Altengrabow an der Landesgrenze zu Brandenburg. (mz)