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Verbio will mehr produzieren Verbio will mehr produzieren: Warum die Einwohner von Zörbig noch mehr Gestank befürchten

Von Stefan Schröter 08.03.2017, 11:00
Die Produktion von Bioethanol soll sich mittelfristig nahezu verdoppeln können. Eine Genehmigung steht noch aus.
Die Produktion von Bioethanol soll sich mittelfristig nahezu verdoppeln können. Eine Genehmigung steht noch aus. André Kehrer

Zörbig - Die Information verbreitete sich rasend schnell durch Zörbig. Das wegen der Geruchsprobleme in der Stadt unbeliebte Unternehmen Verbio will seine Produktionsmengen erhöhen. Das stößt auf Skepsis unter den Einwohnern. Die Befürchtung: Es könnte dadurch noch häufiger stinken in Zörbig. Zuletzt sah auch der Petitionsausschuss des Landes Nachbesserungsbedarf bei Verbios Emissionen.

Der Bioethanolproduzent versucht hingegen zu beruhigen: „Wir erwarten durch die Kapazitätserweiterung keine Auswirkungen auf die Geruchsemissionen“, heißt es auf MZ-Anfrage. Ob diese Worte die Zörbiger besänftigen?

Fast doppelt so viel Produktionsmenge geplant

Die Einwohner müssen sich wohl auf das Unternehmen verlassen und auf die Kontrollbehörde. Ende vergangenen Jahres beantragte Verbio beim Landesverwaltungsamt die Kapazitätserweiterung. Statt jährlich bis zu 60.000 Tonnen Bioethanol möchte die GmbH eine Menge von 100.000 Tonnen produzieren können. Grund für den Antrag ist laut Verbio-Geschäftsführer Wolfram Klein die Nachfrage.

Das Unternehmen blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2015/2016 zurück, spricht von einem Rekordjahr. Bestehende Anlagen seien unter Vollauslastung gelaufen. Der Aktienkurs des Unternehmens steht so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Aktionäre erhalten eine Dividende.

Firma will effizienter produzieren

Nun soll die Bioethanol-Produktion in Zörbig sukzessive fast verdoppelt werden. Dieses Ziel will das Unternehmen mit den gleichen Rohstoffmengen wie bisher angehen. Auch auf bauliche Veränderungen werde verzichtet. Vielmehr soll die Produktion effizienter ablaufen.

Das gelinge durch ein verändertes Fermentationsverfahren. „Das eingesetzte Getreide wird vollständiger vergoren, dadurch steigt die Ausbeute an Ethanol bei gleichbleibender Rohstoffmenge“, schildert Geschäftsführer Wolfram Klein. Das sei das Ergebnis der Forschungs- und Entwicklungsarbeit in Zörbig. „Wir sind nun in der Lage, mehr Ethanol aus der in den Rohstoffen enthaltenen Stärke zu gewinnen.“

Darf Verbio überhaupt seine Kapazität erweitern?

Das Landesverwaltungsamt hat die Verbio-Pläne der MZ bestätigt. Es ergänzt, dass der Einsatz von Brotabfällen in der Produktion durch Getreide substituiert werden soll. Offen ist, ob Verbio seine Produktionskapazität ohne formelle Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfung erweitern darf. Das hat Verbio nach MZ-Informationen dem Verwaltungsamt vorgeschlagen, da die Auswirkungen auf die Umwelt nur geringfügig seien.

Das LVWA muss auch über diesen Antrag noch entscheiden: „Die vom Vorhaben betroffenen Behörden wurden im Genehmigungsverfahren beteiligt und die Vollständigkeitsprüfung ist noch nicht abgeschlossen“, erklärt LVWA-Sprecherin Gabriele Städter. Ohne eine Öffentlichkeitsbeteiligung könnte Verbio schneller die erbetene Genehmigung erhalten.

Bürgerinitiative ist skeptisch

Für die Bürgerinitiative (BI) „Zörbio“ gibt es in dieser Frage nur eine Antwort. „Es irritiert mich, wenn etwas hinter verschlossenen Türen passieren könnte“, erklärt BI-Sprecher Torsten Gieseke. Die bei Verbio austretenden Gerüche widersprächen seit Jahren der Betriebserlaubnis der Anlage, wonach zu keiner Zeit ekelerregende Gerüche austreten dürften. Daher soll laut Gieseke lieber ein Auge mehr auf das Unternehmen geworfen werden. Der BI-Sprecher erinnert an die vielen Nachbesserungen die Verbio seit der Genehmigung in den vergangenen Jahren umgesetzt habe. Für Gieseke ein Beleg, dass am Standort nicht alles rundlaufe.

Als nächstes plant Verbio im Gewerbegebiet eine dritte Abluftreinigungsanlage. Dadurch soll die Geruchs-Belastung in der Stadt zurückgehen. „Wir nehmen die Hinweise der Zörbiger sehr ernst. Die Belastung durch Gerüche wird durch den Bau einer neuen, größeren Abluftreinigungsanlage weiter reduziert“, kündigt Geschäftsführer Klein an. (mz)