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Ungewöhnliches Auto Ungewöhnliches Auto: Die einzig wahre 54-PS-Kuh

Von Marcel Danisch 23.01.2004, 18:40

Bitterfeld/MZ. - Ganz überraschend kam das Kuh-Mobil nicht. Hemmerling hatte selbst Monate vorher Anzeigen studiert und Magazine gewälzt auf der Suche nach einem weißen Opel Corsa, nicht zu alt, wenig Kilometer und nicht zu teuer sollte er sein - ein Auto, das alle suchen. Der Resignation nah, wurde sie bei einem Händler in Köthen fündig.

Vom Autohof kam der Corsa in die Garage. In der knapp bemessenen Freizeit bauten die angehende Krankenschwester und einige Freunde alle serienmäßig schwarzen Teile wie Stoßfänger, Radläufe, Spiegel, Kühler und Schlösser ab, um sie weiß lackieren zu lassen. "Wir haben uns extra ein Handbuch gekauft, um alle Verschraubungen zu finden." Erst viel später kamen die typischen Kuhflecken.

"Schwarze Folie" lautet das Geheimnis der außergewöhnlichen Optik. Etliche Monate Arbeit und trotz vieler Freundschaftsdienste 1 600 Euro später ist der Kuh-Corsa jetzt "so, wie ich ihn haben will." Gerade rechtzeitig: Die Prüfungen stehen an. Hemmerling ist im zweiten Lehrjahr, die Freizeit wurde nicht gerade üppiger. Für Kleinigkeiten bleibt noch Zeit. Als letztes lösten getönte Rückleuchten die serienmäßig roten Bauteile ab.

"Es macht schon Spaß, so ein Auto entstehen zu sehen." In einem Fotoalbum sind alle Schritte auf dem Wege der Kuh-Werdung nachvollziehbar. "Ich wollte halt was Besonderes haben. Den Corsa gibt's in vielen Farben, aber keiner sieht so aus." Der Tüv-Prüfer fand das gefleckte Untersuchungsobjekt bei der letzten Abnahme recht lustig. Im Kreiskrankenhaus erklärte man das fleckige Mobil gar zum Maskottchen. Bislang ist der Opel die einzige 54-PS-Kuh im Landkreis. Am Motor ist nichts gemacht: "Für das Anfahrduell an der Ampel reicht's auch so", grinst die Auszubildende.

Lediglich einen großen Bruder duldet sie neben ihrer Corsa-Kuh: Ein recht eckiger Chevrolet-Transporter ist schon länger weiß-schwarz gefleckt unterwegs. "Wenn mir eine andere Kuh entgegenkommt, ist es von mir abgeguckt."

Zu Hause ist der Kuhfimmel, der weit älter ist als der Autowunsch, noch nicht ins neue Zimmer eingezogen. Noch liegen die Insignien der gefleckten Vorliebe wie Poster und einiges aus Porzellan verpackt in Umzugskisten. Auch mobil lebt sich nicht ganz und gar schwarz-weiß: "Kuh-Sitzbezüge fürs Auto? Das wäre zu viel!"