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Tradition in Schmerz Tradition in Schmerz: Meister in der Badewanne

Von Ulf Rostalsky 07.07.2015, 08:47
Nach vorn beugen, Balance halten und kräftig mit den Händen paddeln - so kommt man in der Badewanne vorwärts.
Nach vorn beugen, Balance halten und kräftig mit den Händen paddeln - so kommt man in der Badewanne vorwärts. André Kehrer Lizenz

Schmerz - An Thomas Kolaschewski führt kein Weg vorbei. Der Brehnaer ist der härteste Mann in Schmerz. Auch am Sonnabend ließ er sich den Titel des Ironman nicht nehmen. So schnell wie kein anderer schwamm und watete er 150 Meter durch den Dorfteich, flitzte anschließend um ihn herum und paddelte dann noch einmal 150 Meter mit der Zinkbadewanne übers Wasser.

Schmerz erlebte am Wochenende aber mehr als den Dauersieger Kolaschewski. Das 37. Teichfest ist eines für die Rekordbücher. Nie zuvor war es so heiß, wenn im Muldestausee-Ortsteil der Ironman gekürt, die Meister in der Badewanne gesucht und allerhand kuriose Wettbewerbe vom Beilwerfen bis zum Klopapierzielwurf auf dem Programm standen.

„Eine echte Tropenhitze. Da tut Abkühlung im Wasser doch eigentlich gut“, meint Maik Panwitz vom Heide- und Teichfest-Team Schmerz am See (HTT). Doch von Massenansturm keine Spur. „Es ist sehr ruhig. Einige Leute haben wegen des Wetters ihre Teilnahme an den Meisterschaften abgesagt“, erzählt Panwitz. Trübsal blasen kommt dennoch nicht in Frage. Schmerz steht zu seinem Teichfest und den Badewannenrennen.

Die sind seit jeher als Deutsche Meisterschaften deklariert. Als vor gut einem Jahrzehnt noch Dutzende Aktive versuchten, mit der Zinkwanne über Wasser zu bleiben und vor Hunderten Zuschauern um gute Zeiten wetteiferten, schien der Anspruch normal. Aber jetzt, bei gerade einmal zehn Kindern, vier Frauen, zehn Männern und zwei Mannschaften, die in die Badewanne sprangen? „Wir bleiben dabei. Es sind die Deutschen Meisterschaften. Und beschwert hat sich bisher niemand“, erklärt Maik Panwitz.

Das Heide- und Teichfest-Team Schmerz am See (HTT) schwamm jahrelang auf der Erfolgswelle. Es war zum Nabel der Feierwütigen und Sportverrückten geworden. Hunderte Besucher verfolgten die Deutschen Meisterschaften im Badewannenrennen. Starter kamen schnell aus ganz Deutschland, sogar aus dem Ausland. Das Teichfest wuchs und wuchs. Im Rahmenprogramm spielten Fußball-Traditionsmannschaften, Radfahrer rasten auf dem Schmerzer Dreieck um Sieg.

Heute ist es wieder ein fast normales Dorffest. Es gibt Disko, Wettbewerbe vom Beilwerfen bis Kirschkernspucken, eine Schau von Pkw und Motorrädern und viel Musik. Samstag spielten die Spätsünder um den Gräfenhainicher Bürgermeister Enrico Schilling.

Der Spaß dominiert an der Schmerzgrenze, die am Dorfteich in Stein gehauen und mit klaren Meterangaben versehen ist. Die Schmerzgrenze ist die Ortsgrenze, das Leben tobt am Teich. Zumindest, wenn man auf Klamauk und den etwas anderen Wassersport steht. In die Wanne und los: Gewicht gut verlagern und nicht schon beim Rollen von der Rampe Wasser schöpfen. Das ist das Rezept. „Bekomme ich hin“, tönt Robin Schlinke. Beim Premierenstart des Jungen sieht lange Zeit alles gut aus. Bis er kurz vor dem Ziel mit der Wanne untergeht. Max Dorenburg genießt Heimvorteil. Allerdings reicht es auch für ihn nicht zum Kindertitel.

Egal. In Schmerz zählt die Show. Da werden aus Erik Schneider und Thomas Kolaschewski schon einmal Kittelschürze tragende Prachtfrauen namens Roswitha und Olga. Sie kokettieren, paddeln, jubeln. Ein Rennen in der Wanne ist das pure Vergnügen. Das ist die Botschaft trotz Tropenhitze und den durch sie bedingten Besucherschwund. An Tausende Gäste will man in Schmerz gar nicht mehr denken. Schließlich hat man vor Jahren aus freien Stücken alles zurückgeschraubt auf ein verträgliches Maß. Das Teichfest ist ein ganz normales Dorffest geworden. Mit ein paar Ausnahmen allerdings. Der Ironman-Wettkampf und die Badewannenrennen gehören dazu.

Die diesjährigen Deutschen Einzelmeister im Badewannenrennen stammen allesamt aus Schmerz. Gewonnen haben Marie Sorgenfrey (Kinder), Kerstin Heinemann (Frauen) und Erik Schneider (Männer). Den Mannschaftstitel sicherten sich die Feuerwehrleute aus Schlaitz. (mz)

Bloß kein Wasser beim Start von der Rampe in die Wanne bekommen ...
Bloß kein Wasser beim Start von der Rampe in die Wanne bekommen ...
André Kehrer Lizenz
Bunt bemalt und schick gewandet - auch das gehört zur Badewannen-WM.
Bunt bemalt und schick gewandet - auch das gehört zur Badewannen-WM.
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