Tanz für Toleranz in Bitterfeld Tanz für Toleranz in Bitterfeld: 170 Kinder lernen beim Weltmeister im Breakdance

Bitterfeld - Der Kopf wird frei, nicht leer - das ist der kleine, nicht unwesentliche Unterschied für Nico Hilger. Bewegung ist sein Metier, sein Ding, sein Lebensinhalt - „mein Ventil, Energie rauszulassen“. Er tanzte sich 2002 in Bremen mit dem Ensemble „Da Rookies“ an die Breakdance-Weltspitze.
Heute steht er auf dem Hallenparkett der Erich-Kästner-Schule in Bitterfeld. Ein anderer Ort, eine andere Zeit. Und doch ist es die gleiche Botschaft, die der 40-Jährige übermittelt.
TanzToleranz nennt er seine Vision, von der er Kindern erzählt. 170 sind es in der Förderschule für Lernbehinderte in Bitterfeld. Die hören zu, machen mit. Auch, wenn es manchen schwer fällt. Aber auch Hilger, der in Salzwedel seine Wurzeln hat, ist nicht als Weltmeister vom Himmel gefallen.
Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage - seit 2013
Moonwalk, Flips, Flare, Elbospin, Banana Mills - Breakdance schreibt ein eigenes Lexikon. Darin zu blättern, ist nichts für Couch-Lümmler. Zu denen hat der Tänzer nie gehört. Sein Motto: „Willst du jemand sein, dann unterrichte jemanden.“ Hilger hat sich da viel vorgenommen. In Sachsen-Anhalts Schulen wird er von den Kindern mit der Ghettofaust begrüßt.
Das ist cool, das ist persönlich. Es vermittelt ein Zusammengehörigkeitsgefühl bei Reichen oder Armen, bei Ausländern oder Deutschen - ohne Sprachbarrieren. In der Schulturnhalle sind alle gleich, können voneinander lernen - da ist mehr als nur Bewegung.
Nancy Standtke kennt Nico Hilgers Vision. „Die passt zu uns“, sagt die Schulsozialarbeiterin. „Wir freuen uns, ihn hier zu haben.“ Die Erich-Kästner-Grundschule trägt den Namen: Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage - seit 2013. Ein Titel, der verpflichtet, der Engagement erwartet. Doch das i-Tüpfelchen jedes Projekts ist nicht die Theorie, sondern die Praxis. Am Ende der Woche will Hilger auch in der Erich-Kästner-Schule beweisen, dass das Konzept der DanceCoolTour auch hält, was es verspricht. Nämlich cool zu sein.
Den Tanz als Türöffner benutzen, darin sieht Hilger seine Aufgabe
170 Kinder werden gemeinsam tanzen, zeigen, was ihnen der Breakdancer auf seine besondere Art vermittelt hat. „Wir helfen Kindern nicht, wenn wir sie vor den Tiefen im Leben beschützen“, betont er. Werte mit Erlebnissen verbinden, den Tanz als Türöffner benutzen, darin sieht Hilger seine Aufgabe. Die würde er gern weiterführen - über die Landesgrenzen hinweg - deutschlandweit. Denn mit Kindern zu arbeiten, sei für ihn das größte Glück.
Einer, der sich auf dem Hallenparkett mächtig ins Zeug legt, ist Giovanni. Seine Eltern kommen aus Bosnien. „Ich bin in Deutschland geboren.“ Manche nennen ihn Ausländer. „Na und.“ Giovanni gibt sich tolerant. „Wir sind alle gleich“, erklärt er jedem geduldig. Giovanni hat schnell verstanden, worum es geht. Manch’ anderer braucht dafür etwas länger. Nico Hilger ist geduldig. Er wird weiter tanzen - darauf die Ghettofaust. (mz)
Mehr Informationen über die DanceCoolTour von Nico Hilger gibt es unter www.dancecooltour.de
