1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Strom aus Klärschlamm: Strom aus Klärschlamm: Entsorger der Region schließen Verträge mit Bitterfelder Anlage

Strom aus Klärschlamm Strom aus Klärschlamm: Entsorger der Region schließen Verträge mit Bitterfelder Anlage

15.09.2020, 09:26
Ende 20121 nimmt die Anlage den regulären Betrieb auf.
Ende 20121 nimmt die Anlage den regulären Betrieb auf. André Kehrer

Bitterfeld - Mitteldeutsche Klärschlämme werden ab 2023 in Bitterfeld entsorgt und thermisch weiterverwertet. Eine Zehn-Jahres-Kooperation haben die Leipziger Wasserwerke und die Hallesche Wasser- und Stadtwirtschaft GmbH mit der KSR Klärschlammrecycling GmbH im Chemiepark abgeschlossen.

66.500 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus ihren kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen sollen bei KSR in Bitterfeld jährlich verarbeitet werden. Zudem organisiert das Unternehmen ab 2029 auch die dann gesetzlich vorgeschriebene Phosphorrückgewinnung. Bisher werden die Klärschlämme der beiden Kommunen in der Landwirtschaft verwendet oder in anderweitigen Anlagen mit verbrannt.

Erfahrungen seien in Bitterfeld-Wolfen vorhanden und die Transportwege kurz

„Wir stellen uns den Anforderungen an eine nachhaltige Klärschlammbehandlung“, sagt Jörg Schulze, Geschäftsführer der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft und erwähnt die in den Schlämmen enthaltenen Mikroplastikpartikel und Spurenstoffe. „Man sollte die Schlämme nicht mehr landwirtschaftlich nutzen.“

Ursprünglich hatte das Unternehmen vor, eine eigene Verbrennungsanlage zu bauen und zu betreiben. Die dafür nötige Investition, so Schulze, sei jedoch besser eingesetzt, um zielgerichtet Ausbau und Erhaltung der Trink- und Abwasseranlagen betreiben zu können.

„Wir haben einen kompetenten Partner hier. Und durch die Bündelung der Klärschlammmengen mit unseren kommunalen Partnern haben wir für Betreiber von Monoverbrennungsanlagen wie der Bitterfelder eine interessante Größenordnung erreicht.“ Zudem: Erfahrungen seien in Bitterfeld-Wolfen vorhanden und die Transportwege kurz.

Jährlich werden dann rund 260.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Anlagen verwertet

„Wir erwarten uns mit dem Vertrag eine hohe Verlässlichkeit“, sagt der Technische Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke, Ulrich Meyer. Mit der Nutzung der Anlage leiste man zudem einen klimarelevanten Beitrag, vor allem beim Boden- und Grundwasserschutz. „Wir sehen Klärschlamm als nachhaltige Quelle für eine ressourcenschonende Phosphorgewinnung. Die Kompetenz auf diesem Gebiet hat uns in Bitterfeld überzeugt.“

Seit 2019 errichtet die KSR, Tochter der Chemieparkgesellschaft und der Danpower, im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen für rund 80 Millionen Euro eine der größten Klärschlamm-Verwertungsanlagen Deutschlands. Der Start der regulären Produktion soll am Jahresende 2021 erfolgen.

Jährlich werden dann rund 260.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Anlagen verwertet. Das Material wird in einem Mischbunker zwischengelagert und über Fördersysteme in zwei große Scheibentrockner bugsiert. Über den selbsterzeugten Dampf wird der Klärschlamm so weit getrocknet, dass er nur noch etwa 40 Prozent Wassergehalt hat. Dann kommt er in den Wirbelschichtofen, wo er letztlich verbrannt wird.

Mit den Leipziger Wasserwerken und der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft hat KSR wichtige Partner

Der erzeugte Dampf aus dem Kessel wird auf eine Turbine geleitet. Abzüglich des Eigenbedarfs wird der so erzeugte Strom ins öffentliche Netz gespeist.

Mit den Leipziger Wasserwerken und der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft hat KSR wichtige Partner: In den 23 Kläranlagen der Leipziger werden jährlich etwa 35,6 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt, dabei fallen rund 43.000 Tonnen Klärschlamm an. Die Hallenser reinigen über die Kläranlage Halle-Nord - eine der modernsten biologischen Großkläranlagen ihrer Art - bis zu 75.000 Kubikmeter Abwasser am Tag. So fallen rund 17.500 Tonnen Klärschlamm im Jahr an. (mz/chf)