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Streit Streit: Maibaum-Klau ist jetzt ein Fall für den Staatsanwalt

Von Nico Wendt 22.06.2004, 16:12

Elster/Dommitzsch/MZ. - Da steht er nun vor dem Bootshaus in Elster, der Dommitzscher Maibaum. Die Schleifchen flattern im Wind und die aufziehenden Gewitterwolken passen irgendwie zur Situation ­ denn es droht gewaltiger Ärger. Der Maibaum ist ein Fall für den Staatsanwalt geworden.

Am Himmelfahrtstag gegen 3 Uhr nachts kappte die Jugendgruppe des Kanuvereins "Harmonie" in Elster das Frühlingssymbol. Sie trugen den elf Meter langen Mast vom Dommitzscher Marktplatz zur Elbe und transportierten ihn mit Kanus beinah 30 Kilometer elbabwärts. Die Idee dazu war den Jugendlichen am Vortag gekommen, als sie die Zelte am Dommitzscher Elbufer aufgeschlagen hatten. Getreu dem Motto: Was die Bayern tun, können wir schon lange, wollten die jungen Leute aus einer Bierlaune heraus den Brauch des Maibaumstehlens auch in Sachsen-Anhalt publik machen. "Wenn die Gänsebrunnenstädter ihr Symbol wiederhaben wollen, muss mindestens ein 50-Liter-Fass Gerstensaft bei uns anrollen", stand für die Elsteraner fest.

Doch daraus dürfte erst einmal nichts werden. "Wir bezahlen kein Bier und nehmen auch das Angebot von Sponsoren nicht an", bestätigte der Chef der Schützengilde Dommitzsch, André Burkert. Denn das Brauhaus Torgau hatte schon Bereitschaft gezeigt, zwischen beiden Vereinen zu vermitteln und den Gerstensaft zu liefern. "Wir konnten auf dem in der MZ-Foto einen zwei Zentimeter Riss am Maibaum ausmachen, der sich von unten nach oben zieht. Wir werden den Mast nicht wieder aufstellen. Wenn der umknickt, das kann niemand verantworten", macht André Burkert seinem Ärger Luft.

Für ihn steht fest: Das war kein Schabernack, sondern Diebstahl mit Beschädigung. Und so heißt es auch in der Strafanzeige, die man bei der Polizei gestellt hat. Laut Aussage der Dommitzscher Seite besteht ein Schadensanspruch von mindestens 2 500 Euro. "So ein Maibaum muss bearbeitet, geschliffen, gestrichen werden, man muss Fähnchen und Schleifen neu drucken lassen", zählt Burkert auf.

André Burkert hat recherchiert: In Bayern wird der Maibaum lediglich einen Tag vor dem Aufstellen oder in derselben Nacht stibitzt. Und zwar nur von Leuten aus der Nachbargemeinde, so die Tradition. Entsprechend reagierte der Dommitzscher, als sich vier Tage nach Himmelfahrt der Vereinschef aus Elster bei ihm meldete. "Wir pochen auf Schadensersatz", macht er seinen Standpunkt klar. Günter Noack schüttelt mit dem Kopf: "Die Dommitzscher sollen sich nicht so affig haben und vielleicht noch einen Prozess anstreben. Das ist lächerlich", sagt der 65-Jährige, der 30 Jahre den Kanuverein Elster leitete und nun im Vorstand mitwirkt. "Das war ein Jugendstreich. Der Baum ist völlig unversehrt und es gab keinen materiellen Schaden."

Zwar habe sich der Verein von der Tat distanziert, doch man wolle die jungen Leute nicht im Regen stehen lassen. "Das sind keine Kriminellen, sondern fixe Burschen, Studenten, Handwerker ­ die es nicht böse gemeint haben. Es wäre schlimm, wenn dadurch eine Feindschaft entsteht", meint Günter Noack. Die Kripo sei da gewesen, und ein Anwalt aus Torgau habe sich schon gemeldet, der die Elsteraner kostenlos vertreten will.

Der Elsteraner hofft, dass die Sache glimpflich endet. "Die Betroffenen sollten sich an einen Tisch setzen und klar Schiff machen. Am Bier und am Rücktransport des Maibaumes sollte es am Ende auch nicht scheitern."

Dieser Beitrag wurde der MZ von der Torgauer Zeitung zur Verfügung gestellt.