Stadtumbau Stadtumbau: Abrissbagger im Birkenhain
Wolfen/MZ. - Gespannt beobachtet Ronny Bauer, Chef der Abrissfirma Bauer aus dem sächsischen Crimmitschau, wie der Bagger den ersten Balkon des ersten Blocks im Birkenhain anknabbert. Für die Mitarbeiter der Firma ist das Routine. Sie arbeiten auf diesem Gebiet in mehreren ostdeutschen Städten. "In manchen kommen ganze Wohngebiete weg", sagt Bauer.
Sechs Blöcke reißt die Firma nun in Wolfen-Nord im Auftrag der Wohnungs- und Baugesellschaft ab. Je drei Wochen, erklärt er, sind für einen veranschlagt. 776 Wohnungen sollen in diesem Jahr insgesamt in der Plattenbausiedlung abgerissen werden. Ein wichtiger Schritt im Programm "Stadtumbau Ost", sagt Harald Rupprecht, Geschäftsführer der Erneuerungsgesellschaft Wolfen-Nord (EWN).
Die Städte sollen attraktiver werden, damit die Bewohner hier eine Zukunft sehen, damit Investoren kommen. Das ist Sinn des Stadtumbau-Programms. Doch das, was in diesem Jahr gemacht wird, ist eigentlich das Programm von 2002. "Wir sind ein Jahr in Verzug", erklärt Uwe Reinholz, Geschäftsführer der Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen. Sie besitzt 6 000 Plattenwohnungen, 2 000 davon stehen leer.
Was da ein solches Jahr ausmacht, fasst Reinholz zusammen: Das Unternehmen trägt dafür zusätzliche Leerstandskosten. Und das sind 50 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche. Hinzu kommt, dass es ein weiteres Jahr auf den Altschulden sitzen bleibt - 75 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
Die Altschulden werden mit dem Abriss des leeren Gebäudes erlassen. Reinholz indes blickt schon wieder in eine ungewisse Zukunft. "Wir haben für die nächsten Abrisse noch keinen Bewilligungsbescheid. Ich befürchte, wir stehen bald vor dem selben Dilemma."
Nicht anders sieht es bei der Wohnungsbau-Genossenschaft Wolfen aus. "Nur haben wir das Problem, dass wir noch mehr Gebäude haben", fügt Jürgen Trümpler, technischer Vorstand des Unternehmens, hinzu. Die Anträge an das Land für 2004, sagt er, seien gestellt. "Wir warten auf die Bestätigung."
Reinholz kritisiert - wie auch Trümpler und Rupprecht - die Förderinstrumente des Programms "Stadtumbau Ost" und deren Handhabung: "Die Richtung beim Stadtumbau stimmt, Instrumente und Tempo sind aber falsch."