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Meyer Burger Solarzellenwerk in Bitterfeld-Wolfen insolvent - Investor gesucht

Die angestrebte Sanierung von Meyer Burger ist gescheitert. Europas größte Zellenfabrik in Bitterfeld-Wolfen meldet Insolvenz an. Wird noch ein Käufer gefunden?

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 01.06.2025, 16:57
Die Solarzellen-Produktion in Bitterfeld-Wolfen steht bereits seit Ende April still.
Die Solarzellen-Produktion in Bitterfeld-Wolfen steht bereits seit Ende April still. Foto: Meyer Burger

Bitterfeld-Wolfen/MZ. - Bei der angestrebten Rettung des Solarunternehmens Meyer Burger gibt es einen weiteren Rückschlag: Für die zwei deutschen Tochterunternehmen wurde eine Insolvenz beantragt, teilte das Unternehmen am Samstagabend mit. Betroffen ist das Solarzellen-Werk in Bitterfeld-Wolfen mit 331 Mitarbeitern.

Die letzte große Solarzellen-Produktionsstätte in Europa hatte bereits am 28. April 2025 die Fertigung eingestellt. Die Produktionsmitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Als Grund für den Stillstand wurden Materialengpässe genannt. Meyer Burger konnte wichtige Vorprodukte nicht mehr finanzieren.

Das Unternehmen kämpft seit Monaten ums Überleben. Im Vorjahr wurde bereits die Modulproduktion im sächsischen Freiberg eingestellt. Das Werk in Sachsen-Anhalt produzierte seither rund um die Uhr Solarzellen für das Meyer-Burger-Modulwerk in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona.

Verhandlungen mit Gläubigern waren erfolglos

In den vergangenen Monaten verhandelte die Meyer-Burger-Führung mit großen Auftraggebern und Gläubigern über ein Sanierungsprogramm. Die Investoren sollten dafür frisches Geld bereitstellen. Die Gespräche führten offenbar nicht zu dem gewünschten Ergebnis. „Diese Bemühungen waren bisher nicht erfolgreich“, heißt es. Erst am Freitag hatte das Schweizer Unternehmen bekannt gegeben, dass Meyer Burger aufgrund fehlender finanzieller Mittel gezwungen sei, seine noch im Hochlauf befindliche Solarmodulproduktion in den USA zu stoppen. Den 282 Mitarbeitern sei gekündigt worden. „Die Zukunft des Standorts ist offen“, hieß es weiter.

Von der aktuell beantragten Insolvenz in Deutschland ist auch der Maschinenbau- und Forschungsstandort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal mit 289 Mitarbeitern betroffen. Die Tochtergesellschaft Meyer Burger AG mit etwa 60 Mitarbeitern in Thun (Schweiz) soll bestehen bleiben. Die Geschicke der deutschen Standorte wird jetzt ein vom Gericht bestellter vorläufiger Insolvenzverwalter übernehmen. Der Name ist noch nicht veröffentlicht. Die Gehälter der Mitarbeiter sind über die Arbeitsagentur für die kommenden drei Monate gesichert.

Konkurrenz aus China ist groß

Meyer Burger kündigt an, den Restrukturierungsprozess fortsetzen zu wollen. Das heißt, der Insolvenzverwalter könnte nun mit den Gläubigern verhandeln oder ganz neue Investoren suchen. So hätten möglicherweise chinesische Solarunternehmen Interesse an der Technologie des Unternehmens. Hintergrund der Krise: Die Premium-Module von Meyer Burger können sich am Markt nicht gegen billige Module von chinesischen Herstellern durchsetzen. Daher setzte Meyer Burger auf den US-Markt, der durch Zölle bereits seit Jahren geschützt ist. Derzeit gibt es wenig Anzeichen, dass sich die Preise trotz guter Marktlage in Deutschland erholen. Laut dem Fachportal PVXchange werden in China aktuell mehr Module produziert, als im eigenen Markt gebraucht werden. Die Überschüsse würden zu niedrigen Preisen nach Europa exportiert.