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Silvesternacht Silvesternacht: Nach Mitternacht beginnt der Stress

Von Ulf Rostalsky 01.01.2004, 17:33

Bitterfeld/MZ. - "Wir machen das seit 1991 schon. Damals sind wir von der Wolfener Berufsfeuerwehr hierher gewechselt. Und warum sollten wir nicht Silvester Dienst schieben?" Der Tag sei eigentlich einer wie jeder andere. Heine und Teuerkauf beschreiben die Normalität des Augenblicks, gestehen aber auch, dass sie mit ihrer Dienstbereitschaft nicht an familiäre Grenzen stoßen. Heine ist alleinstehend, Teuerkaufs Frau und Kinder arbeiten in Bayern.

Die Silvesternacht nimmt indes einen ruhigen Verlauf. Keine Meldung über einen Brand, keine Anforderung eines Rettungswagens. Nichts. "Kein Drama, sogar schön", sagen die Dispatcher und erinnern daran, dass von ihnen vermittelte Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst durchaus mit menschlichen Schicksalen in Verbindung stehen. Kurz vor Mitternacht der erste Anruf: Die Stimme klingt verwaschen, von einem Ohnmächtigen ist die Rede. Zu viel Alkohol hätte der getrunken. Zeit, einen Rettungswagen zu schicken? Teuerkauf will kein Risiko eingehen, keinen Arzt und Sanitäter schicken, wenn keiner gebraucht wird, aber auch nicht vom grünen Tisch aus einen verhängnisvollen Fehler machen. "Da hilft nur intensives Nachfragen", sagt der gelernte Feuerwehrmann. Erfahrung, die sich auszahlt. Der vermeintlich Ohnmächtige ist aus seinem Rausch erwacht, Hilfe ist nicht nötig.

Der Zeiger der Uhr rennt unaufhaltsam der vollen Minute entgegen. Mitternacht, Neujahr. Ein kurzer Händedruck zwischen den Dispatchern, dann noch freundliche Grüße an Kollegen in Köthen, bei Feuerwehr und Polizei in Wolfen und Bitterfeld.

Im Polizeirevier der Kreisstadt bewahrheitet sich derweil eine vor Dienstantritt aufgestellte Prognose. Vor Mitternacht würde es relativ ruhig bleiben, Stress werde es erst später geben. Polizeihauptkommissar Peter-Alexander Willig und Polizeiobermeister Klaus Bräsecke sind in dieser Nacht die Herren über das Telefon. Das schrillt kurz nach Mitternacht immer wieder. In Thalheim, so der Anrufer, verbreite jemand Angst und Schrecken. Er schieße mit einer Schreckschusspistole auf Menschen. Einsatz. Ärger auch in Bitterfeld. Eine Feier in der Bahnhofsstraße endete mit einer Schlägerei. Einsatz für die Polizeimeister Christian Wenzeck und Thomas Große.

Der Ort des Geschehens ist von weitem zu erkennen. Ein Notarztwagen ist bereits vorgefahren, in die aufgebrachte Menschenmenge muss Ruhe gebracht werden. Aufgeregt und wild gestikulierend werden Schläge als Rache für eine gebrochene Nase angedroht, der Hergang des eigentlichen Geschehens ist schwer nachzuvollziehen. Schwerstarbeit für Wenzeck und Große, und dennoch Routine. Die Wogen glätten sich, Anzeigen werden zu einem späteren Zeitpunkt im Revier aufgenommen.

Relative Ruhe und dann Hektik. "Jetzt wird es ernst. Messerstecherei." In Windeseile rasen die Polizisten in die Bitterfelder Bismarckstraße. Auch hier ein ähnliches Bild. Notarzt, Polizei, eine aufgebrachte Menschenmenge. Ein Verletzter wird abtransportiert. Von Messern, Samuraischwertern und allerhand Gewalt ist die Rede. Silvester wurde gezecht, Alkohol setzte Fantasien frei. Messer kamen zum Einsatz, Blut floss. Wieder werden Personalien aufgenommen.

Kaum Zeit für ein wenig Ruhe. Denn schon kurze Zeit später geht es in die Dessauer Straße. Müll in einem Haus brennt, Schaulustige versuchen, Zwist mit Schlägen aus der Welt zu schaffen. Für Wenzeck und Große bleibt hier allerdings wenig zu tun, die Wogen haben sich bei ihrem Eintreffen bereits geglättet.

Hochzeit indes bei der Feuerwehr. Neben diversen Müllcontainern brannte auch Unrat im Kiz. Glück im Unglück: Der Brand war schnell gelöscht, größerer Schaden konnte verhindert werden.